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Technik Freies Internet vom Rathausturm

Beim Bürgerfrühstück in Wernigerode kann man kostenlos im Internet surfen. Der Verein Freifunk Harz hat im Rathaus Anschluss gefunden.

Von Katrin Schröder 24.05.2016, 01:01

Wernigerode l Max Mischorr schaut auf das Display seines Smartphones: Das Freifunk-Netz ist da. „Bei mir verbindet sich das automatisch“, sagt der Vorsitzende des Vereins Freifunk Harz. Kritisch betrachtet er die Download-Anzeige – die Menge der heruntergeladenen Daten könnte größer sein. „Bestimmt haben sich schon viele eingeloggt“, wirft Steffen Taubenheim-Probst, Technik-experte des Vereins, ein. Die Freifunker haben zusammen mit der Stadtverwaltung das Rathaus in einen Internet-Knotenpunkt verwandelt – zumindest bis zum Bürgerfrühstück am kommenden Sonntag.

Die dazu nötige technische Ausstattung – einen Router, der Daten verteilt und weiterleitet – haben die Freifunker mitgebracht. „Den haben wir einfach angeschlossen“, sagt Dietmar Pfohl, Leiter der IT-Abteilung im Rathaus. Dazu brauchten die Verantwortlichen einen Anschluss, der unabhängig von der Leitung der Stadtverwaltung funktioniert, und einen geeigneten Standort. „Wir mussten einen Punkt finden, der den gesamten Marktplatz überstrahlt“, erläutert Pfohl. Deshalb ist das Gerät in einem der beiden Rathaustürme installiert. Einige letzte Handgriffe stehen noch aus, bis die volle Leistung erreicht ist. Fünf Mbit sind möglich – damit kann man via Internet telefonieren, gängige Anwendungen wie der Videokanal youtube laufen.

Nutzer müssen dafür lediglich die unter „harz.freifunk.net“ angezeigte Verbindung auf dem Smartphone anwählen. Ein Passwort ist nicht nötig, Daten werden nicht gespeichert, versichern die Freifunker. Der Verein verfügt im Harz über insgesamt rund 750 Knotenpunkte. Welche von ihnen jeweils aktiv sind, zeigt die Netzwerkkarte auf der Internetseite des Vereins.

Etwas mehr als 20 Knotenpunkte hat Freifunk Harz in Wernigerode. Angesiedelt sind diese in Geschäften, Firmen und Imbissen, aber auch in Ferienwohnungen, Wahlkreisbüros, beim Deutschen Roten Kreuz und im Tennisclub Wernigerode. Gegenüber rund 230 Orten in Quedlinburg nimmt sich die Zahl bescheiden aus. „Wir brauchen mehr Leute, die mitziehen“, sagen Max Mischorr und Steffen Taubenheim-Probst. Ideal wäre, wenn wie in Quedlinburg jeder zweite Gewerbetreibende dabei wäre. Außerdem wünschen sich die Freifunker Mitstreiter, die an höher gelegenen Standorten Richtfunkanlagen installieren. „Diese können bis zu 14 Kilometer weit senden, wenn kein Hindernis im Weg ist“, sagt Vereinschef Mischorr.

Um das Problem der Störerhaftung müssen sich Helfer nicht mehr sorgen. Seit wenigen Tagen ist Freifunk Harz bei der Bundesnetzagentur als Internetanbieter registriert. Das bedeutet unter anderem, dass der Verein und seine Unterstützer nicht für Rechtsverletzungen von Nutzern haften. Deshalb müssen die Freifunker nicht mehr wie bisher den Umweg über Server in Schweden nehmen. Die Folge: Das Netzwerk, das zuletzt wegen hoher Auslastung schwächelte, wird wieder schneller.

Ob das kostenlose W-LAN vom Rathausturm zur Dauereinrichtung wird, ist offen. Noch ist das Projekt im Testlauf, doch Dietmar Pfohl wäre mit Blick auf den Tourismus für eine Fortführung offen. „Heutzutage sollte man Urlaubern freies Internet anbieten.“

Mehr im Internet unter: www.harz.freifunk.net