Altstadt-PassageLeerstand in Wernigerode

Der Leerstand im Wernigeröder Forum „Bunte Stadt“ soll bald der Verangenheit angehören. Die neuen Betreiber setzen auf Modernisierung.

Von Sandra Reulecke 29.06.2017, 01:01

Wernigerode l Helle Beleuchtung und Blumenarrangements können darüber nicht hinwegtäuschen: In den Altstadt-Passagen in Wernigerode herrscht Leerstand. In vielen Schaufenstern sind nur große Schilder zu sehen, mit denen die Läden zur Vermietung angeboten werden.

„Bis zu zehn Gewerbeflächen stehen jetzt im Juni leer und sind zu vermieten“, klagt Volksstimme-Leser Albert Alten. „Dabei war das Forum ‚Bunte Stadt‘ kurz nach der Eröffnung eine funktionierende Einkaufspassage auf zwei Etagen, in der man wetterunabhängig einkaufen konnte und ein vielfältiges Konsum- und Warenangebot vorhanden war.“ Der Wernigeröder befürchtet, dass die Passage zur Investruine mitten in der Stadt werden könnte, wenn noch mehr Geschäfte schließen und das Warenangebot nicht attraktiver wird. „Wenn das Forum ‚Bunte Stadt‘ weiter an Charme und Charakter verliert, bleibt das Einkaufserlebnis für Einheimische und Touristen bald vollständig auf der Strecke.“

So weit wollen es die Eigentümer nicht kommen lassen. Seit gut einem Jahr betreibt die GV Nordost Verwaltungsgesellschaft mbH das Forum, seitdem gibt es kein Centermanagement mehr vor Ort.

„Die Gesellschaft hat Entwicklungspotenzial gesehen und es deshalb übernommen“, sagt David Lüttke. Der Verwalter, der in Berlin sitzt, betont: „Wir wollen das Center wieder beleben.“ Etwa einmal im Monat komme er nach Wernigerode. „Das Objekt ist in die Jahre gekommen. Es stehen in nächster Zeit einige Sanierungen an.“ Für die baulichen Veränderungen an dem 1995 errichteten Komplex führe die Gesellschaft bereits Gespräche mit Architekten. Auch wolle der Eigentümer mehr und gezielter werben.

Das bestätigt Nicole Kretzschmar. Seit Anfang des Jahres ist sie für die GV Nordost Verwaltungsgesellschaft mbH mit der Verwaltung des Forums betreut. Ihr Sitz ist in Halle, nach Wernigerode komme sie alle ein bis zwei Wochen. Seit sie zuständig ist, habe ein neues Geschäft eröffnet, ein weiteres seinen Verkaufsraum erweitert. Die acht Gewerbeflächen, die derzeit frei sind, seien an mehreren Stellen inseriert und werden beworben, sagt sie.

Im Internet, auf immobilienscout24.de, gibt es mehrere Anzeigen. Pro Quadratmeter werden laut einem Inserat 7,50 Euro Miete verlangt – für Wernigeröder Verhältnisse günstig. Zudem baue das Unternehmen auf die Unterstützung von regionalen und überregionalen Maklern, informiert Nicole Kretzschmar. Vorgaben, welche Waren künftig vertrieben werden sollen, gebe es nicht. „Wir hören uns alle Konzepte erst einmal an.“

Warum bleiben trotzdem so viele Schaufenster leer? „Für Filialisten sind die Verkaufsflächen zu klein“, erläutert die Verwalterin. Es gebe bei Interesse die Möglichkeit, Läden zusammenzulegen und so mehr Verkaufsfläche zu schaffen. Es laufen Gespräche mit großen Ketten, heißt es von der Verwaltungsgesellschaft. Doch solange keine Verträge unterschrieben sind, wolle man keine Namen nennen.

Ein nicht von der Hand zu weisendes Problem sei die Lage. „Der Zugang zur Ladenstraße ist nicht ideal. Touristen, die in die Innenstadt gehen, nehmen andere Wege“, erläutert Nicole Kretzschmar. Um künftig mehr Besucher in die Einkaufspassage mit den insgesamt 39 Gewerbeeinheiten zu locken, wolle man das Forum in Veranstaltungen einbinden. „Wir werden uns zum Beispiel in diesem Jahr an dem Schokoladen-Festival beteiligen“, kündigt sie an. Wie David Lüttke ergänzt, laufen zudem Gespräche mit der Stadtverwaltung und der Kaufmannsgilde, um gemeinsam nach Lösungen zu suchen.

Zu dem Objekt gehören neben der Passage ein Parkhaus und 84 Mietwohnungen. „Die sind fast vollständig vermietet“, informiert Lüttke. Auch mit der Auslastung des Parkhauses sei man sehr zufrieden.

Die GV Nordost Verwaltungsgesellschaft mbH vertritt mehrere Wohn- und Gewerbeflächen. Geschäftsführer ist Horant Elgeti. Sein Nachname ist in der Wirtschaftsbranche bekannt. Rolf Elgeti, sein Bruder, ist ein ehemaliger Aktienanalyst und Immobilienspekulant. Sport-Fans kennen ihn als – nicht unumstrittenen – Investor für den in finanzielle Schieflage geratenen Drittliga-Fußball-Verein Hansa Rostock.