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Bismarck Steinbrocken für Brockenwanderer

Im dritten Anlauf wird in Wernigerode an Otto von Bismarck erinnert. Am Lustgarten ist ein Gedenkstein enthüllt worden.

Von Ivonne Sielaff 02.08.2016, 01:01

Wernigerode l Es ist genau 170 Jahre her, als sich Otto von Bismarck an einer Harzwanderung beteiligte. Am 27. Juli 1846 besuchte die Reisegesellschaft Wernigerode, am 29. Juli erklomm sie den Brockengipfel. Seine spätere Frau Johanna von Puttkamer soll er auf dieser Reise kennen und lieben gelernt haben - so schreiben es die Geschichtsbücher.

Diesen Fakt sowie den 118. Todestag Bismarcks nahmen Prof. Konrad Breitenborn und Jörg Rische am Sonnabend zum Anlass, um mit einem Gedenkstein an den „Harzwanderer, Reichseiniger und Begründer des deutschen Sozialstaates“ zu erinnern. „Im dritten Anlauf“, wie Breitenborn bei der Enthüllung an der Lustgartenmauer sagte.

Die erste Gedenkstätte wurde 1889 nahe der Harburg eingeweiht. Die 30 Zentner schwere und mit Sockel sechs Meter hohe Statue war das Geschenk eines Magdeburgers an die Gemeinde Nöschenrode. Bis 1955 thronte das Bismarckstandbild über Wernigerode. Zu DDR-Zeiten fiel der einstige Reichskanzler und Gegner der Sozialdemokratie für viele Jahre in Ungnade. Die SED-Kreisleitung ließ das Denkmal vom Sockel stürzen und verschrotten.

Anlässlich des 100. Todestages Bismarcks regte die CDU-Stadtratsfraktion 1998 die Aufstellung eines Gedenksteins an eben jener Stelle an. Fraktionschef war damals Jörg Rische, Festredner bei der feierlichen Einweihung der Historiker und Bismarckexperte Konrad Breitenborn.

Um so schockierter waren die beiden Wernigeröder, als sie Anfang 2015 erfahren mussten, dass der Stein Vandalen zum Opfer gefallen war, die die gusseiserne Platte und den als Relief angedeuteten Kopf Bismarcks herausgebrochen und gestohlen hatten.

Breitenborn und Rische initiierten eine Spendenaktion, baten die Gratulanten anlässlich ihrer 65. Geburtstage im vergangenen Jahr um Spenden für die Wiederaufstellung eines Gedenksteins.

Die Initiative zur Errichtung des Steins wurde vom Landesheimatbund, dem beide Männer angehören, sowie dem Harzklub-Zweigverein Wernigerode unterstützt. Insgesamt 36 Leute haben gespendet. Steinmetzmeister Manfred Hellmund stiftete den Findling und bearbeitete den Stein kostenlos. Metallbaumeister Elko Bröschen fertigte zudem eine Kartusche und stiftete sie. Die Zeitkapsel wurde im Fundament versenkt. Sie enthält unter anderem einen Volksstimme-Artikel über die Aktion sowie einige Münzen. Mitarbeiter des Bauhofs haben den tonnenschweren Brocken schließlich am Lustgarten aufgestellt. „Mit der Wahl des Platzes folgen wir einer Empfehlung der Stadtverwaltung“, so Breitenborn. Der Standort sei ideal und in direkter Nachbarschaft zur Erinnerungstafel für die zwischen 1870 und 1871 gefallenen Wernigeröder und zum Adlerdenkmal. Zudem habe die SED-Kreisleitung zu DDR-Zeiten im Gebäude gegenüber residiert. „Für mich ist es eine Genugtuung, dass Bismarck nun dort hinüber schaut“, so Breitenborn.