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Computertechnik Rathaus rüstet gegen Cyberattacken

Hacker sorgen weltweit für Verunsicherung im Internet. Die Wernigeröder Stadtverwaltung sieht sich gegen Attacken gut gerüstet.

Von Katrin Schröder 04.07.2017, 01:01

Wernigerode l „Wir hatten bisher Glück – toi, toi,toi“, sagt Dietmar Pfohl und klopft auf Holz. Der Sachgebietsleiter EDV im Wernigeröder Rathaus verfolgt, wie Hacker derzeit Behörden, Unternehmen und Institutionen angreifen. „Es bedrückt mich, dass diese Attacken immer krimineller werden“, sagte er. Wernigerode sei bisher verschont geblieben. Damit das so bleibt, schützt die EDV-Abteilung die Verwaltungsrechner. Wie das vor sich geht, stellten Pfohl und sein Mitarbeiter Jörg Berthold in der jünsgten Finanzausschusssitzung vor.

Seit 2015 habe die Stadtverwaltung in ihre IT-Ausstattung investiert, berichtet Dietmar Pfohl. „Da ist viel Geld geflossen, vor allem ins Neue Rathaus.“ Erneuert worden seien der Zugangsschutz für die Anlagen, die Klimatisierung und die unterbrechungsfreie Stromzufuhr, außerdem in neue Programme. Einem der letzten weltweiten Angriffe seien vor allem Rechner zum Opfer gefallen, die noch mit dem alten Betriebssystem Windows XP gearbeitet haben. In Wernigerode wäre das nicht passiert. „Wir haben das System im vergangenen Jahr komplett abgeschaltet“, sagte Pfohl.

Was jeder zu Hause auf dem Computer haben sollte, ist auch auf den Behördenrechnern Standard – ein Virenscanner, der Schadsoftware abwehrt und laufend aktualisiert wird, ebenso wie die Programme, die die Mitarbeiter nutzen. Eingehende Mails werden durch einen Filter geschickt. Zusätzlich wird jede Datei, egal ob von der Festplatte oder aus einer Nachricht, vor dem Öffnen überprüft.

Dennoch gab es vier erfolgreiche Angriffe auf städtische Rechner, berichtet Pfohl. Zwei Attacken gingen gegen die Verwaltung. „Zum Glück ereignete sich dies am frühen Morgen, sodass wir auf die Datensicherung vom vergangenen Abend zurückgreifen und die Daten wieder herstellen konnten“, sagt der Sachgebietsleiter.

Betroffen waren zudem zwei Außenstellen. Diese sind gewissermaßen die Achillesferse der Stadtverwaltung. In Schulen, Kindereinrichtungen und Jugendklubs stehen inzwischen allerorten Computer, ebenso die Büros der Ortsbürgermeister.

Diese hängen zwar nicht direkt am Netz der Stadtverwaltung, werden aber von der EDV-Abteilung betreut. Es werde zwar überprüft, ob die Sicherheitssoftware auf dem neuesten Stand ist – doch die Kontrollen müssten noch intensiviert werden, gibt Dietmar Pfohl zu. „Man müsste regelmäßig draufschauen. Doch dazu fehlt uns die Zeit.“

Alarm gab es in beiden Fällen, weil Nutzer Nachrichten mit Schadsoftware geöffnet hatten, die daraufhin die Daten auf den Rechnern verschlüsselte und damit unbrachbar machte. Damit sich dies nicht wiederholt, werden auffällige E-Mail-Adressen gesperrt und landen auf einer Blacklist, also einer schwarzen Liste. „Zurzeit sind viele dieser Adressen in der Ukraine oder Russland beheimatet“, weiß Pfohl.

Als Gegenstück wird eine Whitelist geführt – eine weiße Liste, auf der Absender verzeichnet werden, die zu Unrecht krimineller Umtriebe verdächtigt wurden. Damit solche Angriffe nicht allzu viel Schaden anrichten, haben die Mitarbeiter nur auf die Daten ihres Amtsbereichs Zugriff. Probleme besprechen die Wernigeröder Verwaltungsmitarbeiter unter anderem in der Kommunalen IT-Union – einem Verbund von 44 Kommunen aus Sachsen-Anhalt, die auf dem Gebiet der Informationstechnologie zusammenarbeiten. Wernigerode gehört seit 2013 dazu.

Eine der Aufgaben der Genossenschaft sei es, gemeinsame Standards zu entwickeln, erklärte Dietmar Pfuhl – damit alle ähnliche Systeme nutzen und nicht jede Verwaltung viele unterschiedliche Programme kaufen muss. In anderen Bundesländern werde die Ausschreibung für kommunale Software auf Landesebene erledigt, berichtete Hauptamtsleiter Rüdiger Dorff. „In Sachsen-Anhalt ist man aber noch nicht so weit.“

Ob die EDV-Abteilung personell ausreichnung ausgestattet ist, wollte Ausschusschef Reinhard Wurzel (CDU) wissen. Neben Sachgebietsleiter Dietmar Pfuhl sind drei weitere Mitarbeiter mit IT-Angelegenheiten beschäftigt. „Das ist eine absolute Untergrenze“, sagte Hauptamtsleiter Dorff in der Sitzung.

Bei Urlaub und Krankheit werde es jedoch eng. Das bestätigte Mitarbeiter Jörg Berthold. „Mit zwei Technikern schaffen wir das erhöhte Aufgabenvolumen nur schwer. Wir sind an den Grenzen“, sagte er in der Sitzung.

Ab August bekommen die IT-Fachleute zumindest ein wenig Unterstützung durch einen neuen Auszubildenden.