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Klinikneubau Erst in den Boden, dann in die Höhe

Der Neubau des Wernigeröder Harzklinikums nimmt Gestalt an. 26 Millionen Euro werden investiert. Im Sommer 2018 soll der Rohbau stehen.

Von Katrin Schröder 04.12.2017, 00:01

Wernigerode l Der riesige Kran schwenkt aus, an einer langen Kette hängt ein Betonteil für die Wand des Kellers. Der Neubau des Wernigeröder Harzklinikums, der derzeit hinter dem markanten Backsteinbau an der Ilsenburger Straße entsteht, wächst derzeit noch nicht in die Höhe, sondern ins Erdreich hinein. Für 26 Millionen Euro entsteht ein modernes Gebäude, das künftig eine Reihe von Abteilungen beherbergen soll, wie Geschäftsführer Peter Redemann erläutert.

Für ihn sei es ein Glücksfall, dass das Harzklinikum investieren kann. „So viel Geld hat man nur einmal in seinem Krankenhausleben.“ Damit will die Klinikspitze einen großen Wurf finanzieren – ein Gebäude, das technisch auf dem neuesten Stand und so durchdacht ist, dass es den Bedürfnissen von Patienten und Mitarbeitern bestmöglich dient. „Wir wollen Funktionsbereiche so anordnen, dass sie medizinisch gut zusammenpassen“, sagt Redemann.

Im Erdgeschoss wird eine neue Notaufnahme geplant, erläutert Tom Schilling, ärztlicher Direktor und Chefarzt des Zentrums für Innere Medizin. Der Vorteil ist, dass in unmittelbarer Nähe die Radiologie angesiedelt wird, sodass Patienten nicht wie bisher über lange Flure zum Röntgen gebracht werden müssen, sondern nur wenige Meter zurückzulegen haben. Die Diagnostik wird zudem modernisiert. Ebenso wird die Notaufnahme, die 1996/97 eingerichtet wurde, technisch auf neuesten Stand gebracht.

Im ersten Obergeschoss zieht die bisher in Oberhasserode beheimatete Kinderklinik ein. „Kinderklinik und Neonatologie werden vereint“, sagt Schilling. Die Wege, die Patienten, Ärzte und Pfleger bisher zurücklegen müssen, kosten viel Zeit. Zudem sei der bauliche Zustand des alten Gebäudes nicht gut, sagt Geschäftsführer Redemann. Damit junge Patienten im neuen Haus an die frische Luft können, wird ein Spielplatz im Hof geplant.

Darüber wird im zweiten Obergeschoss ein moderner Operationstrakt gebaut, zu dem drei neue Operationssäle gehören. Einer davon wird ein Hybrid-OP, erläutert Chefarzt Schilling. Dieser ist nicht nur mit Röntgen, sondern auch mit DSA ausgestattet – das Kürzel steht für digitale Subtraktionsangiographie. Dies ermöglicht schonende Eingriffe bei Gefäßerkrankungen per Katheter. „Das wird das Spektrum der Gefäßchirurgie erweitern“, sagt Tom Schilling.

Mit der OP-Abteilung werden die bisher auf zwei Häuser verteilten Operationssäle an einem Ort zusammengefasst – neben der neuen Intensivstation. Aufzüge verkürzen die Distanz zur Notaufnahme zwei Stockwerke darunter. „Binnen zehn Sekunden ist der Patient im intensivmedizinischen Bereich. Schneller ist das nicht zu machen“, so Chefarzt Schilling.

Eine Pflegestation mit 36 Betten wird im dritten Obergeschoss geplant. Das bedeutet allerdings keine Erweiterung – vielmehr werden Räume im Altbau modernisiert. „Dort gibt es noch Drei-Bett-Zimmer mit Toiletten auf dem Flur“, so Redemann. Die Räume werden außerdem mit einem modernen Entertainment-System ausgestattet, dass Telefon, Internet und Fernsehen vereint.

Für das neue Gebäude muss zunächst ein sicheres Fundament geschaffen werden. „Spätestens am 5. Januar kommt die Bodenplatte – vorausgesetzt, das Wetter spielt mit“, kündigt Ines Wahl-Bachmann, Leiterin Technik und Bau im Harzklinikum, an. Dafür musste der Fels auf der Hangseite des Baugrundes zerstört und abgetragen werden. Wo der „Specht“, ein Aufsatz für den Bagger, nicht ausreichte, kam die Fräse zum Einsatz. Das hat viel Lärm verursacht. „Wir möchten den Nachbarn ein großes Dankeschön aussprechen“, so die technische Leiterin.

Inzwischen geht es auf der Baustelle ruhiger zu. Derzeit werden Streifenfundamente gegossen, auf denen dann die Betonwände stehen werden. Dann folgt geschossweise der Aufbau – bis zur geplanten Vollendung des Rohbaus im Sommer 2018. Für die komplette Fertigstellung steht nach wie vor 2020 als Termin im Plan.

Im Frühjahr soll der Bau eines neuen Parkdecks nahe dem Medizinischen Versorgungszentrums beginnen. Damit werden 120 zusätzliche Parkplätze geschaffen. Derzeit warte man auf die Baugenehmigung, im Winter soll die Ausschreibung erfolgen.