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Kulturpreis Theatergruppe ausgezeichnet

Auszeichnung für die engagierten Schauspieler der Silstedter Theatergruppe: Der Verein erhielt am Donnerstag den Kulturpreis.

Von Andreas Fischer 17.06.2016, 15:14

Wernigerode/Silstedt l Der Stadtrat hat am Donnerstag während einer festlichen Sondersitzung die Silstedter Theatergruppe mit dem Kulturpreis der Stadt Wernigerode ausgezeichnet.

Damit wird das verdienstvolle Wirken der Laienschauspieler 21 Jahre nach Vereinsgründung – damals innerhalb des Silstedter Sportvereins – gewürdigt. Der frühere Oberbürgermeister Ludwig Hoffmann (SPD) und Stephan Behrmann, Geschäftsführer des Landeszentrums Spiel und Theater würdigten in ihren Ansprachen die Gruppe.

„Sie sind eine fröhliche ,Perle’ im Kulturleben unserer Stadt mit ihren Ortschaften. Vielen Dank, herzlichen Glückwünsch und weiterhin viel Freude und noch mehr Freunde Ihres Theaterspiels“, gab Ludwig Hoffmann den Darstellern mit auf den Weg. Die Ehrung sei, wie der frühere Oberbürgermeister Wernigerodes bemerkte, „überfällig“.

Eigentlich hätte der Verein noch während seiner Amtszeit als Oberbürgermeister geehrt werden sollen. „Aber in der vom Stadtrat bestimmten Jury, die sich immer viel Mühe mit der Auswahl für die Verleihung des Kunst- und Kulturpreises gibt, hat mein Vorschlag erst jetzt eine Mehrheit gefunden“, erklärte er.

„Vielleicht liegt es am unterschiedlichen, und in meinem Fall sicher sehr laienhaften Verständnis dessen, was man als Kunst und Kultur bezeichnet, und was nicht“, spekulierte er. Mancher werde sich vielleicht fragen, ob es wirklich Kultur sei, wenn es beim Theaterspiel vor allem um Unterhaltung, Lachen und auch um Klamauk gehe.

Eine Silstedter Theateraufführung sei stets amüsant, so Ludwig Hoffmann, auch wenn es manchmal auf Kosten der einen oder anderen Figur gehe. „Aber es gibt keine Häme, sondern nur den Spaß an der Komik der Situation.“

Er sei sich des Glatteises bewusst, auf dass er sich begebe, wenn er behaupte, dass man bei Kulturveranstaltungen auch völlig unbeschwert lachen dürfe. „Jeder weiß, wie befreiend Lachen sein kann, vom Theaterspielen als Therapie ganz abgesehen“, so Ludwig Hoffmann.

Da sich in Wernigerode viele Einzelpersonen und Gruppen engagieren, falle die Entscheidung stets schwer, räumte er ein. Nun aber freue er sich, und „ich gratuliere der Theatergruppe Silstedt sehr herzlich“, so Hoffmann.

Er zeigte sich beeindruckt vom langen Atem der Theatermacher. So erinnerte er daran, dass 1995 Klempnermeister Karl-Heinz Mänz die Idee hatte, nach der Aufführung eines Weihnachtsmärchens alte, auf einem Silstedter Dachboden aufgefundene Theaterstücke eines unbekannten Autors aus den 1920er Jahren nicht in der Versenkung verschwinden zu lassen. Dies allein sei schon ein besonderer Beitrag zur Bewahrung dessen, was man Volkskunst nenne.

Heinz-Jürgen Köhler habe diesen Faden später aufgegriffen und neue Stücke in Fortführung der Tradition geschrieben. „Sie verhindern damit, dass das Theaterspiel in Silstedt aufhört, nachdem der alte Fundus an Stücken abgespielt war“, sagte der Laudator an den jetzigen Vereinsvorsitzenden gewandt.

Ludwig Hoffmann würdigte die Leistungen des Vereins auch dahingehend, dass sehr viele Beteiligte zum Gelingen der Aufführungen beitragen. Schließlich verdiene die Logistik für die jährlich etwa 30 Aufführungen besondere Beachtung. Zudem müssten ein Regiekonzept entwickelt, die Texte einstudiert, die Requisiten ausgesucht und beschafft werden.

Die Aufführungen belebten die Dorfgemeinschaft, hob Hoffmann hervor. „Ist das nicht auch ein nicht zu unterschätzender Kulturaspekt?“, fragte er am Ende seiner mit viel Applaus bedachten Würdigung.

Stephan Behrmann vom Landeszentrum Spiel und Theater verband seine Ehrung mit einem Dank an die Stadt für die Unterstützung des ehrenamtlichen Engagements. Bei den Vorstellungen in 17 Orten hätten die Theaterleute mit ihrer künstlerischen Arbeit viel Freude verbreitet. Das verdiene Respekt und Wertschätzung. Die Akteure hätten eine hohe künstlerische Qualität erreicht.

Sein Wunsch, sich verstärkt auch der Jugend zu widmen, ging wenige Minuten später schon in Erfüllung. Mit stürmischem Applaus und stehenden Ovationen würdigten die Teilnehmer der Sondersitzung des Stadtrates, darunter viele Silstedter, die Uraufführung des kleinen Stückes „Ein Geist an der Angel“, das Vincent Eichstädt, onas Försterling und Robert Stahl, Silstedter Schüler der dritten beziehungsweise vierten Klasse, aufführten.

Betreut von Cynthia Försterling, aktives Mitglied der Theatergruppe, beschäftigten sich die Kinder mit ihrer Lust auf Freizeitvergnügen und den Anforderungen des Lernens.

Da die Silstedter Musikanten während der Verleihung gleich zweimal musizierten und nach der Ansprache von Wernigerodes Oberbürgermeister Peter Gaffert (parteilos) der Silstedter Ortsbürgermeister Karl-Heinz Mänz (CDU) noch das Wort ergriff, lässt sich feststellen: Die Silstedter haben die Veranstaltung weitgehend selbst gestaltet – sozusagen in Eigenregie. Stadtchef Peter Gaffert sagte dazu: „In Silstedt ist eben alles da.“