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Bauarbeiten Verkehrschaos im Mühlental

Die B244 ist zwischen Holfelder Platz und Christianental voll gesperrt. Anwohner monieren fehlende Informationen über Umleitungen.

Von Julia Bruns 25.07.2017, 01:01

Wernigerode l „Wir sind hier völlig abgeschnitten. Das Mühlental ist gesperrt und keine Umleitung eingerichtet“, meldet sich Erika Kniep am Montagmorgen am Volksstimme-Lesertelefon. Seitdem am frühen Morgen die Bundesstraße 244 zwischen Holfelder Platz und Aldi gesperrt worden sei, herrsche Chaos im Wernigeröder Mühlental.

„Wir Anwohner wurden einzig durch eine kleine Anzeige in der Volksstimme informiert“, moniert Erika Kniep. Sie habe beobachtet, wie Urlauber, die aus Richtung Elbingerode ins Mühlental kamen, verzweifelt nach einem Weg in die Stadt gesucht hätten. „Einige fahren einfach über das Schloss entgegen der Einbahnstraßenregelung“, berichtet sie. „Das ist kreuzgefährlich.“

Die Menschen in der Straße Am Vogelsang hinter der Storchmühle sind am Montag komplett vom Verkehr abgeschnitten. „Ich möchte wissen, wie Feuerwehr, Rettungsfahrzeuge und Pflegedienste den Vogelsang und das Mühlental im Notfall erreichen können“, fragt Evelyn Becker, die dort wohnt. „Oder auch die Müllabfuhr.“

Ebenso wie die Anwohner fühlen sich die Gewerbetreibden schlecht informiert. Ines Wichmann, Inhaberin des Sporthotels, habe es „kalt erwischt“. Sie müsse Feriengästen erklären, dass sie aufgrund der Umleitung 30 Kilometer bis in die Innenstadt fahren müssten. „Das ist existenzgefährend. Ausgerechnet in der Ferienzeit, wenn wir das Haus voller Urlauber haben“, sagt ihr Mann Michael Wichmann. „Wir hatten gehofft, dass der Baustellenverkehr mit einer Ampel geregelt wird.“

„So geht man nicht mit Gewerbetreibenden um“, sagt Babett Mann. Die Chefin der Harzpension „Familie Mann“ habe bereits Absagen von Vereinen, die sich in der dazugehörigen Sporthalle einmieten, entgegennehmen müssen. Besonders ärgerlich sei, dass ihre Gäste das Hatix-Ticket, das für die Kurtaxe ausgehändigt wird, nicht in vollem Umfang nutzen können. „Wir werben mit dem Ticket und haben gerade eine Familie mit einem Kleinkind zu Gast, die ohne Auto angereist ist. Sie müssen jetzt zwei Kilometer bis zum Holfelder Platz laufen“, sagt sie. „Und das bei dem Wetter. Ich finde das böswillig.“

„Wir hatten einen Informationszettel vorbereitet, der von der zuständigen Baufirma am Sonnabend verteilt werden sollte“, sagt Stefan Hörold von der Landesstraßenbaubehörde (LSBB) in Halberstadt auf Nachfrage. „Aus welchen Gründen auch immer, hat das nicht funktioniert. Für diese Panne möchten wir uns entschuldigen und um Verständnis seitens der Anwohner bitten.“ Das Papier sei schließlich am Montagnachmittag von den Mitarbeitern der Baufirma an die anliegenden Haushalte verteilt worden.

Wegen des schlechten Zustands der Straße muss die Fahrbahndecke auf dem 2300 Meter langen Stück zwischen Holfelder Platz und Ortsausgang Wernigerode in zwei Abschnitten erneuert werden, wie Stefan Hörold erläutert. Zuletzt sei die Straße vor 17 Jahren asphaltiert worden. „Anwohner werden jedoch über die Baustelle gelassen, wenn es die Arbeiten zulassen“, so Hörold. Das sei definitiv nicht der Fall, wenn die Straße neu asphaltiert wird ab 29. Juli und die neue Deckschicht dann trocknet. Anwohner können aber über die Tiergartenstraße fahren, dort werde laut Hörold ein Graben mit Stahlplatten abgedeckt und die Straße für Anlieger freigegeben. In der Nöschenröder Straße werde das Parken halbseitig auf dem Gehweg ermöglicht. Zudem geht es ins Mühlental über das Schloss oder den Bohlweg, der über den Friedhof führt.

Noch bis 8. August muss der „normale Durchgangsverkehr die große Umleitung nehmen“, so Hörold – das heißt, es geht nur über Elbingerode und Drei Annen Hohne via L100 oder über Rübeland, Hüttenrode und Blankenburg via B27 und B6 in die Wernigeröder Innenstadt.

Die Vollsperrung sei laut Stefan Hörold die beste Lösung, um zügig und sicher zu arbeiten. „Bei einer halbseitigen Sperrung kann es für die Bauarbeiter und Verkehrsteilnehmer zu gefährlichen Situationen kommen“, gibt er zu Bedenken. Ganz bewusst sei die Ferienzeit gewählt worden, sodass Schulbusse nicht von den Umleitungen betroffen sind.

Wie die Volksstimme auf Nachfrage erfuhr, werden die Abfallbehälter von der Entsorgungswirtschaft (Enwi) des Landkreises Harz am Dienstag entleert. „Der Müll wird in jedem Fall abgeholt“, versichert Jörg Müller von der Enwi in Halberstadt. „Die Anwohner stellen ihre Mülltonnen zu den Abholzeiten wie gewohnt an die Straße“, so der Entsorgungsberater. Die zuständige Baufirma werde die Abfallbehälter einsammeln, die die Müllfahrzeuge nicht erreichen.

Ganz andere Sorgen hat Frank Lüddecke vom Wildpark „Christianental“. Zahlreiche Nachrichten von Touristen und Anwohnern hätten ihn am Montag erreicht. „Keiner weiß, wie er zu uns kommen soll, geschweige, denn wieder zurück in die Stadt kommt“, so Lüddecke. Wildpark und Jugendwaldheim laden für Dienstag, 1. August, zum sechsten Mal zum Familienerlebnistag „Wald“ ein. Eigentlich sollten die Teilnehmer an diesem Tag Wissenswertes rund um den Wald erfahren. Nun bangt Lüddecke, dass die Besucher den Wildpark überhaupt finden.

Mehrere Haltestellen werden wegen der Baustelle von den Harzer Verkehrsbetrieben (HVB) nicht angefahren. So fallen die Haltestellen der Linien über Elbingerode bis zum Ende der Bauarbeiten ersatzlos weg, wie René Dörge von den HVB in Wernigerode auf Nachfrage mitteilt. Die Stadtlinie 2 fährt ab Holfelder Platz zur Haltestelle Degenerstraße. „Zwischen den Haltestellen Tiergarten und Büchenberg entfallen alle Buslinien“, so Dörge.