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Klimaschutz Reise um die halbe Welt

Klimaschutz geht uns alle an - unter diesem Motto ist eine Delegation in die Vietnamesische Partnerstadt Hoi An gereist.

Von Ivonne Sielaff 10.11.2016, 00:01

Wernigerode l Unterspülte Strände, stetig steigender Meeresspiegel, versalzenes Grundwasser, absterbende Bäume. Die Menschen in Südostasien haben unter den Folgen des Klimawandels zu leiden – auch in Wernigerodes Partnerstadt Hoi An. Was uns das angeht? „Wir sind mit verantwortlich“, sagt Siegfried Siegel. „In den reichen Industrieländern wird ein Raubbau an Ressourcen betrieben. Doch wir selbst erleben den Klimawandel bisher nur am Rande.“

Der SPD-Stadtrat war Teilnehmer eines Arbeitsbesuchs in der vietnamesischen Partnerstadt. Mit dabei waren weitere Stadtpolitiker, Vertreter der Stadtverwaltung und der Wirtschaft sowie Mitglieder des Interkulturellen Netzwerkes als Vermittler.

Ziel der Reise war es, einen Fahrplan mit Projekten zum Klimaschutz auf den Weg zu bringen. Herzstück ist die Installation einer Photovoltaikanlage auf dem Dach von Hoi Ans Touristinfomation.

Mit der gewonnenen Sonnenenergie soll der Strombedarf des Gebäudes abgedeckt werden und darüber hinaus die Altstadt mit Lampions beleuchtet sowie mit Musik beschallt werden. Derzeit werden Tausende Lampen mit herkömmlichem Strom versorgt. Über das Nakopa-Projekt des Bundes (Nachhaltige Kommunalentwicklung durch Partnerschaftsprojekte) hat Wernigerode 145 000 Euro für die Partnerstadt beantragt und im zweiten Anlauf eine Zusage dafür erhalten. Beide Städte müssten einen Eigenanteil von fünf Prozent aufbringen.

Geplant wurde das Projekt in Wernigerode, gebaut werden soll die Solaranlage in Hoi An. „Unsere Aufgabe war es, die rechtlichen und finanziellen Bedingungen festzuschreiben und in einem Vertrag zu formulieren“, so Ordnungsdezernent Volker Friedrich, der die deutsche Delegation anführte. Dieser Vertrag werde dem Stadtrat demnächst zur Abstimmung vorgelegt. „Vorgesehen ist, die Photovoltaikanlage bis zum Beginn der nächsten Regenzeit im September 2017 zu bauen“, so Friedrich. „Das ist ziemlich eng gestrickt.“

Weitere Ideen, um den Klimaschutz in Vietnam voranzubringen, sind eine Sensibilisierung der Bevölkerung durch eine verbesserte Öffentlichkeitsarbeit und Hilfe bei der umweltbewussten Entsorgung und Verarbeitung von Müll. Grundlage ist das weltumspannende Projekt „Kommunale Klimapartnerschaften“, über welches Wernigerode und Hoi An gefördert werden.

Als ersten Schritt haben die Reiseteilnehmer in der Partnerstadt zehn Bäume gepflanzt. Die Aktion wurde vom Wildfisch- und Gewässerschutzverein und der Stadtverwaltung mit jeweils 500 Euro unterstützt. „Wir erhoffen uns, noch mehr Leute in Wernigerode und Hoi An für Baumpatenschaften zu begeistern“, sagt Ulrich Eichler, Umweltbeauftragter der Stadt.

Die Reise nach Hoi An hatte vorab für Kritik von Seiten der Stadträte gesorgt. Die Langstreckenflüge der Deutschen nach Vietnam würden das Klima belasten. Und vor der eigenen Haustür könne man sich ebenso um Klimaschutz bemühen. „Der Aufwand ist riesig, ich verstehe die Kritik“, so Siegfried Siegel. Fotos würden das persönliche Erleben allerdings nicht ersetzen. „Und die Folgen des Klimawandels muss man mit eigenen Augen sehen, um die Notwendigkeit des Handels zu begreifen.“ Denn diese seien „erschütternd“ – wie auch die bisher eher hilflosen Versuche der Vietnamesen, dagegen anzukämpfen.

Klimaschutz gehe alle an, so Ulrich Eichler. „Austausch und die Entwicklung von Lösungen sind wichtig. Außerdem geben sie der Städtepartnerschaft eine sinnvolle Basis.“ Eine Partnerschaft müsse leben, sonst bräuchte man sie nicht, so Eichler. „Das Projekt gibt dafür einen festen Rahmen“, so Katrin Anders von der Stadtverwaltung. Zudem hätten für den Bau der Photovoltaikanlage Verbindlichkeiten geschaffen werden müssen. „So etwas lässt sich nicht über Skype klären.“

Übrigens: Im Juli ist das dritte Treffen der Projektgruppe „Kommunale Klimapartnerschaften“ geplant. Nach den Philippinen und Hoi An findet es diesmal in Wernigerode statt. „Vorgesehen ist unter anderem ein Besuch der Abfallwirtschaft“, kündigt Katrin Anders an.