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Feuerwehr Die Moral der Brandschützer bröckelt

Der Baustart für das Schierker Feuerwehr-Depot verzögert sich. Das sorgt für Verunsicherung bei den Kameraden.

Von Ivonne Sielaff 09.10.2017, 01:01

Wernigerode l Bagger, Arbeiter, dröhnende Baumaschinen? Fehlanzeige. Bis auf ein paar Schotterhaufen und Findlinge herrscht gähnende Leere auf der Baustelle.

Auf dem Gelände schräg gegenüber der Schierker Jugendherberge soll das neue Depot für die freiwillige Feuerwehr entstehen. Der Startschuss für das 2,4-Millionen-Euro-Projekt war ursprünglich für Juli geplant. Was bisher geschah? Ein Schornstein und einige Nebengebäude wurden abgerissen, ein teilweise verrohrter Bachlauf wurde renaturiert. Das war es. Seit Monaten dreht sich nichts mehr auf dem Grundstück.

1,6 Millionen Euro sind in 2017 für den Bau des Depots in den Stadt-Haushalt eingestellt. Geld, dass der Wernigeröder Stadtverwaltung zuletzt mehrfach als Notnagel für die Feuerstein-Arena diente. Zuerst 480.000 Euro, um den Fördergeldstopp vom Land aufzufangen. Und kürzlich weitere 240.000 Euro, weil die Baukosten für die neue Schierker Veranstaltungsstätte gestiegen waren. Das Geld werde in 2017 keinesfalls für die Feuerwehr verbaut und von daher nicht benötigt, so die Erklärung aus dem Rathaus. Der Stadtrat gab die Summen nach heftigen Diskussionen frei.

Bei den Schierkern sorgen der verzögerte Baubeginn und das abgezweigte Geld für Verunsicherung. „Die Moral der Kameraden fängt an zu bröckeln“, sagt Andreas Hecht. Und nicht nur die Moral bröckelt. Die Zustände im alten Gerätehaus, in dem sich die Wehrleute aller zwei Wochen zum Dienstabend treffen, seien „unter aller Kanone“, so Schierkes kommissarischer Feuerwehrchef. „Doch was sollen wir machen? Wir harren aus.“

Schon vor drei Jahren hatten Schierkes Brandschützer Alarm geschlagen. Denn das Gebäude hinterm Rathaus ist nicht nur extrem baufällig, sondern auch viel zu klein für die zwei Löschfahrzeuge. Die Stadtverwaltung reagierte. Und Wernigerodes Lokalpolitiker gaben grünes Licht für den Neubau, der nicht nur die Feuerwehr, sondern auch Bauhof und Bergwacht beherbergen soll. Die Planungen starteten, Vorbereitungen auf der Baustelle folgten. Aber dann stockte es.

Gerät damit der langersehnte Umzug der Brandschützer in ihr neues Domizil in Gefahr? In Schierke wird darüber viel spekuliert, sagt Andreas Hecht. Auch weil sich die Kameraden von der Stadtverwaltung schlecht informiert fühlen. „Das meiste erfahren wir aus der Zeitung“, beklagt der Vize-Ortswehrleiter. Aus der Stadt sei nicht viel zu hören, außer man hake direkt nach. „Es heißt immer, die Bauarbeiten sollen noch 2017 beginnen“, sagt Hecht. „Wir lassen uns überraschen. Die Hoffnung stirbt zuletzt.“

Das Problem ist, dass im Moment gar nicht gebaut werden darf. Im Wernigeröder Rathaus wartet man immer noch auf die Baugenehmigung aus Halberstadt. „Der Bauantrag ist am 28. Dezember 2016 im Bauordnungsamt eingegangen“, informiert Manuel Slawig auf Volksstimme-Nachfrage. Es müssten noch offene Fragen geklärt werden, bevor das Projekt genehmigt werden kann, heißt es vom Sprecher der Kreisverwaltung.

Knackpunkt ist die Anbindung zur Brockenstraße. „Der Kurvenradius ist zu gering“, erläutert Tobias Kascha, Büroleiter von Oberbürgermeister Peter Gaffert (parteilos). Der sogenannte Schleppkurvenradius müsse weiter gefasst werden, damit große Einsatzfahrzeuge ohne Probleme durchfahren können. Für Schwierigkeiten sorgt außerdem, dass für das 5000 Quadratmeter große Baufeld ein städtisches und ein privates Grundstück zusammengefasst werden müssen. Ende September seien Unterlagen und Erläuterungen dazu an das Bauordnungsamt in Halberstadt gesendet worden, informiert Tobias Kascha.

Trotz der Verzögerung sei die Fertigstellung des Feuerwehr-Baus Ende 2018 „im Moment nicht in Frage zu stellen“, versichert Kascha. Auch wenn in 2017 wohl nur die Bodenplatte für das Depot realisiert werden kann. Die insgesamt 720.000 Euro, die für die Arena abgezweigt wurden, sind auf Druck der Stadträte im 2018er-Haushalt für die Feuerwehr reserviert. Baustart ist laut Kascha noch im Oktober geplant.

Das könnte allerdings knapp werden. „Die Voraussetzungen für die Erteilung der Baugenehmigung für die Feuerwache in Schierke sind nach wie vor nicht gegeben“, heißt aktuell aus dem Bauordnungsamt in Halberstadt. Ein konkreter Zeitpunkt für die Erteilung der Baugenehmigung könne nicht benannt werden.