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Feuerstein-Arena "Webel-Knebel" zeigt Wirkung

Die Mitglieder des Schierke-Sonderausschusses haben den drohenden Baustopp an der Feuerstein-Arena verhindert.

Von Julia Bruns 11.08.2017, 01:01

Wernigerode l 480.000 Euro sollen vom Neubau des Funktionsgebäudes für Schierkes Bauhof und Feuerwehr abgezogen und für den Abschluss der Feuerstein-Arena eingesetzt werden. Das hat der Sonderausschuss für die Ortsentwicklung Schierkes am Mittwoch in einer emotionalen Sitzung empfohlen. Das Votum gilt als richtungsweisend für den Stadtrat, der am 24. August entscheidet, ob das 8,445-Millionen-Euro-Projekt zur Bauruine verkommt oder fertiggestellt wird. Hintergrund: Da das Land den letzten Förderbescheid in Höhe von 480.000 Euro für die Arena im Juli abgelehnt hatte, muss die Stadt den Bauabschluss nun aus eigener Tasche zahlen.

„Dass der Stadtrat Bauchschmerzen hat, brauche ich nicht zu sagen“, so Stadtrats-Präsident Uwe-Friedrich Albrecht (CDU). „Aber eine Ablehnung der Umschichtung würde uns als Kommune schaden. Mit ganz schwerem Herzen werde ich zustimmen.“

Mehrere Ausschussmitglieder, darunter Matthias Winkelmann (CDU), Ordnungsdezernent Volker Friedrich und Stadtplaner Hans-Dieter Nadler, drangen darauf, das Geld für den Bau des Funktionsgebäudes fest im Haushalt 2018 einzuplanen. „Jeder weiß, dass ich ganz klar zu unserem Bauhof und unserer Feuerwehr stehe“, sagte Friedrich. Dennoch müsse die Arena beendet werden, „damit auch in Schierke irgendwann Geld verdient wird. Das ist das Ziel“, sagte Sozialdezernent Christian Fischer.

Er erinnerte daran, dass ohne die Umschichtung der Baustopp und dann die vollständige Rückzahlung des bisher eingesetzten Fördergelds droht. Das hatte Landesbauminister Thomas Webel (CDU) angekündigt. Einige Stadträte sprachen im Bauausschuss am Montag daher vom „Webel-Knebel“. Fischer: „5,15 Millionen Euro vom Land, die fest verplant sind, müssten zurückgezahlt werden. Dann steht in Schierke eine Invest-Ruine, die wir komplett in Eigenregie bezahlt hätten.“ Die Stadt Wernigerode wäre dann pleite, schloss Thomas Schatz (Linke) an. „Wir haben keine Wahl“, konstatierte er. Schatz enthielt sich neben Sabine Wetzel (Bündnis 90/ Die Grünen) bei der Abstimmung, sieben Mitglieder stimmten dafür.

Während die Politiker die Weichen für die Fertigstellung der Arena stellten, pochten sie bei der Debatte um die dreitägige Eröffnungsfeier vom 15. bis 17. Dezember darauf, die Kosten von 45.000 auf 25.000 Euro zu kürzen. Roman Müller, Vize-Chef der Wernigerode Tourismus GmbH (WTG), präsentierte die Eckzahlen für Marketing, Personal und die Feier. Die WTG als Betreiber der Arena muss mit einem Zuschuss der Stadt die Markteinführung und Eröffnung der Arena in diesem Jahr stemmen. Dieser Zuschuss sprengt die vom Stadtrat im Jahr 2014 gesetzte Obergrenze von 200.000 Euro pro Jahr schon 2017 um 116.000 Euro. Die Mehrausgabe sei wegen der Markteinführung notwendig, legte Müller dar.

Bei der Präsentation war der Posten von 20.000 Euro für eine Eiskunstlaufdarbietung einigen Ausschussmitgliedern negativ ins Auge gefallen. „Es würde uns gut zu Gesicht stehen, auf die Eisrevue zu verzichten“, sagte Michael Wiecker (CDU). Bejahendes Nicken bei seinen Banknachbarn Angela Gorr, Uwe-Friedrich Albrecht, Roland Richter (alle CDU). Richter hinterfragte, ob die Eröffnung über drei Tage gestreckt werden müsse. Ein Eröffnungstag reiche aus, die Leute wollten ohnehin lieber selbst das Stadion entdecken.

„Es zeugt von einer Ignoranz und Abgehobenheit gegenüber der Wernigeröder Bevölkerung, dass sich die Stadt eine Eröffnungsveranstaltung für 45.000 Euro leisten will“, sagte Thomas Schatz. „Wir diskutieren, wie wir die Schäden des Hochwassers finanzieren und feiern, als gäbe es kein Morgen. Wir heben die Kita-Gebühren an. Angesichts so einer Feier, werden die Leute das Rathaus mit fauligen Tomaten bewerfen.“

Wernigerode sei eine der reichsten Städte Sachsen-Anhalts – „aber die Prioritäten werden falsch gesetzt.“ Schatz warb dafür, die vom Stadtrat im Jahr 2014 beschlossene Zuschussgrenze von 200.000 Euro einzuhalten. „Wenn nicht 2017, dann wenigstens für 2017 und 2018 – 400.000 Euro für beide Jahre zusammen. Das wäre ein Kompromiss“, so der Linke-Fraktionschef. Der Vorschlag stieß auf wenig Gegenliebe im Ausschuss. Christian Fischer halte es für „methodisch falsch“, das Eöffnungsjahr 2017 mit den anderen Jahren gleichzusetzen. „Uns ist allen klar, dass es viel Geld ist. Wir nehmen die Stimmung in der Bevölkerung sehr wohl wahr“, sagte er gleichwohl.

Die Verwaltung ging auf die Forderung ein, die Kosten für die Eröffnung um 20.000 Euro zu kürzen. Roman Müller versuche, das Geld einzusparen, sagte er. Andreas Meling werde bei möglichen Geldgebern um Unterstützung für die Feier bitten, um die Lücke zu schließen. Der um 20.000 Euro gekürzte Zuschussbedarf wurde mit sieben Ja- und zwei Gegenstimmen angenommen. Mit Nein votierten Schatz und Wetzel.