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Industriedenkmal Fabrikgebäude droht einzustürzen

Das alte Verwaltungsgebäude der ehemaligen Schokoladenfabrik in Wernigerode muss abgerissen werden. Es gibt dennoch eine gute Nachricht.

Von Regina Urbat 31.08.2016, 01:06

Wernigerode l Das Interesse am neuen Wohngebiet in Hasserode ist groß. Immerhin sollen auf dem ehemaligen Industriegelände der Schokoladenfabrik Argenta weit über 100 Menschen wohnen. Der Bau von Tiefgaragen und den ersten barrierefreien Mehrfamilienhäusern schreitet gut voran, doch nun das: „Wir müssen das alte Verwaltungsgebäude abreißen“, sagt Hartmut Strecker. Bevor der Spezialbagger mit dem Abbruch beginnt, und die Leute womöglich Alarm schlagen, weil das alte Industrieensemble unter Denkmalschutz steht, hat der Bauleiter zu einem Pressetermin eingeladen.

„Die Entscheidung ist weder uns als Bauträger noch dem Denkmalschutz leichtgefallen“, fügt der 59-Jährige hinzu und begründet den Schritt: „Das Verwaltungsgebäude ist nur auf Sand gebaut und droht einzustürzen. Es fehlt ein Fundament.“ Das Gleiche gelte für den Tunnelschacht als Verlängerung des alten Burgmühlengrabens. Dieser führt unter dem Gebäude entlang und mündet im Holtemmebach. Das Wasser des Grabens sei zwar bereits umgeleitet worden, „doch der Schacht ist völlig verschlammt und schon abgesackt.“ Lange Risse im Mauerwerk der Außenwände seien die Folge.

Damit nicht genug: „Im Gebäude selbst fehlen aussteifende Wände“, sagt Hartmut Strecker. Das bedeute, dass das Haus in sich instabil sei. Obendrein weisen fast alle Holzbalken den sogenannten Würfelbruch auf. „Die sind total hin“, sagt der Bauleiter und fügt kurz und knapp hinzu: „Hier ist Gefahr im Verzug, denn das über 100 Jahre alte Gebäude droht nach vorn abzukippen.“

Gestützt wird seine Aussage vom Ingenieurbüro für Baustatik unter Leitung von Prof. Dieter Beyer aus Magdeburg. Dieser habe entsprechende Gutachten anfertigt. Mängelliste und Rückschlüsse bewogen die Beck & Strecker Immobilien GmbH, den Antrag zum Abriss bei der Unteren Denkmalbehörde zu stellen.

Frank Mahnke von der Denkmalbehörde der Kreisverwaltung bestätigte auf Nachfrage den Antrag. Wegen der akuten Einsturzgefahr sei aus seiner Sicht die ursprünglich vorgesehene Sanierung dieses „wichtigen Gebäudeteils leider nicht mehr möglich“. Ausschlaggebend für den alternativlosen Abbruch seien die in der Stellungnahme des Magdeburger Ingenieurbüros aufgeführten Fakten wie ungenügende Gründung der Außenwände und, dass eine DIN-gerechte Unterfangung nicht zulässig und möglich sei. Erfreulich sei, dass der Eigentümer dennoch das Erscheinungsbild des Industriedenkmals in Gänze erhalten will.

„Ja, wir werden den Neubau gestalterisch an das alte Verwaltungsgebäude anlehnen“, versichert Hartmut Strecker. Das Verbindungsbauwerk zum ehemaligen Produktionsgebäude, das übrigens voll sanierungsfähig sei, werde bei dem Abriss statisch gesichert und bleibt stehen. Die Arbeiten unter Aufsicht des Denkmalschutzes sollen in der kommenden Woche beginnen.