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Bauprojekt Holzfassaden und freier Blick

Es geht weiter mit dem Bauprojekt an der Wernigeröder Sennhütte. Nach Kritik haben die Investoren die Pläne überarbeitet.

Von Katrin Schröder 08.02.2017, 00:01

Wernigerode l Bauhaus ade: Die Häuser, die an der Wernigeröder Sennhütte entstehen sollen, werden nun doch nicht im Stil der klassischen Moderne gebaut. Die Investoren, die ein neues Wohngebiet errichten wollen, haben ihre Pläne nach harter Kritik von Anwohnern und dem Veto des Denkmalschutzes überarbeitet. Im Bauausschuss ist das veränderte Vorhaben vorgestellt worden.

Nicht nur die Ausschussmitglieder, sondern auch knapp 20 Anwohner lauschten den Ausführungen von Planerin Simone Strohmeier. Ursprünglich hatten Investor Sven Oels und seine Geschäftspartner am Rande des Eisenbergs 17 neue, zwei- bis dreigeschossige Häuser im Bauhaus-Stil errichten wollen. Geblieben sind nun elf Gebäude, neun Einfamilienhäuser und zwei Mehrfamilienhäuser.

Die Fassaden sollen zu 70 Prozent mit Holz verkleidet werden – zuvor waren 35 Prozent festgeschrieben. Äußerlich sollen die Gebäude in gedeckten Farben gehalten werden. „Weiß ist ausgeschlossen“, so Simone Strohmeier. Die Flachdächer sollen begrünt oder bekieselt werden – „aber nicht in Weiß“.

Keines der Gebäude ist mehr als zwei Etagen hoch. „Das war eine Vorgabe der Denkmalpflege“, erklärt die Planerin. Im Verfahren um den Bebauungsplan für das Areal hatte sich herausgestellt, dass nicht nur das historische Gebäude der Sennhütte, sondern das gesamte Areal unter Denkmalschutz steht. „Das hat uns überrascht“, gibt Simone Strohmeier zu.

An den Vorgaben des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie in Halle orientieren sich nun die neuen Pläne. „Es handelt sich um eine sehr viel geringere Bebauung“, so Simone Strohmeier. Die Gebäude verteilen sich locker über die Fläche. Erhalten bleiben die Streuobstwiese und die Allee, kündigt die Planerin an. „Die Bäume sind stark geschädigt. Wir werden dort neu pflanzen.“

Ein wichtiger Punkt sind die Sichtachsen. „Die Sichtbezüge werden freigehalten“, verspricht Simone Strohmeier – zu Denkmälern wie zum Beispiel dem Schloss. Auch dies war eine Auflage der Denkmalpflege. Entsprechend genau sind die Standorte der geplanten Gebäude mit dem Landesamt abgestimmt. „Es geht dabei nicht um Zentimeter, wohl aber um Meter“, erläutert die Planerin.

Neu gestaltet wurde ebenso die Zufahrt zu dem Gelände. Diese erfolgt über die vorhandene Allee vom Eisenberg aus. Eine weitere Stichstraße wird ebenfalls genutzt, doch ein Ringverkehr entsteht dadurch nicht. Die Mauer zum Eisenberg hin wird komplett erhalten, Durchbrüche, die zunächst vorgesehen waren, soll es nicht geben.

Die Vorgaben sind in einem eigens erstellten Masterplan beschrieben. Nötig wird zudem ein Baugrundgutachten, das sich mit dem Erdfallgebiet an der Sennhütte beschäftigt. „Es ist aber nicht damit zu rechnen, dass dort besonders schlimme Dinge zutage treten“, so Simone Strohmeier.

84 Seiten stark ist die Zusammenstellung der Einwände und Anregungen, die Einwohner bei der Offenlage der alten Pläne vorgebracht haben. „Zum ersten Mal ist die Akte mit den Bürgereingaben dicker ist als die mit den Stellungnahmen der Behörden“, sagte Siegfried Siegel (SPD). Er freue sich über das Interesse. Das Klischee „Man kann eh nichts tun“ stimme nicht. Die Stadträte zeigten sich zufrieden. „Es wird ein Leuchtturmprojekt für Wernigerode“, sagte Matthias Winkelmann (CDU). Der Eisenberg könne eine „weitere Entwicklung vertragen“, so Christian Härtel (Linke).

Der überarbeitete Entwurf des Bebaungsplans wird einen Monat lang öffentlich ausgelegt. Einwohner können erneut Stellung beziehen, ebenso werden die Behörden beteiligt.