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Hochwasser Welle der Hilfsbereitschaft rührt zu Tränen

Die Welle der Hilfsbereitschaft in Wernigerode und vor allem in Silstedt ist enorm. Der Kampf gegen das Hochwasser hat sich gelohnt.

Von Ivonne Sielaff 29.07.2017, 01:01

Wernigerode l Beim Hochwassereinsatz sind viele Helfer an ihre Grenzen gegangen. Doch die letzten vier Tage haben zusammengeschweißt, haben gezeigt, dass die Wernigeröder füreinander da sind, wenn die Not am Größten ist.

Da sind die mehr als 200 Freiwilligen, die beim Füllen und Verteilen der Sandsäcke geholfen haben. „Über Facebook habe ich vom Hilferuf der Stadt erfahren“, so ein Wernigeröder. „Ich bin gleich zum Bauhof gefahren. Ist doch klar, dass man helfen muss.“ Unter den Helfern sind auch die Fußballer des FC Einheit, die auf ihr Training pfeifen. Nicht nur aus Wernigerode kommen die Freiwilligen auf den Bauhof geströmt, sondern beispielsweise aus Magdeburg und Leipzig. Sogar Touristen beteiligen sich an der Aktion. Eine Hilfsbereitschaft, die viele Flutopfer zu Tränen rührt.

Vor allem die Brandschützer der Feuerwehr arbeiten in diesen Tagen am Limit. Mit den Kameraden der befreundeten Wehren sind etwa 200 Frauen und Männer in und um Wernigerode unterwegs. „50 Einsätze am Mittwochvormittag“, bilanziert Vize-Stadtwehrleiter Marco Söchting. 40 bis 50 Einsätze sind zu dem Zeitpunkt noch offen.

Unzählige Keller müssen ausgepumpt werden. „Wir schaffen es nicht, müssen viele Leute vertrösten“, sagt Söchting. Bis zum Abend rücken die Feuerwehrleute fast 100 Mal aus, alle sind dabei, aus Wernigerode, Silstedt, Minsleben, Reddeber, Benzingerode und Schierke.

Am Donnerstag rotieren sie ebenso – wie auch die Mitarbeiter vom Bauhof und Gartenamt. Sie sind überall zur Stelle – beim Verteilen der Sandsäcke, Sichern der Straßen, Säubern der Brückendurchläufe, Reinigen der verschlammten Straßen, beim spektakulären Hubschraubereinsatz in Silstedt. Für Erstaunen sorgen Kehrmaschinen Mittwochnacht, die nach all den Strapazen in einer Sonderschicht den Bereich Schöne Ecke/Burgstraße wieder blitzblank putzen. Auch für die Mitarbeiter im Rathaus ist es keine alltägliche Woche. Jeder, der abkömmlich ist, versucht irgendwie zu helfen – ob beim Sandsäcke schippen, beim Transport der Diesterweg-Kinder in den Harzblick-Hort, bei der Verpflegung der Einsatzkräfte.

Oberbürgermeister Peter Gaffert (parteilos) kann stolz sein auf seine Wernigeröder. Er selbst pendelt in Gummistiefeln und mit Handy am Ohr permanent zwischen Krisenstab und den Brennpunkten in Wernigerode und Silstedt. Wichtige Entscheidungen hat er zu treffen: Zwangsevakuierung ja oder nein, wo werden Sandsäcke am dringendsten benötigt, Silstedts Rettung durch die Bundeswehr. Und auch Trost spendet er, indem er weinende Betroffene einfach mal in den Arm nimmt.