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Nachhaltigkeit Erste Hilfe für Toaster und Co.

Beim ersten Reparatur-Café in der Malzmühle haben zahlreiche Wernigeröder kaputte Elektrogeräte von Experten untersuchen lassen.

Von Katrin Schröder 30.05.2016, 01:01

Wernigerode l Volker Linke wuchtet den großen Karton auf den Tisch in der Wernigeröder Malzmühle. Zweimal hat er auf der Doppel-Induktions-Kochplatte den im Urlaub gefangenen Fisch gebraten, dann gab das Gerät den Geist auf, so der Wernigeröder. „Wir schauen uns das mal an“, sagt Johann Krauser, Professor für Physik und Elektrotechnik an der Hochschule Harz. Am Sonnabend fungiert er als Experte für Reparaturen aller Art beim ersten Wernigeröder Repair Café, deutsch: Reparaturcafé.

Eins steht bereits nach einer Stunde Café-Betrieb fest: Die Initiative der Arbeitsgemeinschaft „Nachhaltige Hochschule“ hat voll eingeschlagen. „Wir mussten schon Leute wegschicken“, sagt Jeannette Israel-Schart. Die Schlange der Interessenten ist lang und reißt nicht ab. „Der Bedarf ist riesig“, sagt ihre Kollegin Frauke Gerlach. Rund 60 Besucher zählen die Organisatoren, mehr als 30 Geräte haben sie mitgebracht – darunter Toaster, Radios, ferngesteuerte Autos, DVD-Player, Kassettenrekorder und einen Zimmerspringbrunnen aus DDR-Zeiten. „Den konnten wir nicht in Gang bringen“, so Jeannette Israel-Schart.

Zu den Ratsuchenden zählt Mirko Behlau, der eine defekte Spielekonsole dabei hat. „Das Schwierigste ist, das Gehäuse zu öffnen“, sagt Marius Faust. Lange schraubt der angehende Wirtschaftsingenieur am Gehäuse und sucht, als es sich endlich öffnen lässt, die Platine nach Schmorspuren ab. Am Ende ist es ein Datenkabel, das ausgetauscht werden muss.

Im Hinterzimmer schraubt derweil Henning Frommhold seinen Kaffee-Vollautomaten wieder zusammen. Der Wernigeröder ist stolz, dass er mithilfe der Experten vom Repair-Café den Defekt beheben konnte. „Im Mahlwerk waren Fremdkörper“, berichtet er. Wie die Holzstückchen hineingelangt sind, weiß er nicht, doch offenbar handelt es sich nicht um eine geplante Obsoleszenz – also eine vom Hersteller geplante Verringerung der Haltbarkeit eines Produkts.

Der Verdacht war da, denn das Gerät ging kurz vor Ablauf der Garantie kaputt. Das passiert oft, wissen die Experten. „Die Hersteller könnten Geräte bauen, die Jahrzehnte halten. Aber dann würde sie nichts mehr verkaufen“, sagt Faust.

Die Bilanz des Tages ist aus Sicht der Experten gut: Sieben Geräte sind repariert worden – wie Volker Linkes Induktionsplatten, bei denen sich ein Kabel gelöst hatte. Bei 15 Geräten wurde der Fehler gefunden und eine Reparaturempfehlung ausgesprochen. Elf Geräte waren hingegen nicht zu retten.

Am Sonnabend, 9. Juli, von 14 bis 18 Uhr findet das nächste Repair Café in der Malzmühle statt. Willkommen sind Ratsuchende, aber auch Experten, die ihr Wissen und Können zur Verfügung stellen.