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Goethes Faust Mephisto rockt den Brocken

Auf dem Brocken wird es wieder rockig. Die Harzer Schmalspurbahnen GmbH setzt mit den Faust-Aufführungen ihre Erfolgsgeschichte fort.

Von Regina Urbat 28.10.2015, 00:01

Wernigerode l Die Erfolgsgeschichte geht weiter. „Goethe wäre stolz und längst ein Dampflok-Fan.“ Diese Zuversicht teilen Matthias Wagener, Dirk Bahnsen und Katrin Peters. Sie sind die Faust-Macher bei der Harzer Schmalspurbahnen GmbH (HSB) und freuen sich auf die 9. Saison der täuflischen Rockoper auf dem Brocken.

Von Freitag, 30. Oktober, bis zum Nikolaus-Sonntag, 6. Dezember, dampfen wieder Faustzüge von Wernigerode aus zum Harzgipfel. 22 Aufführungen der Rockoper finden im Goethesaal statt, erstmals vier Veranstaltungen nur für Schüler. „Zwei davon sind schon fast ausverkauft“, sagt Dirk Bahnsen. Der Pressechef bei der HSB ist überzeugt, dass an solch einer Jugendveranstaltung durchaus Interesse besteht. „Vor allem bei den Mädchen und Jungen, die im Deutschunterricht gerade Goethes ‚Faust‘ behandeln“, so Bahnsen.

Der HSB-Geschäftsführer Matthias Wagener ergänzt: „Es ist ein Schulstunde der ganz besonderen Art, ja, sogar einmalig.“ So wie bei den Erwachsenen werden Kultur und Eisenbahn zu einem „einzigartigen Erlebnis“. Deshalb sehe Wagener auch keine Gefahr, dass man sich mit anderen Faust-Aufführungen wie im Nordharzer Städtebundtheater ins Gehege kommt und alle HSB-Aufführungen wie bisher zu 90 Prozent ausgebucht sein werden. „Außerdem ist unser Faust rockig und jedes Mal etwas anders“, sagt Dirk Bahnsen. In dieser Hinsicht lobt er das Engagement des Kooperationspartners Manthey Event GmbH, der alle Mitwirkenden an den Aufführungen für Faust I und Faust II unter Vertrag hat.

Seit 2006 wird die Rockoper auf dem Brocken aufgeführt und stets weiterentwickelt. Sei es mit neuen Szenen oder besonderen Effekten wie der brennenden Geige von Mephisto. „Somit erhalten wir die Neugier und können uns über zahlreiche ‚Wiederholungstäter‘ freuen“, sagt Dirk Bahnsen. Im Kern sei die Oper jedoch gleich und Faust I der Renner.

Kein Wunder, die tragische Liebesgeschichte, in der Dr. Faust seine Seele an den Teufel Mephisto verkauft, ist bekannter. Ebenso die wundersame Walpurgisszene auf dem Brocken. Zwölf Mal wird Faust I freitags, sonnabends und sonntags aufgeführt, sechs Mal hingegen Faust II als Fortsetzung. Hierbei taucht die Hauptfigur in eine Fantasiewelt ab und sucht auf ihrer Reise die Erlösung. „Diese Fassung ist nicht schlechter, nur eben nicht so populär“, sagt Katrin Peters. Sie leitet die Maketingabteilung bei der HSB und weiß auch, dass bereits die Reise zu den Aufführungen ein Erlebnis ist.

Die Opernbesucher werden im Faustzug mit Getränken und Speisen, die alle zum Thema passen, eingestimmt. So wird mit Dampf-Sekt angetoßen, werden Mephisto-Blut und Gretchen-Rebensaft gereicht. Ein extra für die Rock-oper gebrannter Kräuterlikör sei ebenfalls im Reisegepäck. „Das begehrteste Souvenir ist übrigens das kleine rote Teufel-Kwitschentchen“, sagt Katrin Peters. Begehrt sei aber auch das Faust-Buch für Kinder.

Nach dem Nikolaustag wird die neunte Saison mit weiteren Aufführungen vom 8. April bis 1. Mai fortgesetzt. Und wie jetzt im Herbst muss dann der Goethesaal für die Rockoper extra umgebaut werden. Für die 250 Zuschauerplätze werden Treppenpodeste verwendet, „damit jeder einen optimalen Blick auf die Bühne hat“, erläutert Matthias Wagener, der mit seiner Crew schon das Jubiläumsjahr der Rockoper auf dem Brocken im Blick hat. „Vielleicht krönen wir unsere zehnte Saison mit einer ganzen Faust-Nacht“, verrät Dirk Bahnsen.