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Hochwasser Flutschäden: Land ist in der Pflicht

Wer kommt für die Schäden des Juli-Hochwassers auf? Im Wernigeröder Rathaus sieht man das Land in der Pflicht.

Von Ivonne Sielaff 07.08.2017, 01:01

Wernigerode l Keine Schecks, keine Zusagen, keine Versprechen hat Christian Fischer aus Magdeburg mitgebracht. Doch Wernigerodes Sozialdezernent setzt nach dem „Hochwasser-Gipfel“ in der Staatskanzlei seine Hoffnungen auf den Dienstag. Dann wird in Magdeburg über die Fluthilfe für die Kommunen im Harz entschieden.

Bei der Beratung in der Staatskanzlei seien keine „politischen Spitzen“ anwesend gewesen, informierte Fischer die Mitglieder des Finanzausschusses. „Aber es war gut, dass wir eingeladen waren, dass nicht einfach über uns hinweg entschieden wird, dass wir vortragen konnten, wo uns der Schuh drückt.“

Und der drückt gewaltig: Das Juli-Hochwasser hatte heftig in Wernigerode und in Silstedt gewütet und Schäden in Millionenhöhe verursacht. Zwei Millionen Euro allein bei öffentlichen Straßen, Plätzen und Stützmauern, bezifferte Fischer die Schäden. 50.000 Euro bei städtischen Gebäuden, 110.000 Euro beim Wasser- und Abwasserverband Holtemme-Bode, mindestens 250.000 Euro Schäden an privaten Gebäuden. Bei den Zahlen handele es sich um „erste vorsichtige Schätzungen“, sagte Christian Fischer. Tendenz nach oben steigend, denn die endgültige Schadenssumme sei noch nicht ermittelt.

Der Dezernent sieht nun das Land in der Pflicht. „Es kann nicht sein, dass wir die kommunale Infrastruktur ohne Geld vom Land sanieren.“ Er verlange eine zeitnahe Behebung der Schäden und Geld, „das wir ohne Eigenanteil ausgeben können“. Private Schäden sollten ebenso durch Fonds beglichen werden, forderte Fischer.

Gleichzeitig habe er bei dem Treffen deutlich gemacht, dass er eine Nachbesserung in Sachen Hochwasserschutz erwarte. „Nach der Flut ist vor der Flut“, sagte Christian Fischer. „Um das Wassermanagement besser zu organisieren, brauchen wir frisches Geld und frische Programme. Auch hier ist das Land gefragt.“

Dass die Kreisverwaltung in Halberstadt während des Juli-Hochwassers nicht den Katastrophenfall ausgerufen hatte, wolle er nicht kritisieren, aber: „Wir sind nicht glücklich darüber.“ Denn dadurch bleiben die Kommunen auf den Kosten für die Hilfeleistungen sitzen. Da wären die Verdienstausfälle für die Feuerwehrleute, die deren Arbeitgeber geltend machen können, die Versorgung der Kameraden aus Bitterfeld, der Einsatz des Technischen Hilfswerkes, zählte Fischer auf. Außerdem erwarte die Stadt eine Rechnung der Bundeswehr für den Hubschraubereinsatz in Silstedt.

Auch die eigene Leistung während der Hochwassertage soll auf den Prüfstand gestellt werden, kündigte Dezernent Fischer an. „Wir wollen uns besonders damit beschäftigen, wie die Arbeit in Notlagen zu erfolgen hat.“ Im Wernigeröder Rathaus gebe es für solche Fälle ein stabsähnliches Gebilde. „Das muss stabilisiert werden“, so Fischer.