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Klimawandel Dürre legt Bachläufe trocken

Erst Sturzflut, nun austrocknende Bäche - Wernigerode erlebt Wetterextreme. Die Natur an Holtemme und Zillierbach leidet unter der Dürre.

Von Holger Manigk 10.09.2016, 01:01

Wernigerode l Kleinere Wasserläufe in und um Wernigerode wie der Eichberggraben oder der Nesseltalbach sind bereits ganz ausgetrocknet. Holtemme und Zillierbach schrumpfen durch die wochenlange Trockenheit und Hitze im Spätsommer zu kleinen Rinnsalen. „Die Situation unserer Gewässer ist alarmierend“, sagt Ulrich Eichler, Umweltbeauftragter der Stadt und Vorsteher des Unterhaltungsverbandes Ilse-Holtemme.

Kleinere, langsam fließende Gewässer wie die Mühlgräben seien ein wichtiger Lebensraum für die Larven der Feuersalamander. Diese Lurch gelten in Deutschland laut Bundesnaturschutzgesetz als „besonders geschützt“. „Wenn die Gräben trocken fallen, stirbt eine ganze Generation der Salamanderlarven“, sagt Eichler.

Auch an den größeren Fließgewässern ist die Lage bedrohlich. Holtemme und Zillierbach erwärmen sich aufgrund des niedrigen Wasserstandes. „Erreichen die Gewässertemperaturen die Marke von 20 Grad Celsius, ist der Sauerstoffgehalt des Wassers so gering, dass Bachforellen erstickenen“, sagt Eichler. Die Fischaufstiege, über die Forellen zu ihren Laichgebieten an den Flussoberläufen wandern, seien noch nicht gefährdet. „Die trocknen als letzte aus“, erläutert der Gewässerexperte.

Anfang Juni, beim Hochwasser, lag der Wasserstand der Holtemme noch an der Steinernen Renne bei 42 Zentimetern. „Das war ein echtes Starkregenereignis, binnen zweieinhalb Stunden sind 70 Liter Regen gefallen.“ Nun, bei wochenlanger Trockenheit, pendelt der Pegel zwischen zwölf und 15 Zentimetern. Nur 18 Liter Wasser fließen pro Sekunde am Pegelstand vorbei. Zum Vergleich: Der mittlere Niedrigwasserabfluss für diese Jahreszeit liegt laut Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft bei knapp der doppelten Menge.

„Solche Wetterextreme habe ich in 62 Jahren in Wernigerode nicht erlebt“, berichtet der Gewässerexperte. Ursache für die drastischen Wetterschwankungen sei der Klimawandel, so Ulrich Eichler. „Das lässt sich gut an den Temperaturen auf dem Brocken ablesen.“ Seit Beginn der Messungen 1848 ist die mittlere Jahrestemperatur auf dem Gipfel von 1,5 auf über vier Grad Celsius angestiegen.

Hilfe von oben für Fische und Salamander ist für die kommenden Tage nicht zu erwarten. Es soll weiterhin warm und trocken bleiben, sagen mehrere Meteorologieportale im Internet voraus. Immerhin hat der Talsperrenbetrieb Sachsen-Anhalt am Freitag zugesagt, aus der Zillierbachtalsperre nun 20 Liter Wasser pro Sekunde in das gleichnamige Fließgewässer einzuspeisen. „Vorher wurde von dort gar kein Wasser an den Zillierbach abgegeben. Das ist ein Schritt, der unsere Lage etwas entspannt“, gibt sich Ulrich Eichler erleichtert.