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Kita-Neubau In Magdeburg fündig geworden

In Magdeburg haben sich Mitarbeiter der Verwaltung verschiedene Modellkitas für eine neue Kinderstagesstätte Reddeber angeschaut.

Von Julia Bruns 10.01.2018, 00:01

Wernigerode l Wie geht es weiter mit der maroden Kindertagesstätte „Kleine Strolche“ in Reddeber? Mitarbeiter der Wernigeröder Stadtverwaltung haben am Freitag mehrere Kindertagesstätten in Magdeburg besichtigt, die als Vorbild für den Neubau in dem Wernigeröder Ortsteil mit 65 Plätzen dienen könnten. „Es war Wunsch des potenziellen Investors, dass wir uns bewusst Modelle für den geplanten Neubau anschauen“, sagt Christian Fischer, Dezernent für Gemeinwesen, auf Volksstimme-Nachfrage.

Als Investor seien die Wernigeröder Stadtwerke im Gespräch. Dies sei laut Christian Fischer ein „offenes Geheimnis“. Das städtische Tochterunternehmen würde in einem möglichen Investorenmodell den Bau finanzieren, 30 Jahre lang die Instandhaltung des Gebäudes übernehmen und dafür im Gegenzug eine Art Miete von der Stadt erhalten. Der Stadtrat hatte für die Prüfung des Investorenmodells im Dezember grünes Licht gegeben.

Die Gebäude, die Fischer, Kindertagesstätten-Chefin Annette Klaue, Leiterin der „Kleinen Strolche“, Carmen Möke und Ronny Schneckner vom Bauamt am Freitag besichtigt haben, errichtet allesamt Industriebau. In Magdeburg baut das Wernigeröder Unternehmen derzeit neun Kindertagesstätten mit jeweils etwa 150 und insgesamt 1.300 Plätzen.

In einer europaweiten Ausschreibung der Landeshauptstadt hatte sich Industriebau gegen die restlichen Bewerber als kostengünstigster Anbieter durchgesetzt, sagt Magdeburgs Oberbürgermeister Lutz Trümper im Volksstimme-Gespräch. 23 Millionen Euro investiert die Kommune ihm zufolge in die Einrichtungen, von denen acht im Herbst bezugsfertig sind – nach jeweils einem Jahr Bauzeit.

Neu sei die Zusammenarbeit nicht. „Mit Industriebau haben wir bereits vor vier Jahren fünf Kindergärten in Magdeburg gebaut“, sagt Trümper. Vor zehn Jahren seien bereits 15 Schulen in Magdeburg mit Industriebau saniert worden. 500 Kinder stehen aktuell auf der Warteliste für einen Kindergartenplatz. 130 Kindertagesstätten gibt es in Magdeburg insgesamt, lediglich sieben Kindertagesstätten werden von der Kommune betrieben. Alle anderen sind in freier Trägerschaft.

Die Ausschreibung für die neun neuen Kindertagesstätten sei nach dem sogenannten Verhandlungsverfahren erfolgt, das es ermöglicht, den kompletten Bau an eine Firma zu vergeben.

Die Alternative sei eine klassische Einzellosvergabe gewesen, bei der jedes Gewerk – vom Fundament über die Fliesen bis hin zum Trockenausbau – einzeln europaweit ausgeschrieben und vergeben werden muss. „Das hätten wir unter diesem Zeitdruck personell und zeitlich nicht organisieren können“, sagt Trümper. Alle neuen Einrichtungen seien eingeschossig, was Brandschutz aufgrund der kürzeren Fluchtwege erheblich vereinfache. 17 Kindergärten in diesem Stil – mit demselben Aufbau –befinden sich in Magdeburg.

„Da es sich bei den in Magdeburg gebauten Kindertagesstätten um ein Produkt von der Stange handelt, kann deutlich preiswerter gebaut werden“, sagt Dezernent Christian Fischer. „Die Fertigung ist professionalisiert, Fertigbauteile können verwendet werden.“ In der Landeshauptstadt habe er erfahren, dass ein hoher Kostendruck herrsche, die Bauweise dementsprechend „extrem effizient“ gestaltet werde, so der 42-Jährige. In der Umsetzung hat sich die Landeshauptstadt für eine Kombination aus Massivbauweise und Fertigbauteilen entschieden. „Diese Bauweise könnte für den Investor und Wernigerode interessanter als eine reine Containerlösung sein“, so Fischer.

Hintergrund: Der ehemalige Erntekindergarten in Reddeber aus den 1950er Jahren wird voraussichtlich noch in diesem Jahr abgerissen. Aufgrund gravierender baulicher Mängel – so fehlt ein Fundament – droht der Stadtverwaltung der Entzug der Betriebserlaubnis. Über den Neubau soll möglichst noch im Frühjahr entschieden, im Sommer bereits gebaut werden. Im Februar soll dem Stadtrat ein Entwurf vorliegen.

Wernigerodes Stadtratsmitglieder hatten im Dezember dafür plädiert, Vor- und Nachteile für einen Neubau durch ein privates Unternehmen zu prüfen. Dass es mit Industriebau einen kompetenten Bewerber auf dem Markt gibt, ist bekannt. Das Unternehmen hat eine spezielle Modulbauweise für Tagesstätten entwickelt und Pläne für Einrichtungen bis zu 140 Plätzen in der Schublade. Zwischen Baugenehmigung und Schlüsselübergabe vergehe höchstens ein Jahr, hatte Geschäftsführer Peter Schmidt auf Volksstimme-Nachfrage erklärt.