1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wernigerode
  6. >
  7. Baldrian und Musik gegen Silvesterstress

Haustiere Baldrian und Musik gegen Silvesterstress

Für Haustiere ist Silvester Lärm und Angst. Tierärztin Franziska Ujvari aus Wernigerode verrät, wie Hund und Katze den Abend überstehen.

Von Holger Manigk 31.12.2016, 00:01

Wernigerode l Knaller, blitzende Raketen und laut heulende Pfeifer – für Hund und Katze ist die Silvesternacht ein Albtraum. „Das größte Übel für Haustiere ist die psychische Komponente des Stresses, der durch die ungewohnten Geräusche und Lichter ausgelöst wird“, sagt Tierärztin Franziska Ujvari. Die Wernigeröderin, die eine Praxis im Mühlental betreibt, rät davon ab, dem vierbeinigen Freund den Kopf zu tätscheln und gut zuzureden. „Das zeigt dem Tier nur, dass etwas nicht in Ordnung ist.“ Selbst der bravste Familienhund könne in dieser Stresssituation plötzlich nach der Hand schnappen. Herrchen oder Frauchen sollten sich möglichst normal verhalten.

Einfache Hausmittel helfen dagegen, die letzte Nacht des Jahres für die Vierbeiner entspannter zu gestalten. „Nichts beruhigt Katzen mehr als Baldrian“, sagt Franziska Ujvari. Hunde sollte man am besten von Lärm und Lichtblitzen abschotten. „Ich setze meinen Johnny bei heruntergelassenen Rollläden, voller Beleueuchtung und lauter Musik ins Badezimmer – so bekommt er keine Panik“, spricht die Tierärztin aus eigener Erfahrung. Wichtig sei es, für eine neutrale Geräuschkulisse zu sorgen. „Es gibt sogar spezielle Silvester-CDs für Hunde – mit Wagner, Hard Rock oder Heavy Metal.“

Ein neuer Trend aus den USA seien sogenannte Thundershirts – eng anliegende Anzüge über den gesamten Rumpf des Hundes. „Sie geben ein Gefühl von Ruhe und Geborgenheit, mindern die Angst“, erläutert die Tierärztin. Einer ihrer Klienten nutze einen solchen Anzug für seinen Hund – und sei von den Ergebnissen „begeistert“.

Auch Medikamente können helfen, den Stress bei Hunden und Katzen abzumildern. „Ich verwende pflanzliche Präparate – etwa aus Baldrian, Melisse oder Tryptophan – die das Tier in eine ‚Ist-mir-egal-Stimmung‘ versetzen“, berichtet Franziska Ujvari. Andere Stoffe, die aus der Muttermilch gewonnen werden, wirken ebenfalls entspannend auf Hund und Katze. „Ähnlich wie bei Mitteln gegen Allergien für Menschen muss der Körper aber erst einen gewissen Pegel der Wirkstoffe aufbauen, damit sie wirken.“ Die Tierärztin rät daher, diese Mittel bereits in der Woche vor Silvester immer wieder dosiert zu verabreichen. Dennoch könne man „aus einem Hasenfuß keinen Herkules machen“.

Franziska Ujvari erklärt, dass Pharmafirmen viele Medikamente auf den Markt bringen, die die Angst der Tiere dämpfen sollen – wie das normalerweise zur Narkose eingesetzte Dexmedetomedin. „Knallt es in der Umgebung, wachen die Tiere aber sofort auf“, warnt die Veterinärin. „Früher setzten viele Tierärzte zudem auf Azepromazin.“ Schlaftabletten mit diesem Wirkstoff seien jedoch nicht angstlösend. „Das Tier bekommt alles mit, kann sich aber nicht äußern oder wehren – somit endeten Hund und Katze meist noch verstörter als vorher“, erläutert die Tierärztin. Sie gebe dieses Medikament daher nicht heraus.

Sollte sich der Vierbeiner nach der Silvesternacht merkwürdig verhalten, rät die Medizinerin zu einer Knalltherapie. „Mehrere Hundetrainer in der Umgebung bieten diese Kurse für Hund und Herrchen an.“