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Jubiläum Seit 25 Jahren Eis im Blut

Die Leidenschaft für Eiscreme währt seit 25 Jahren: Jetzt feiert Familie Dellnitz aus Wernigerode groß Geburtstag.

Von Ivonne Sielaff 08.04.2017, 01:01

Wernigerode l Erst eine Runde auf dem Spielplatz an der Holtemme toben – und dann ein Eis bei Dellnitz. Generationen von Wernigeröder Kindern kennen das so. Am 10. April 1992 – also vor 25 Jahren – ist das Eiscafé eröffnet worden und seither eine Institution in Wernigerode. Familie Dellnitz hat in diesen Tagen übrigens doppelt Grund zu feiern. Denn Rosemarie Dellnitz wird am 14. April 80 Jahre alt. „Ich habe immer gesagt, zu meinem 80. Geburtstag lasse ich eine Kuh fliegen“, sagt die Wernigeröderin mit einem Schmunzeln. Deshalb wird am 15. April groß mit Familie und Freunden gefeiert – und an die Anfänge des Eiscafés erinnert.

„Eigentlich war es Zufall, dass wir ins Eisgeschäft eingestiegen sind“, erinnert sich die Rentnerin. Ihr Mann Reinhold sei nach der Wende arbeitslos gewesen, habe eine neue berufliche Perspektive gesucht. „Verwandte, die im Westen ein Eiscafé betreiben, haben uns auf die Idee gebracht.“

Von Anfang an sei klar gewesen, dass dafür die ganze Familie im Boot sein muss. Obwohl Tochter Christiane Roubicek zuerst gar nicht begeistert war. „Eisverkauf bedeutet schließlich, dass wir keinen Sommer mehr für uns haben“, sagt sie. Aber sie ließ sich überzeugen und hat es nicht bereut.

„Dabei hatten wir am Anfang gar keine Ahnung von Eis.“ Deshalb fuhr Christiane Roubicek damals für eine Woche zur Verwandtschaft. „Ich habe zugeguckt, wie die Abläufe sind, habe viel über Zutaten und Rezepturen gelernt.“

Bis zur Eröffnung der eigenen Eisdiele war es jedoch noch ein langer Weg. Vater Reinhold Dellnitz habe sich um die Genehmigungen gekümmert. Das hat viel Zeit in Anspruch genommen. „Baugenehmigung, Gewerbegenehmigung – und dann hat es noch ein ganzes Jahr gedauert.“

Noch gut können sich die beiden Frauen an die Eröffnung vor 25 Jahren erinnern. „Es war ein Freitag“, blickt Christiane Roubicek zurück. „Wir haben um 11 Uhr geöffnet und erstmal auf Kundschaft gewartet. Es ging schleppend los. Aber das Wochenende lief gut.“ Viele Leute seien vorbeigekommen, weil sie neugierig waren und schauen wollten.

„Ans Aufgeben haben wir nie gedacht, wir waren immer mit Herzblut dabei“, sagt Christiane Roubicek, die den Laden 2001 von Vater Reinhold übernommen hat. Das Eisgeschäft sei ein hartes Brot. „In der Saison – also von März bis Oktober – arbeite ich sieben Tage die Woche.“ Ihr Arbeitstag fange um 7 Uhr an. „Milch holen, und frische Früchte besorgen, dann geht es an die Eisherstellung.“ Bis 2016 habe Mutter Rosemarie Dellnitz sie im Café beim Saubermachen und beim Abwasch unterstützt. Doch das schaffe sie mit inzwischen fast 80 Jahren nicht mehr.

Dem Eis sei sie nie überdrüssig geworden, sagt Christiane Roubicek. „Am liebsten mag ich Vanille und Schoko – die klassischen Sorten.“ Und was macht die Eisverkäuferin im Winter? „Auf der Couch sitzen, die Füße hochlegen“, sagt sie schmunzelnd. „Während der Saison bleibt zu Hause viel liegen. Das erledige ich. Und dann geht es natürlich in den verdienten Jahresurlaub.“

Am Sonnabend, 15. April, soll übrigens nicht nur gefeiert werden. Der Osterhase wird auf dem Spielplatz nebenan für einige Überraschungen sorgen, kündigt Rosemarie Dellnitz an. „Und wir weihen dort um 11 Uhr eine Sitzbank ein.“ Die Inschrift: Gestiftet von den Eheleuten Reinhold und Rosemarie Dellnitz, Wernigerode im April 2017. „Meinem 2015 verstorbenen Ehemann Reinhold haben die Kinder und der Spielplatz immer sehr am Herzen gelegen“, so die Rentnerin. Er sei oft abends hinüber gegangen und habe die Eisbecher und anderen Müll aufgesammelt. Im Gartenamt habe er sich dafür eingesetzt, dass der Platz attraktiver wird. Wahrscheinlich einer der Gründe, warum der Spielplatz an der Holtemme im Volksmund längst Dellnitz-Spielplatz heißt.