Jugendarbeit Eine Chance fürs Center

Das "Center" ist für Jugendliche in Wernigerode ein wichtiger Rückzugsort. Wegen Brandschutzmängeln ist die obere Etage gesperrt.

Von Julia Bruns 05.02.2018, 00:01

Wernigerode l Die hohen Anforderungen an den Brandschutz haben mehrere Einrichtungen der Stadtverwaltung in Wernigerode eingeholt, darunter die Kindertagesstätte in Reddeber und das Domizil der Feuerwehr in Wernigerode. Gravierende Brandschutzmängel sind auch der Grund, warum das Jugendhaus „Center“ umgebaut werden soll. Um für die 800.000 Euro teuren Arbeiten 90 Prozent Förderung zu erhalten, hat die Verwaltung eine Vorlage ausgearbeitet, die im Bauausschuss einstimmig befürwortet wurde. Geht alles glatt, soll in diesem Jahr geplant, im nächsten gebaut werden.

Wie ist die Lage im „Center“? Stadtjugendpfleger Gernot Ei­sermann führt die Volksstimme durch das Gebäude, das zwischen Benzingeröder Chaussee und Halberstädter Straße genau zwischen den Wohngebieten Stadtfeld und Burgbreite liegt. Durch den Haupteingang geht es in den Offenen-Tür-Bereich. „Jeder, der will, kann zu uns kommen“, sagt Eisermann. Direkt am Eingang befindet sich die Theke, dahinter eine kleine Küche für gemeinsame Kochaktionen. Tischtennis, Billard, Darts und Kicker stehen im großzügigen Aufenthaltsraum bereit. Dazu eine gemütliche Sitzecke, die voll besetzt ist. Zwei junge Mädchen und zwei Jungs im selben Alter haben dort Platz genommen und werten den Tag aus. Die Zielgruppe sei sechs bis 27 Jahre alt. „Hauptsächlich kommen Jugendliche im Alter von elf bis 20 Jahren“, sagt er. „Viele wohnen in der Burgbreite oder im Stadtfeld, häufig in kleinen Wohnungen. Das Geld sitzt nicht so locker.“ Der Boden in dem Raum sei vor wenigen Jahren erneuert worden. Sanierungsstau gebe es nicht. „Wir haben von 14 bis 21 Uhr geöffnet“, sagt er. „Freitags und am letzten Sonnabend im Monat auch mal bis 24 Uhr.“

Er geht weiter zum Fitnessraum, der gemeinsam mit den Jugendlichen vor einigen Jahren umgestaltet wurde. „Die Holzvertäfelung haben sie selbst angebracht“, sagt er. Dann geht es in den weniger repräsentablen Bereich des Hauses. „Die obere Etage ist seit vergangenem Jahr dicht“, berichtet der 37-Jährige, der seit zehn Jahren in der Stadtverwaltung arbeitet. „Ein Probenraum, ein Aufenthaltszimmer und eine Abstellkammer dürfen nicht mehr genutzt werden, da der Fluchtweg im Brandfall einzig über diese Holztreppe gewährleistet werden kann“, sagt er und deutet auf die knarksenden Stufen. Im Flur angekommen, zeigt er auf ein Loch in der Wand. „Dort haben Mitarbeiter des Bauamtes Proben genommen“, sagt er. Die Aufteilung der Räume soll im Zuge der Arbeiten verändert werden, sodass zur Straßenseite hin ein großer Aufenthaltsraum entsteht, an den eine Außentreppe als zweiter Fluchtweg anschließt. Im selben Zuge soll ein Versammlungsraum geschaffen werden, den es noch nicht gibt. Ziel des Umbaus sei es auch, den Probenraum wieder zugänglich zu machen, um das musikalische Angebot auszuweiten.

„Die nächste Aufgabe wird sein, die Kindergruppe wieder aufzubauen“, sagt Gernot Ei­sermann. Denn durch die Sperrung der oberen Etage seien die jüngeren Besucher nach und nach ausgeblieben. „Sie brauchen eigene Bereiche.“

Die Idee, das „Center“ mit für das Familienzentrum des Internationalen Bundes zu nutzen, hält der Sozialpädagoge für falsch. Matthias Winkelmann (CDU) hatte dies im Bauausschuss vorgeschlagen. „Die Jugendlichen würden sich zurückziehen, wenn hier Eltern ein- und ausgehen“, sagt Eisermann. Denn eine der wichtigsten Aufgaben der Jugendarbeit sei es, ein vertrautes Nähe-Distanz-Verhältnis zu den Jugendlichen aufzubauen.