1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wernigerode
  6. >
  7. Mister Weihnachtsmarkt nimmt seinen Hut

Adventsmarkt Mister Weihnachtsmarkt nimmt seinen Hut

Wernigerodes weihnachtliches Flair erfreut Tausende Besucher. Karlheinz Grubert hat 25 Jahre lang den Adventsmarkt organisiert.

Von Ivonne Sielaff 14.12.2016, 00:01

Wernigerode l Einmal täglich geht Karlheinz Grubert über den Wernigeröder Weihnachtsmarkt. Er weiß, wo es Heidelbeerglühwein gibt, wo die Kinder Zuckerwatte naschen, wo Christbaumkugeln verkauft werden. „Ich kenne die Händler, und sie kennen mich auch“, sagt der 64-jährige Heimburger. Seit 25 Jahren organisiert Grubert den Adventsmarkt im Herzen der Altstadt. „Zusammen mit Eike Starcke“ – darauf legt er wert. „Wir sind ein eingespieltes Team.“

An diesem Mittwoch ist Karlheinz Grubert das letzte Mal beruflich zwischen Buden und Pyramiden unterwegs. Mr. Weihnachtsmarkt nimmt seinen Hut, geht in den wohlverdienten Ruhestand. „Ich hätte schon letztes Jahr aufhören können, aber meinen 25. Weihnachtsmarkt wollte ich noch schaffen.“ Als Marktleiter hat er inzwischen Routine. „Ich überwache den Aufbau der Buden, passe auf, dass jedes Häuschen an die richtige Stelle gesetzt wird.“ Er liest den Stromverbrauch von den Zählern ab, kontrolliert, ob die Händler pünktlich öffnen. Wenn die Verkäufer Sorgen oder Nöte plagen, steht er als Ansprechpartner bereit.

„Eigentlich bin ich gelernter Baumaschinist, habe im MLK gearbeitet, mich dort zum Meister qualifiziert.“ Nach der Wende machte der Blankenburger Betrieb dicht. Seit 1991 ist Grubert als Mitarbeiter im Außendienst und Vollzug für das Wernigeröder Ordnungsamt tätig – mit vielfältigen Aufgaben neben Weihnachts- und Wochenmarkt. Besonders spannend sei seine Arbeit als Ermittler. „Ich habe beispielsweise für das Einwohnermeldeamt recherchiert, wenn Adressen nicht stimmten.“ Oftmals sehr bewegend sei für ihn gewesen, Angehörige von Verstorbenen für das Standesamt aufzuspüren. „Viele ältere Leute leben allein. Niemand kümmert sich, wenn sie im Sterben liegen. Als Stadt sind wir dafür verantwortlich, dass sie unter die Erde kommen. „Werden keine Angehörigen gefunden, muss die Stadt die Beerdigung bezahlen.

Auch bei Zwangsräumungen von Wohnungen war Karlheinz Grubert etliche Male zugegen. „Ich habe mich darum gekümmert, dass die Betroffenen irgendwo anders unterkommen.“ Dabei erinnert er sich an eine Begebenheit, die sein Herz jetzt noch schneller schlagen lässt. „Ich stand in einer Wohnung, die geräumt werden sollte, als plötzlich das SEK hereinstürmte.“ Mit vorgehaltener Waffe wurde er gefragt, was er dort zu suchen habe. Kurz darauf erfuhr Grubert, dass der Mieter am Tag zuvor gedroht hatte, die Wohnung in die Luft zu sprengen. „Nur mir hatte niemand Bescheid gesagt.“

Die nächste Zeit wird für ihn nun bedeutend ruhiger. „Wie sagt man so schön? Ich gehe mit einem lachenden und einem weinenden Auge.“ Zuerst werde sich die freie Zeit wie Urlaub anfühlen, glaubt er. „Aber dann werden mir meine Kollegen und meine Arbeit fehlen.“ Langeweile komme trotzdem nicht auf. „Wir haben einen großen Garten“, sagt der 64-Jährige. „Da gibt es immer viel zu tun.“

Und der Weihnachtsmarkt? „Den werde ich auch weiterhin besuchen. Dafür sorgen schon meine beiden Enkelinnen.“ In Erinnerung geblieben sind ihm die traditionellen Eröffnungen vor dem ersten Advent. „Ich war immer dabei, habe Glühwein und Stolle an die Wernigeröder verteilt.“ Nächstes Jahr, verspricht Karlheinz Grubert, werde er sich auf der anderen Seite des Tisches einreihen.