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Feuerwehr Ein Gerätehaus für Minsleben

Endlich gute Nachrichten für Minslebens Feuerwehrleute: Die Stadt Wernigerode will ihnen ein neues Feuerwehrgerätehaus bauen.

Von Ivonne Sielaff 30.01.2018, 00:01

Wernigerode l Für Minslebens Feuerwehrleute sind am Sonnabend wohl Ostern und Weihnachten auf einen Tag gefallen. Die Stadt Wernigerode baut ihnen das langersehnte neue Gerätehaus. 2018 wird geplant, 2019 gebaut, Ende 2019 Einweihung gefeiert. Ordnungsdezernent Volker Friedrich durfte die Neuigkeit bei der Jahreshauptversammlung der Minslebener Kameraden verkünden.
Das neue "Heim" der Feuerwehr soll am Ortseingang entstehen. Das Gelände und die leerstehende Werkhalle sind momentan noch in Privatbesitz. "Wir haben uns als Stadt entschlossen, Grundstück und Gebäude zu übernehmen und den Ausbau in eigener Regie durchzuziehen", so Friedrich. Die Besitzer hatten zuvor angeboten, die Halle normgerecht zum Gerätehaus umzubauen und der Stadt zu vermieten. Diese Variante ist nun vom Tisch.
Der Ausbau der Werkhalle durch die Stadt sei besser zu finanzieren, aber nicht für "einen Appel und ein Ei" zu haben. Gerechnet wird mit etwa 900.000 Euro Baukosten, wie Volker Friedrich auf Volksstimme-Nachfrage informierte. Die Stadt könne dabei durch "Erbringung von Eigenleistungen" sparen. "Da müssen wir schauen, was möglich ist." Zudem könnten pro Stellplatz 75.000 Euro Fördergeld beantragt werden. Für Minsleben wären das insgesamt 150.000 Euro. Die Kaufsumme für Gebäude und Grundstück steht dagegen noch nicht fest. Zuvor muss ein Gutachter den Verkehrswert ermitteln, sagte Friedrich.
In trockenen Tüchern ist das Geschäft bisher aber nicht. Die Stadt verhandelt nach wie vor mit der Besitzerfamilie. "In den letzten zwei Wochen haben wir da viel bewegt, sind auf einem sehr guten Weg", sagte der Ordnungsdezernent, der in seinem Grußwort die Bedeutung der Ortswehren unterstrich. "Wir brauchen euch. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es irgendwann mal ohne die freiwillige Feuerwehr geht." Niemand könne sagen, ob es in 20 Jahren in Minsleben noch eine Wehr gibt. "Aber Fakt ist, wir haben heute hier eine Wehr, und die müssen wir ordentlich ausstatten."
Ortswehrchef Frank Siedenberg waren Freude und Erleichterung am Sonnabend deutlich anzusehen. "Für mich wird ein Traum wahr", sagte der Minslebener am Rande der Versammlung. Jahrelang hatten er und die Kameraden wieder und wieder für ein neues Gerätehaus getrommelt, weil die Zustände im alten Domizil nicht mehr hinnehmbar waren. Viel zu klein, zu eng, und nicht einmal Duschen. Dazu Sicherheitsmängel, die regelmäßig von der Feuerwehr-Unfallkasse angemahnt wurden. "Ich will für uns vernünftige Bedingungen haben, will auch mal nach dem Einsatz duschen", so der Ortswehrchef in seiner Rede. Bei den Ausführungen von Volker Friedrich habe er immer auf das "große Aber" gewartet. "Doch es gibt keins", sagte Siedenberg, zeigte sich aber selbst nicht ganz überzeugt.
Zu recht: Denn bevor geplant und gebaut werden kann, sind Wernigerodes Stadträte am Zuge. Etwa 100.000 Euro Planungskosten müssen 2018 aus der Stadtkasse bezahlt werden. Geld, das die Lokalpolitiker per Beschluss freigeben müssen. Deshalb habe nun "oberste Priorität, den städtischen Haushalt gerade zu ziehen. Das ist unsere gemeinsame Aufgabe", betonte Dezernent Friedrich. "Wir müssen auf Null ausgleichen", auch um eventuell einen Kredit aufnehmen zu können.
Der Haushalt für das laufende Jahr ist noch nicht beschlossen. Das errechnete Defizit im Ergebnisplan liegt aktuell bei 1,26 Millionen Euro und soll nach Wunsch der Verwaltung durch eine Anhebung der Grundsteuer B ausgeglichen werden. Minslebens Kameraden setzen ihre Hoffnungen nun in die Stadträte.
"Habt Überzeugungskraft, auch fraktionsübergreifend", appellierte Jugendwehrleiter Torsten Friedrich. "Damit das Gerätehaus schnell gebaut wird und nicht wieder alles zerredet wird." Ortswehrchef Frank Siedenberg formulierte es drastischer. Im April feiere die Feuerwehr Minsleben 110. Geburtstag. "Bis dahin wollen wir eine Entscheidung. Wir brauchen eine Perspektive. Sonst werden aus 23 aktiven schnell 23 passive Mitglieder", sagte Siedenberg und setzte noch einen drauf. Solange die Aussichten nicht klar seien, wolle er nicht wieder als Ortswehrchef antreten. Seine Amtszeit endet in diesem Jahr.