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Mega-Skihalle Verbale Prügel für Gaffert nach Astberg-Aus

Wernigerodes Stadträte greifen Oberbürgermeister Peter Gaffert nach dem Rückzug des Skihallenprojektes am Astberg heftig an.

Von Ivonne Sielaff 23.02.2018, 18:11

Wernigerode l „Beschämend“ sei das Verhalten des Oberbürgermeisters gewesen. Wilfried Pöhlert (Linke-Fraktion) drückt es drastisch aus. Geärgert habe er sich über den Auftritt von Peter Gaffert (parteilos) bei der Bürgerinitiative gegen die geplante Skihalle am Astberg. Bei der Übergabe einer Unterschriftenliste gegen das 100-Millionen-Euro-Vorhaben hatte Gaffert unter dem Beifall der Anwesenden vergangene Woche erklärt: „Meine persönliche Meinung steht fest, ich werde mich gegen dieses Projekt aussprechen.“ Die Skihalle ist inzwischen für Wernigerode gestorben. Das Investorenteam mit Ideengeber Klaus-Dieter Götze hatte sich wegen der Gegenwehr der Bürgerinitiative und Gafferts Auftreten zurückgezogen.

Als Stadtchef hätte Gaffert „neutral bleiben“ müssen, so Pöhlert weiter, wenigstens bis zur Entscheidung des Stadtrats über den Grundstücks-Optionsvertrag. Auch anderen Kommunalpolitikern schmeckte Gafferts Verhalten nicht, wie in der Donnerstagssitzung des Stadtrats deutlich wurde. Dass sich der Oberbürgermeister öffentlich so klar positioniert habe, stoße ihm „sauer auf“, so Matthias Winkelmann (CDU). „Das macht einen schlechten Eindruck von Stadt, Stadtrat und von Ihnen“, so Winkelmann an Gaffert gewandt. „Es hat keiner gewonnen, wir haben alle verloren.“

Gaffert habe die politische Entscheidung torpediert, hieß es von Frank Diesener (CDU). Viele Wernigeröder würden sich nun fragen, nach „welchen Grundsätzen und Regeln hier Investoren behandelt“ werden, so Diesener. Sabine Wetzel (Bündnis 90 /Grüne) bezeichnete Gafferts Haltung bei der Petitionsübergabe als „fragwürdig“.

Siegfried Siegel (SPD) stellte sich hinter Gaffert. „Der Oberbürgermeister ist Ratsmitglied. Es kann doch nicht sein, dass ihm vorgeworfen wird, dass er eine eigene Meinung hat.“

Der Oberbürgermeister argumentierte ähnlich. „Ich habe gesagt, dass ich dagegen bin. Das ist meine persönliche Meinung zu dem Vorhaben. Dass der Investor abspringt, konnte ich nicht ahnen.“ Das Projekt hätte die Stadt über Jahre „enorm gebunden“ – nicht nur finanziell, sondern auch personell.

Hintergrund: Am Astberg im Mühlental sollte ein Wintersportzentrum mit Skisprungschanzen, Abfahrtshang, Langlaufloipe, Sessellift, Hotel, Veranstaltungszentrum, Aussichtsplattform und Bobbahn entstehen. Als möglicher Investor des privat finanzierten Vorhabens galt der österreichische Baukonzern Porr. Um die Planungen für das Millionen-Projekt voranzutreiben, benötigte die Projektgruppe einen Optionskaufvertrag für das sechs Hektar große, städtische Grundstück am Astberg. Die Entscheidung hätte dem Stadtrat oblegen, der sich in den nächsten Fachausschüssen mit den Plänen der Projektgruppe auseinander setzen und sich per Beschluss positionieren wollte. Das ist nun nach dem Rückzug der Investoren nicht mehr notwendig.