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Hotellerie Auszubildende wirbt für ihren Beruf

Die Stellen sind da, aber die Bewerbungen fehlen. In Wernigerode bleiben Stellen in Hotellerie und Gastronomie unbesetzt.

Von Sandra Reulecke 28.11.2016, 00:01

Wernigerode l Nicht nur in der Adeventszeit ist Wernigerode bei Touristen beliebt. 1,15 Millionen Übernachtungen wurden laut Tourismus GmbH in Hotels, Pensionen und Ferienwohnungen der bunten Stadt im Jahr 2015 gezählt. Um den Urlaubern ihre Zeit im Harz schön zu gestalten, sind sie gefragt: Die Angestellten der Hotel- und Gastgewerbe. Doch gerade diesen Branchen fehlt der Nachwuchs.

„Rein rechnerisch sieht die Situation im Harz gut aus. Das Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage auf dem Ausbildungsmarkt ist nahezu ausgeglichen“, sagt Marcella Lange. Sie ist Teamleiterin für die Berufsberatung bei der Agentur für Arbeit in Halberstadt. Aber Papier ist geduldig: Das Interesse an Lehren in Hotelerie und Gastronomie sei eher gering. Viele der 42 Lehrstellen im Landkreis, die bis zum September unbesetzt blieben, gehören zu den Branchen.

„Es sind Berufe mit Sonnen- und Schattenseiten“, erläutert Marcella Lange. Teilzeit-, und Wochenenddienste, Überstunden, Stress, niedriger Lohn, schlechtes Betriebsklima – dies seien Faktoren, die Jugendliche abschrecken, diesen Beruf zu wählen. Doch gerade sie werden mit den Branchen in Verbindung gebracht.

Dass eine Ausbildung im Hotel und Restaurant aber durchaus lohnenswert ist, versuchen Marcella Lange und ihre Kollegen in Beratungsgesprächen zu vermitteln. „Die Aufstiegschancen sind sehr gut, man kann weltweit arbeiten und die Jobs sind relativ sicher, weil in den Berufsgruppen immer Mitarbeiter gesucht werden“, betont sie.

Michelle Völker kennt weitere Vorzüge. „Kein Tag ist wie der andere, und durch den Umgang mit unterschiedlichen Charakteren gewinnt man an Selbstbewusstsein“, sagt die 19-Jährige aus Wedderstedt. Nach ihrem erweiterten Realschulabschluss hat sie sich für eine Ausbildung zur Hotelfachfrau im Hotel Travel Charme Gothisches Haus in Wernigerode entschieden. „Ich wollte immer mit Menschen zu tun haben. In kaum einem Beruf ist das besser möglich.“

Während ihrer Ausbildung durchläuft Michelle Völker alle Abteilungen eines Hotels. Sie ist im Service tätig, erhält einen Einblick in die Küche und in die Arbeit an der Rezeption. Am meisten Spaß bereiten ihr Veranstaltungen. „Ich würde die Lehre weiterempfehlen“, sagt sie. „Aber sie ist nicht für jeden geeignet. Man muss mit Menschen und Stress umgehen können“.

Wie ihre Vorgesetzte Antje Märker berichtet, gestaltet sich die Suche nach Nachwuchs schwierig. 2015 konnten sechs Lehrlinge eingestellt werden, dieses Jahr nur einer. „Wir hätten gern mehr genommen, aber es fehlten die Bewerbungen.“

Das schlechte Image des Berufs und die Vielzahl an freien Lehrstellen in anderen Branchen seien mögliche Gründe, warum die Berufssparte an Beliebtheit verloren habe. „Ich habe selbst Hotelfachfrau gelernt. Damals zählte der Beruf zu den beliebtesten. Es war schwierig, eine Stelle zu bekommen.“ Um wieder mehr Interesse an der Hotellerie zu wecken, setzen Antje Märker und ihre Kollegen weniger auf Ausbildungsmessen und Inserate. „Die beste Werbung für unseren Beruf sind zufriedene Mitarbeiter.“