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HSB-Bahngleis Bemalte Mauer sorgt für Aufsehen

An der Bahnstrecke der HSB in Hasserode entsteht derzeit ein Kunstwerk mit Wernigeröder Sehenswürdigkeiten.

Von Ivonne Sielaff 24.06.2016, 01:01

Wernigerode l Schon jetzt ist sie bei Touristen, die mit der Harzer Schmalspurbahn (HSB) in Richtung Schierke fahren, der Hingucker: die Mauer entlang der Bahnstrecke in Hasserode. Sie wird derzeit von Künstler Thomas Neumann mit Spritzpistole und Pinsel verschönert. Der Thüringer aus Bad Blankenburg verziert das gut 40 Meter lange Bauwerk mit Wernigeröder Motiven, darunter Schloss und Rathaus. „Etliche HSB-Passagiere haben im Vorbeifahren Fotos geschossen. Auch die Passanten sind sehr neugierig“, sagt Neumann. Spaziergänger, die den kleinen Bahnübergang am Brockenweg überqueren, würden ihn oft ansprechen. „Das ist aber schön, was Sie da machen“, würden sie sagen. „So viel interessiertes Publikum habe ich bei der Arbeit sonst selten.“

Neumann arbeitet seit 26 Jahren als selbstständiger Künstler, gestaltet Spielplätze, Spaßbäder und Fitnessstudios, fliegt für Aufträge um die ganze Welt, darunter nach Mallorca und Dubai. Bis Montag arbeitet er in Wernigerode, dann soll sein Werk vollendet sein.

Initiator ist Bernd Minnich, der das Grundstück am Brockenweg erworben hat und dort einen Bungalow bauen lässt. Die Mauer zu bauen, sei eine Auflage gewesen. „Um die steile Böschung abzufangen“, so Minnich.

Grau sollte das Bauwerk nicht bleiben. Deshalb nahm Minnich Kontakt zu den Mitarbeitern der HSB auf, die ihn an Thomas Neumann vermittelten. Bei der Gestaltung habe ihm Oberbürgermeister Peter Gaffert (parteilos) auf die Sprünge geholfen. „Er riet mir, nicht nur Wernigeröder Sehenswürdigkeiten, sondern auch wichtige Unternehmen –wie Hasseröder, HSB und Stadtwerke – einzubeziehen.“

Das Gemälde soll aber nicht nur eine Aneinanderreihung von Attraktionen sein, sondern viel mehr, verrät Minnich. „Meine Idee war es, einen Tag in Wernigerode darzustellen.“ Deshalb scheint beim ersten Motiv – dem Wernigeröder Schloss – die aufgehende Sonne gegen die Wolken. Ganz am Ende der Mauer gehe sie über dem Brocken unter.

Viel Wert habe er zudem auf die Abbildung der Harzgebirgsläufer gelegt. Bernd Minnich war langjähriger Chef des Harzgebirgslauf-Vereins und sorgte 17 Jahre lang als Sprecher bei den Laufveranstaltungen für Kurzweil. „Deshalb waren mir die Sportler wichtig.“

Übrigens: Das Gelände, auf dem Minnichs Bungalow entsteht und in den vergangenen Jahren mehrere Eigenheime gebaut wurden, war eine alte Industriebrache. „Ganz früher stand hier eine Mühle“, so Bernd Minnich. Später gründete Henri Friedrichson eine Möbelfabrik, in der zu DDR-Zeiten Stühle und Kinderbetten produziert wurden. Jahrelang lag das Gelände brach, 2011 zerstörte ein Feuer die Fabrikruine. Zuletzt gehörte das Gelände dem ehemaligen Schauspieler Peter Friedrichson, Sohn des Möbelfabrikanten und Bruder des legendären „Meister Nadelöhr“.