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Bänke weg Rentnerin lässt nicht locker

Verschwunde Bänke sorgen am Platz des Friedens in Wernigerode für Unmut. Trotzdem sollen sie nicht ersetzt werden.

Von Julia Bruns 30.05.2017, 01:01

Wernigerode l Lilo Krüger ist eine alte Frau, die nicht mehr gut zu Fuß ist. Wie viele andere Senioren wohnt die 77-Jährige im Wernigeröder Wohngebiet Burgbreite. Aufgrund eines Bandscheibenvorfalls vor vier Jahren ist die Witwe auf eine Gehhilfe angewiesen. Trotz Gehstock muss sie eine Pause einlegen, wenn sie von ihrer Wohnung in der Karl-Marx-Straße bis zum Edeka läuft. „Früher standen vor der Physiotherapie, vor dem Hörgeräteakustiker und den Arztpraxen vier Sitzbänke“, berichtet sie. „Doch im März waren sie von einem Tag auf den anderen verschwunden. Seitdem ist der Weg zum Einkaufen, zum Friseur oder zur Sparkasse eine Qual.“

Das Gelände zwischen Karl-Marx-Straße, Kaufhalle und Sekundarschule gehört der Gebäude- und Wohnungsbaugesellschaft Wernigerode (GWW). „Die Bänke vor dem Platz des Friedens 2 waren Eigentum der Stadt Wernigerode. In Absprache mit uns, dem Grundstückseigentümer, wurden sie entfernt“, so Stefan Korsch, zuständiger Mitarbeiter für Öffentlichkeitsarbeit.

Die Bänke hätten sich Korsch zufolge „in keinem guten Zustand“ befunden. „Einige Nutzer haben die anliegenden Mülleimer nicht benutzt, sodass die Plätze oft unansehnlich waren, zum Ärger unserer Gewerbetreibenden.“

Ersetzt werden die Bänke nicht, da es genügend Ausweichmöglichkeiten gebe, zum Beispiel in der Bert-Heller-Straße 30. „Die Sitzflächen werden demnächst erneuert“, so Korsch. „Entlang der Karl-Marx-Straße und am Edeka sind ebenfalls Sitzbänke.“ Für Lilo Krüger ist diese Antwort enttäuschend. „Ich arbeite seit meinem 14. Lebensjahr, habe fünf Kinder geboren. Für bestimmte Leute wird alles getan, für uns Senioren nicht“, macht sie ihrer Enttäuschung Luft. „Die Bänke sind wichtig für uns Senioren und für Mütter, die dort Rast machen.“ Schäden von Vandalismus könne man beseitigen, ohne die Bänke abzuschaffen. „Den Umweg über die Bert-Heller-Straße kann ich nicht auf mich nehmen“, sagt die frühere Telefonistin.

Dabei fühlt sich die Rentnerin sehr wohl in der Burgbreite. In der Karl-Marx-Straße gehörten die Krügers vor mehr als 40 Jahren zu den ersten Mietern. „Als wir am 25. August 1972 hier eingezogen sind, gab es noch keine Gehwege und Straße“, erinnert sie sich.