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Kita-Gebühren Kinderbetreuung wird teurer

Die Kita-Gebühren in Wernigerode werden steigen. Die Kinderbetreuung kostet deutlich mehr als noch vor drei Jahren.

Von Ivonne Sielaff 02.09.2016, 01:01

Wernigerode l Eltern in Wernigerode müssen bald tiefer für die Betreuung ihrer Kinder in die Tasche greifen. „Wir werden die Elternbeiträge erhöhen“, sagt Wernigerodes Sozialdezernent Andreas Heinrich. „Doch nicht etwa, um den städtischen Haushalt zu sanieren“ – wie in den letzten Wochen durch die Öffentlichkeit gegeistert ist.

Es sei zwar richtig, dass die Stadt in den kommenden Jahren mit einem Millionendefizit rechnet. „Zugespitzt könnte man aber sagen: die Summe, die uns mittelfristig im Haushalt fehlt, rührt daher, dass das Land die Kinderbetreuung nicht richtig durchfinanziert hat“, so Heinrich.

2013 ist das Thema Kita-Gebühren das letzte Mal diskutiert worden, zum 1. Januar 2014 wurden die Elternbeiträge angepasst. Zwischenzeitlich ist das neue Kinderförderungsgesetz mit seinen Nachfolgeregelungen in Kraft getreten. „Es war schon lange klar, dass wir wieder über die Gebühren reden müssen“, so der Sozialdezernent.

2000 Mädchen und Jungen sind in den Kindertageseinrichtungen in Wernigerode und den Ortsteilen in der Obhut von gut 230 Erziehern. 2013 habe die Stadt die Betreuung mit 5,3 Millionen Euro bezuschusst – bei 10,1 Millionen Euro Gesamtkosten, rechnet Stadtkämmerer Frank Hulzer vor.

Aktuell sind es 6,87 Millionen Zuschuss bei 12,1 Millionen Euro Gesamtkosten. So kostet ein Krippenplatz mit acht Stunden Betreuung pro Tag aktuell beispielsweise 1071 Euro pro Monat, die Eltern zahlen 147 Euro. Das Land übernimmt 471 Euro, so Frank Hulzer. Bei zehn Stunden pro Tag und 1274 Euro Kosten monatlich liegt der Anteil des Landes ebenso bei 471 Euro, also nur etwa ein Drittel. Auf die Eltern kommen 191 Euro.

Zusammenfassend lasse sich sagen, die Gesamtkosten haben sich um zwei Millionen Euro erhöht, so der Stadtkämmerer. Der Zuschuss vom Land sei aber zu wenig gestiegen, und die Elternbeiträge seien konstant geblieben. Die Differenz wird aus dem städtischen Haushalt beglichen.

„Das sind 1,53 Millionen Euro im Jahr, die die Stadt zusätzlich zum eigenen Anteil aufbringen muss“, sagt Andreas Heinrich. Die Mehrkosten seien vor allem deshalb entstanden, weil das Land die Tariferhöhungen für die Erzieher nicht ausreichend prognostiziert habe, erläutert Sozialamtschefin Petra Fietz. „Das allein kostet uns 600 000 Euro mehr.“ Der Fakt, dass man in Magdeburg mit einem durchschnittlichen Betreuungsbedarf von acht Stunden pro Tag gerechnet habe, sorge für eine Finanzierungslücke von 300 000 Euro. „Denn viele unserer Kinder werden zehn Stunden pro Tag betreut“, so Petra Fietz.

Natürlich sollen die Beiträge nicht auf Teufel komm raus erhöht werden, versichert Sozialdezernent Heinrich, „sondern gut begründbar und plausibel.“ Die Stadt werde weiter den Hauptanteil tragen, doch die Eltern sollen in Maßen an den Mehrkosten beteiligt werden.

Im Rathaus werden derzeit mehrere Gebührenmodelle berechnet. Die von der Magdeburger Regierung vorgesehene Erhöhung der Landespauschale um gut 400 000 Euro pro Jahr sei bereits einkalkuliert. „Wir werden unsere Berechnungen im nächsten Sozialausschuss zuerst einmal unter Ausschluss der Öffentlichkeit vorstellen.“ Dass die Gebühren bereits zum 1. Januar 2017 erhöht werden, hält Andreas Heinrich für unrealistisch. „Wir wollen die Elterngremien in unsere Überlegungen einbeziehen. Und zu welcher Lösung der Stadtrat am Ende tendiert, da sind wir uns selber unsicher.“