Befragung Eltern bewerten Kitas

836 Fragebögen von Wernigeröder Eltern sind ausgewertet worden. Die Kitas und Horte schneiden überdurchschnittlich ab.

Von Julia Bruns 06.02.2018, 00:01

Wernigerode l "Das sind die besten Werte, die ich je gesehen habe", sagt Dr. Thomas Kliche. Der Professor, an der Hochschule Magdeburg-Stendal den Lehrstuhl für Bildungsmanagement in der Elementarpädagogik innehat, gerät ins Schwärmen, wenn er über die Kindertagesstätten und Horte in Wernigerode spricht. "Besonders ungewöhnlich ist, dass die Eltern das Zusammenwirken mit den Einrichtungen als gut bis sehr gut bewertet haben", sagt er. Dass Erzieher, Mütter und Väter so konstruktiv und vertraut zusammen arbeiten, sei eine Besonderheit, die er so noch in keiner anderen Kommune erlebt habe.
Woran das liegt? "Es steht und fällt mit den Schlüsselpersönlichkeiten", bilanziert der 60-Jährige mit Blick auf Sozialamtsleiterin Petra Fietz und ihre Kollegin Annette Klaue, die im Dezernat für die Kindertagesstätten und Horte verantworlich ist. "Die Professionalität auf der Führungsebene in Wernigerode ist herausragend", urteilt der Politologe und Soziologe. Die pädagogische Qualität, das Teamklima, die Dienstleistungen in den Häusern - all das gehe auf die "tiefe, sachliche Verantwortlichkeit und jahrelange Erfahrung" von Petra Fietz und Annette Klaue zurück - laut Professor "zwei Frauen, die vom Fach sind und ihre Arbeit sehr ernst nehmen".
Zudem seien in Wernigerode nahezu alle Einrichtungen in kommunaler Trägerschaft. "Im Süden Deutschlands und auch in Magdeburg dominieren freie Kindertagesstätten", sagt Kliche. "Der Vorteil in Wernigerode ist, dass die Kommune den Übergang von der Kindertagesstätte zur Schule und später von der Schule ins Berufsleben mitgestalten kann." Die Bezahlung der Erzieher in kommunalen Kitas sei oft besser als bei freien Trägern, erläutert er, die Verantwortung für Personal und Qualitätsmanagement besonders ausgeprägt.
Im vergangenen Mai waren Eltern aus allen 16 Wernigeröder Kindergärten, Krippen und Horten zu der Befragung aufgerufen worden.
Der Fragebogen, in dem von der Innengestaltung der Räume über das Essensangebot bis hin zur Eingewöhnung insgesamt 46 Parameter abgefragt wurden, ist von 863 Eltern ausgefüllt zurückgegeben worden. "Das ist möglicherweise das einzige Manko in Wernigerode", so Kliche, der den wissenschaftlichen Fragebogen bereits in sieben Bundesländern erprobt hat. "Die Rückläufe in anderen Ländern waren deutlich höher als in Sachsen-Anhalt." In Wernigerode habe die Quote bei gut der Hälfte gelegen. Dreiviertel der Bögen beantworteten Mütter.
"Wir sind auf einem guten Weg, die Eltern zu beteiligen und mitzunehmen. Das gehört zu der Kultur, die wir leben möchten", erklärt Petra Fietz die Motivation hinter der Aktion. "Die Ergebnisse spiegeln wider, wie die Arbeit in den Einrichtungen organisiert ist." Keine Einrichtung sei als besonders positiv oder negativ herausgestochen. Faule Äpfel habe es nicht gegeben. Ziel der Evaluation sei es, Verbesserungswünsche zu erfahren, Ideen der Eltern einzubringen und das Qualitätsmanagement weiter zu festigen.
Nicht alles sei perfekt in Wernigerode. Kritisiert hätten Eltern das, was Familien auch anderenorts bemängeln: Zu große Gruppen sowie Schließzeiten.
"Die Eltern haben sich bemüht, ihre Verbesserungswünsche zu Papier zu bringen", sagt Annette Klaue. "Einige wünschen sich einen besseren Personalschlüssel, mehr Platz, ein ausgewogenes Essensangebot." Jede Einrichtung wertet derzeit die Wünsche im Team aus.
Das Qualitätsmanagement wird seit 2004 für die Kindertagesstätten ausgearbeitet. Seit 2015 arbeitet die Verwaltung nach einem nationalen Kriterienkatalog. Eine individuelle Befragung der Erzieher sei erfolgt, ein Steuerkreis gebildet worden, in jedem Haus gebe es eine Qualitätsbeauftragte. "Die Besten zu den Kleinsten", sagt Thomas Kliche. "Denn in der frühkindlichen Phase wird der Grundstein für Bildungszuversicht gelegt." Würde mehr Geld in die Ausstattung der Kindertagesstätten investiert, zeige sich das im späteren Bildungserfolg der Heranwachsenden
230 Mitarbeiter sind in den kommunalen Kindertagesstätten und Horten beschäftigt.
- 1800 Befragte, Antworten vor allem von Müttern (78,2 %)
- Skala von 0 bis 4, Werte ab 3 sind gut, Werte ab 3,5 sehr gut
1. Gesamtbild Einrichtung
. gutes Gefühl, Kind in Kita zu schicken: 3,66
2. Rahmenbedingungen
. Essensangebot: 2,95
. Gruppengröße: 2,95
3. Stimmung in Kita
. Umgang mit Kindern: 3,51
. Erzieherin als Vertrauensperson: 3,58
4. Transparenz
. Informationsfluss: 3,28
5. Arbeitsweise
. Eingewöhnung: 3,37
6. Bildung und Förderung
. Förderung von Bewegung: 3,5
7. Zusammenwirken mit Eltern
. Beteiligung an wichtigen Entscheidungen: 3,07
. Bringen und Abholen: 3,42