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GastronomieNeue Pläne für Sennhütte Wernigerode

Der Bebauungsplan für ein Wohnquartier an der Wernigeröder Sennhütte geht in eine neue Runde.

Von Julia Bruns 26.06.2017, 01:01

Wernigerode l Schwarz und weiß – die Farben dominieren das neue Restaurant „Monte Ferrum“ auf dem Wernigeröder Eisenberg. Einige Gastronomen hatten in der Vergangenheit versucht, in der Sennhütte erfolgreich ein Lokal zu führen - diesmal ist der Ansatz ein anderer. Investor Sven Oels, Geschäftsführerin Sabine Blecker-Oels und Restaurantleiter André Ohlendorf wollen mit dem Restaurant, das über 40 Innen- und 30 Außenplätze verfügt, eine Nische in Wernigerode besetzen. „Unsere Zielgruppe sind nicht die Touristen, sondern Wernigeröder“, sagt André Ohlendorf. „Wir haben eine kleine, aber ständig wechselnde Karte, bieten für die Einheimischen das Besondere abseits des Trubels.“

Besonders – das ist nicht nur der Ausblick, den man von der Sennhütte aus genießen kann, auf Augenhöhe mit dem Schloss und bis zum Halberstädter Dom. Besonders ist auch die minimalistische Einrichtung, die im Kontrast zum 1886 errichteten Hotelgebäude steht. Viele Tage habe sie damit verbracht, die Beleuchtung zu planen, nach Stühlen zu suchen, sagt Sabine Blecker-Oels zur großen Eröffnungsfeier am Freitag vor geladenen Gästen.

Der Eröffnung waren zwei Wochen Testbetrieb vorausgegangen. „Wir haben die gesamte Renovierung in acht Wochen geschafft“, sagt Sven Oels nicht ohne Stolz. Natürlich sei man als privater Bauherr flexibler als beispielsweise Kommunen. Aber dass er nicht zum ersten Mal eine Immobilie durchmodernisiert, lässt er gerne durchschimmern. Oels betreibt mehrere Design-Pensionen in Wernigerode, richtet sie mit Möbeln aus der eigenen Produktion ein. Für die Pensionsgäste soll der prunkvolle Saal über dem Restaurant Platz für Familienfeiern bieten.

In der obersten Etage wäre ein Domizil für die eigene Familie denkbar, verrät Sabine Blecker-Oels Wernigerodes Oberbürgermeister Peter Gaffert (parteilos) und Baudezernent Burkhard Rudo bei einer privaten Führung durch das denkmalgeschützte Gebäude. Man merkt dem Ehepaar Oels/Blecker-Oels an, dass an diesem Eröffnungstag eine große Last von ihm abfällt.

Mit dem Restaurant und dem Festsaal steht ein erster Baustein ihres Konzeptes. Seit 2016 gehört Sven Oels das knapp zwei Hektar große Gelände auf dem Eisenberg. Der ursprüngliche Plan sah vor, auf dem Areal 13 zwei- bis dreigeschossige Einfamilienhäuser und drei Mehrfamilienhäuser in Bauhaus-naher Architektur mit weißen Fassaden und Flachdächern zu errichten.

Geändert hat sich seit diesem ersten umstrittenen Entwürfen einiges: In der ersten Beteiligungsrunde hatte die Obere Denkmalschutzbehörde gefordert, die Gebäudeanzahl zu reduzieren und Sichtachsen zum Schloss zu erhalten. „Wir planen nun mit neun Einfamilienhäusern und einem Zweifamilienhaus“, sagt Sven Oels im Gespräch mit der Volksstimme. Die Häuser sind holzverschalt und mit Gründächern versehen, somit von der Schlossterasse aus deutlich weniger auffällig als weiße Gebäude. Dann stellte die Untere Naturschutzbehören bei der zweiten Offenlage fest, dass die Streuobstwiese unter Schutz gestellt werden muss.

Darauf hat Investor Sven Oels erneut reagiert. Im Bauausschuss wurde sein überarbeiteter Bebauungsplan vorgestellt. „Wesentliche Kritik der Bürger ist mit eingeflossen“, sagte Hans-Dieter Nadler, Chef des Wernigeröder Bauplanungsamtes. Die Streuobstwiese werde zum Großteil den Neubauten weichen – dafür beantragt die Stadtverwaltung beim Landkreis eine Ausnahmegenehmigung. Jedoch werde „eine gesunde, neue Streuobstwiese angelegt, die den Charakter eines geschützten Biotops hat“, so Nadler. Die Ausgleichsfläche sei nochmals vergrößert worden. „Damit geht die Verpflichtung einher, dass sie gepflegt wird“, so der Amtsleiter.

Eine zweite Änderung betrifft den Charakter der Siedlung. Künftig soll das gesamte Areal als „allgemeines Wohngebiet“ behandelt werden. Das bedeutet, dass Beschränkungen für den geplanten Pensionsbetrieb und das neue Restaurant gelten, zum Beispiel bei der Zahl der Sitzplätze und bei den Betriebszeiten.

In einem weiteren Punkt, der bei Nachbarn für Unmut sorgte, hat Oels Zugeständnisse gemacht. Statt an der steilen Stichstraße Eisenberg werden nun alle 32 Parkplätze für die Bewohner und Gäste auf das Grundstück verlegt. Eine derart detaillierte Planung werde zwar erst verlangt, wenn der Bauantrag gestellt wird, doch dass bereits jetzt Nägel mit Köpfen gemacht werde, sei wichtig, so Hans-Dieter Nadler.

„Wir haben Emissionen und Immissionen begutachten und ein Verkehrsgutachten erstellen lassen“, sagte Sven Oels. Vier bis fünf Komplettkonferenzen seien auf dem Gelände abgehalten worden.

Zum Abschluss stellte Hagen Bergmann die entscheidende Frage: „Bleibt es dabei?“, wollte der sachkundige Einwohner im Bauausschuss wissen – mit Blick auf die vielen vorhergehenden Änderungen, von deren Notwendigkeit Investoren und Verwaltung mehrfach überrascht worden sind. Das soll sich nicht wiederholen, versicherte Hans-Dieter Nadler. „Zu 99 Prozent dürften Querschläger jetzt ausgeschlossen sein. Wir möchten dieses Verfahren abschließen.“

Mitglieder des Bauausschusses und Stadtrates stimmten in der vergangenen Woche einmütig für den geänderten Plan. Er wird ab Juli zum dritten Mal im Neuen Rathaus öffentlich ausgelegt.