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Internet Wernigerode surft ab 2018 schnell

Viel Geduld beim Surfen müssen Altstadtbewohner an den Tag legen. Doch die „lahme Stadt am Harz“ hat bald ausgedient.

Von Julia Bruns 20.08.2016, 01:01

Wernigerode l Lahm, lahmer, Wernigerode: Besonders langsam ist das Internet in der Altstadt. Geschwindigkeiten um die 3 Mbit pro Sekunde sind hier normal. In manch einem Dorf im Harzkreis surft man seit Jahren mit 100 MBit/s, beispielsweise in Ströbeck. Zuletzt wurde das lahme Netz im Hauptausschuss kritisiert. „Wernigerode kommt nicht aus dem Knick. Es sollte als Touristenstandort nicht weiter hinten anstehen“, sagte Christian Härtel (Linke). „Die Unzufriedenheit in der Bevölkerung wächst“, stimmte Sabine Wetzel (Grüne) zu.

Doch es gibt einen Lichtblick. „Die Telekom wird Wernigerode ab 2017 ausbauen“, sagte Karin Müller von der Kreisverwaltung auf Nachfrage. Die Wirtschaftsförderin ist seit 2015 zuständig für die Koordination des Breitbandausbaus im gesamten Harzkreis. Unterstützt wird sie dabei von der TKT teleconsult GmbH aus Backnang.

Nachdem die fünf Jahre andauernde Phase des Grundausbaus Ende 2014 abgeschlossen wurde, startete die Kreisverwaltung eine Markterkundungsausschreibung, um die nächste Ausbauphase vorzubereiten. „Die Markterkundung ist wichtig, um Fördergeld für den weiteren Ausbau zu erhalten“, so Karin Müller. Denn: Nur Kommunen, bei denen sich nachweislich kein Anbieter findet und ein sogenanntes Marktversagen festgestellt wird, werden von Bund und Land großzügig gefördert. Sie werden in der nächsten Ausbauphase berücksichtigt, die in dieser Woche vom Land offiziell eingeläutet wurde. In der sogenannten Next-Generation-Access-Phase (NGA) sollen bis Ende 2018 Geschwindigkeiten von mindestens 30 beziehungsweise 50 MBit/s für Bürger und mindestens 100MBit/s in Gewerbegebieten erreicht werden.

Eine 90-Prozent-Förderung erhält der Landkreis für den NGA-Ausbau, der etwa 10 Millionen kosten wird – 40 Prozent stammen vom Bund, 50 Prozent vom Land. Den Eigenanteil von einer Million Euro zahlt die Kreisverwaltung. Das hatte der Kreistag im Oktober 2015 beschlossen.

Da sich in Wernigerode mit der Telekom überraschenderweise während der Markterkundung ein Anbieter fand, wird die Stadt in der NGA-Phase nicht berücksichtigt. „Die Kernstadt zumindest“, ergänzt Karin Müller. „Reddeber, Minsleben und Schierke sind für die NGA-Phase ausgeschrieben, außerdem alle sieben Gewerbegebiete in Wernigerode.“ In Silstedt und Benzingerode ist bereits schnelles Internet verfügbar, sodass kein Bedarf für weitere Förderung besteht.

Die Ausschreibung wurde am gestrigen Freitag beendet. Mehrere Kartons mit Unterlagen seien in ihr Büro geliefert worden, sagt Karin Müller. Beteiligt haben sich diverse Anbieter. „Ab Montag werden die Unterlagen von der TKT Consult gesichtet, im Herbst werden die Aufträge vergeben, dann folgt die Feinplanung. Bis 2018 soll der Ausbau abgeschlossen werden“, so Karin Müller. 13 von 14 Städten im Harz lassen den Breitbandausbau von der Kreisverwaltung koordinieren. Die Thalenser nehmen das Thema Internet selbst in die Hand.

Die Telekom bestätigt indes, das für Wernigerode konkrete Pläne vorliegen. „In der Ausschreibung des Landkreises Harz haben wir einen Ausbau für Wernigerode bis Ende 2018 angemeldet“, so Mitarbeiterin Stefanie Halle. „Damit werden Geschwindigkeiten bis zu 100 MBit/s möglich sein.“ Konkrete Termine benennt das Unternehmen im Herbst.

Doch warum engagiert sich der Telekommunikationsanbieter erst jetzt in Wernigerode? „Eine Ausschreibung in der damaligen Grundförderung durch das Land war für die Stadt Wernigerode wegen der Förderbedingungen nicht möglich“, so Stefanie Halle. Zum Hintergrund: Kommunen mit mehr als 10 000 Einwohnern wurden in der Phase des Grundausbaus nicht gefördert. So kommt es, dass vormals stark unterversorgte kleine Ortsteile inzwischen deutlich besser versorgt sind als manche Innenstädte und Gewerbegebiete. Ein Beispiel ist neben Wernigerode Quedlinburg. Auch dort haben sich Unternehmen nun für den Netzausbau beworben.