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Mega-Skihalle Stadtrat Wernigerode soll Entscheidung fällen

Auf eine Entscheidung zur Grundstücksoption drängt der Initiator für ein Wintersportzentrum in Wernigerode.

Von Julia Bruns 22.12.2017, 00:01

Wernigerode l Klaus-Dieter Götze hat das Warten satt. Der Wernigeröder drängt darauf, dass sich der Stadtrat zum Skisprunghallen-Projekt entscheidet. Seit Oktober 2015 hält der 68-jährige Wernigeröder Vorträge, zeigt Filme und schreibt Papier voll. „Wir haben genug geredet“, so Götze, der endlich Klarheit haben will: „Bekommen wir den Optionsvertrag zum Kauf der erforderlichen Fläche am Astberg im Mühlental von der Stadt, ja oder nein?“

Nach den Plänen der Initiatoren um Klaus-Dieter Götze handelt es sich um eine etwa 6 Hektar große Wald- und Wiesenfläche. Auf dieser soll für 80 bis 100 Millionen Euro das Astberg-Wintersportzentrum mit zwei Skisprungschanzen, Abfahrtshang, Langlaufloipe, Sessellift und Gäste-Transportbahn nach dem Vorbild der Vogtland-Arena mit Bob- und Rennschlittenbahn, Hotel, gastronomischen Einrichtungen und einem Eventbereich mit Platz für 10.000 Zuschauer entstehen. Als möglichen Investor wird von Klaus-Dieter Götze der österreichische Baukonzern Porr genannt.

Nachdem das Projekt vor wenigen Wochen vom Ideengeber Götze im Wirtschafts- sowie im Hauptausschuss in Wernigerode erneut vorgestellt wurde, haben sich die Fraktionen im Wernigeröder Stadtrat zu dem Vorhaben positioniert.

So ist die SPD-Fraktion laut Mitteilung an die Volksstimme geschlossen gegen das Projekt. Der Stadtverband der Sozialdemokraten fordert die Stadtverwaltung sogar auf, sich von dem Skihallen-Projekt deutlich zu distanzieren. Auf der Mitgliedervollversammlung haben die Sozialdemokraten einen entsprechenden Antrag beschlossen. Die Stadt solle in keiner Form – zum Beispiel durch Verkauf oder Verpachtung von stadteigenen Flächen oder in Form von positiven Stellungnahmen im Rahmen der baugesetzlichen Vorschriften – dieses in ihren Augen „massentouristisch motivierte Großbauvorhaben“ unterstützen, so der Fraktionschef Kevin Müller.

Als Gründe nennen die Sozialdemokraten die Gefahr, dass die Stadt bei einer möglichen Insolvenz der Eigentümer oder der Betreiber, einspringen müsste. Zudem würde die Skihalle das Naherholungsgebiet am Astberg mit schützenswertem Laubwald stark negativ beeinträchtigen. Die SPD unterstütze eine Bürgerinitiative, die sich gegründet hat, um sich gegen das Projekt zu stellen.

„Wir sind zu einem ähnlichen Ergebnis wie die SPD gekommen“, sagt Roland Richter auf Volksstimme-Nachfrage. Der CDU-Fraktionsvorsitzende habe zwar anfangs noch persönlich „inhaltliche Chancen gesehen, auch aufgrund des rein privat finanzierten Investorenmodells“, so Richter. Allerdings sei seine Fraktion mehrheitlich der Auffassung, dass die Stadt ihre Kraft zunächst in die vielen anderen vorrangigen Projekte stecken sollte. „Ich kann verstehen, wenn sich der Investor zurückzieht“, so der 51-Jährige. „Ich wünsche Herrn Götze alles Gute. Es kann sicherlich eine Leuchtturmgeschichte werden, aber im Moment ist das Projekt für Wernigerode eine Nummer zu groß.“

Ob Winterberg in Schierke oder Astberg im Mühlental, die Fraktion der Grünen ist „gegen weiteren Flächenverbrauch und gegen Waldzerstörung für Wintersportprojekte, egal wo im Stadtgebiet von Wernigerode“, teilte deren Vorsitzende Sabine Wetzel auf Nachfrage mit.

In der Linken sei man „traurig“, dass das Projekt seitens der Stadt auf Zurückhaltung gestoßen ist. „Bei uns überwiegen die Befürworter, weil die Skihalle ein touristisches und sportliches Highlight gewesen wäre“, so Fraktionschef Thomas Schatz gegenüber Volksstimme. „Die Art und Weise, wie man in der Stadt mit bestimmten Investoren umgeht, ist wahrlich kein Aushängeschild für den Wirtschaftsstandort Wernigerode.“

Die Entscheidung zur Grundstücksoption hat Oberbürgermeister Peter Gaffert (parteilos) schon im Sommer an den Stadtrat abgegeben. Er soll, so seine Forderung, einen Ratsbeschluss dazu fassen. Davor war er beauftragt, zielführend eine Grundstücksoption einzuleiten. Dies im Alleingang zu tun, lehnte Gaffert ab, weil ihm bei einem so weitreichenden visionären Vorhaben das Bekenntnis eines Ski-Enthusiasten zur Bauabsicht mit finanzieller Beteiligung eines Investors als Sicherheit nicht genügte.

Trotz der Bekenntnisse der Fraktionen ist Klaus-Dieter Götze immer noch nicht weiter als im Oktober 2015, als er seinen Skihallenplan aktiviert hatte. Ohne Stadtratsbeschluss zur Grundstücksoption, so Götze, gibt der Investor kein Geld für die nächsten Schritte wie Gutachten oder Machbarkeitsstudie.