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Kinderbetreuung Babyboom sorgt für Kita-Notstand

In Wernigerode werden viele Kinder geboren. Damit in Zukunft alle einen Betreuungsplatz haben, plant die Verwaltung eine neue Tagesstätte.

Von Katrin Schröder 19.04.2017, 01:01

Wernigerode l Ausbau statt Abbau: Wernigerodes Stadtverwaltung plant die Errichtung einer neuen Kindertagesstätte. Der Grund: Die Zahl der Kinder in der Stadt ist gleichbleibend hoch, die Zahl der Plätze reicht gerade so aus, um den Bedarf zu decken. „Unsere Kindergärten und Krippen sind voll“, sagt die Wernigeröder Sozialamtsleiterin Petra Fietz.

Das lässt sich mit Zahlen untermauern. 240 Kinder werden derzeit durchschnittlich pro Jahr in der Stadt geboren. Und es werden kaum weniger: Aktuelle Prognosen besagen, dass bis 2030 zwischen 220 bis 230 Neugeborene pro Jahr hinzukommen werden. „Das ist viel für Wernigerode“, so Petra Fietz. Außerdem ziehen mehr Menschen in die Stadt, als sie verlassen. Unter den Neubürgern sind auch junge Familien mit Kindern. „Das ist gut für die Stadt“, betont die Sozialamtschefin.

Damit stemmt sich Wernigerode gegen den Bevölkerungsschwund. Bisher waren Petra Fietz und ihre Mitarbeiter davon ausgegangen, dass die demografische Entwicklung für mehr Platz in den Tagesstätten sorgen werde. „Seit fünf Jahren warten wir darauf, dass sich die Kinderzahlen verringern“, so Petra Fietz – doch dazu ist es nicht gekommen.

Rund 2100 Betreuungsverträge haben Eltern für ihre Kinder abgeschlossen – 1600 davon mit der Wernigeröder Stadtverwaltung, die übrigen mit freien Trägern. Zum Stichtag 30. März 2017 wurden 450 Krippenkinder in Wernigeröder Tageseinrichtungen betreut. Hinzu kommen 930 Kindergartenkinder und 809 Grundschüler, die einen Hort besuchen.

Besonders gefragt sind die Krippen „Am Auerhahn“ und „Lindenberg“ sowie die Kindertagesstätte „Regenbogen“, weiß Petra Fietz – kein Wunder, denn die meisten Neuverträge werden für Krippenkinder abgeschlossen, die später in die Kindergartengruppen nachrücken. Bereits jetzt zeichnet sich ab, dass in diesem Frühjahr zusätzlich zehn Krippenplätze geschaffen werden müssen – ein Kraftakt für Verwaltung und Tagesstätten, sagt Petra Fietz. „Bis zum Sommer werden die Einrichtungen bis auf den letzten Platz belegt sein.“

Zwar bekomme bisher jeder Antragsteller einen Platz, wenn auch nicht unbedingt in der Wunscheinrichtung – und überbelegt seien die Häuser ebenfalls nicht, betont die Sozialamtsleiterin. „Wir halten uns strikt an die Betriebserlaubnis.“ Doch eine neue Tagesstätte würde den bestehenden Einrichtungen Luft verschaffen, um zum Beispiel ihre Räume besser nutzen zu können.

Deshalb sei jetzt Zeit zu handeln. „Wir sollten nicht abwarten, sondern uns auf die kommenden Jahre vorbereiten“, so Petra Fietz. Abhilfe könnte eine neue Kindertagesstätte mit 40 bis 60 Plätzen schaffen. „Das würde für Entspannung sorgen.“ Ideal wäre nach den Recherchen des Amts ein Standort in der Innenstadt oder Hasserode. „In diesen Bereichen ist es immer eng mit den Anmeldungen, sodass Eltern in andere Stadtteile ausweichen mussten“, so Petra Fietz.

Noch stehen die Planungen am Anfang. Für den Haushalt 2018 hat das Sozialamt Finanzbedarf angemeldet. Die Suche nach geeigneten Grundstücken und Gebäuden läuft an. Die neue Kindertagesstätte muss geplant, genehmigt und in die Bedarfsplanung aufgenommen werden, was voraussichtlich zwei Jahre dauern wird. Denkbar wäre jedoch auch, dass ein freier Träger in die Bresche springt oder „mindestens zwei bis drei“ Tagesmütter zusätzlich ihre Dienste anbieten, sagt Petra Fietz.