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Fotomontage HSB dampft im Schwarzwald

Günther Klebes aus Erlangen hat ein Kuriosum entdeckt: eine Postkarte, auf der eine Harzer Bahn durch den Schwarzwald fährt.

Von Julia Bruns 22.07.2016, 01:01

Wernigerode/Erlangen l Wahrheit oder Täuschung: Ob bei einem Foto Retusche im Spiel war, ist nicht nur in der Werbe- und Modelbranche ein heiß diskutiertes Thema. Schon vor 100 Jahren wurde fleißig an Bildinhalten manipuliert, wie eine Postkarte belegt, die jüngst aufgetaucht ist. Der Eisenbahnfreund Günther Klebes aus dem mittelfränkischen Erlangen ist der historischen Retusche auf die Spur gekommen. Er hat in seiner umfangreichen Postkarten-Sammlung mit Eisenbahnmotiven ein Kuriosum entdeckt: Ein Zug der Harzer Schmalspurbahnen fährt an einem Schwarzwaldhaus vorbei. „Ich komm aus dem Schwarzwald“, heißt es auf der bunten Grußkarte.

Wie Günther Klebes sagt, habe ihn die Postkarte sofort an andere ähnliche Motive aus seiner Sammlung erinnert. Nach kurzer Suche fand er die entsprechenden Karten: Da fährt die Schmalspurbahn durch den Kurort Bad Brückenau im unterfränkischen Landkreis Bad Kissingen, durch das hessische Wetterau, durch Bad Waldsee nahe des Bodensees und Bad Salzschlirf im Landkreis Fulda in Osthessen. In all diesen Urlaubsregionen warb man mit der dampfenden Harzer Schmalspurbahn. „Ja, das gab es öfters“, sagt der Eisenbahnexperte. „Nur hier ist es echt übertrieben mit Schwarzwaldhaus und Text.“

Das Original für die bunten Postkarten ist eine Schwarz-Weiß-Karte, wie Günther Klebes vermutet. „Da war zunächst eine schwarz-weiße Karte, die um 1935 entstanden sein muss“, sagt er. Die Karte sei 1937 verschickt worden. Später habe man das Motiv handcoloriert. Eine der ersten farbigen Karten sei dann vermutlich um 1965 entstanden. „Eine weitere Version schließlich wurde in den Schwarzwald umgesiedelt, sie ist 1975 abgestempelt worde“, so Klebes.“

Der 67-Jährige sammelt seinem eigenem Bekunden nach begeistert „alles, was mit der Bahn zu tun hat – außer echte Lokomotiven“. Bei ihm zu Hause stehen Modelle und historische Uniformmützen – die so genannten „Rotkäppchen“– neben zahllosen selbst geschossenen Fotos und Alben voll einschlägiger Telefonkarten und Briefmarken.

Daneben arbeitet der Schulbusfahrer und dreifache Familienvater ehrenamtlich bei der Bahnhofsmission. Sein Hobby? „Natürlich Bahn fahren“, so Günther Klebes.

Selbst auf seiner Hochzeitsreise vor 33 Jahren ist er mit dem Glacier-Express durch die Schweiz gereist. „Urlaub mit Frau und Kindern und der Harzbahn war auch schon im Programm“, sagt der Eisenbahnfan.

Der grüne Zug auf der entdeckten Postkarte könnte ihm zufolge eine typische Garnitur der schmalspurigen Nordhausen-Wernigeroder Eisenbahn-Gesellschaft zeigen. Privatbahnen hatten damals einen dunkelgrünen Anstrich. Die Lokomotive wurde laut Klebes um 1900 gebaut und könnte eine sogenannte Mallet-Lok sein. Sie wurde übrigens zuletzt zum Sachsen-Anhalt-Tag 2014 in Wernigerode beim großen Festumzug präsentiert und ist momentan nicht betriebsbereit.