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Mülltrennung Langer Weg für Dose, Tüte und Co.

Welche Verpackungen aus Wernigerode gehören in den Gelben Sack? Dirk Hirschfeld von der Abfallwirtschaft Nordharz erklärt es genau.

Von Katrin Schröder 15.07.2017, 01:01

Wernigerode/Reddeber l Mittags schnell die Dose aufgerissen, die Linsensuppe in den Topf geschüttet – und was dann? Gehört die Weißblechdose in den gelben Sack, den Restmüll oder gar auf den Wertstoffhof? Wer gewissenhaft den Abfall trennen will, weiß manches Mal nicht weiter. Und lohnt sich der Aufwand überhaupt, oder landet am Ende doch alles in der gleichen Tonne? „Auf keinen Fall“, sagt Dirk Hirschfeld, Geschäftsführer der Abfallwirtschaft Nordharz. Er erklärt, was mit dem Abfall aus den Gelben Säcken geschieht

Wie viele Verpackungen in einer Region in Umlauf gebracht werden, wird bereits in den Supermärkten und Geschäften erfasst – wenn eine Ware und ihr Barcode an der Kasse gescannt werden. Der Scanner erfasst nicht nur den Preis zum Beispiel einer Konservendose, sondern registriert außerdem, dass eine Verpackung in Umlauf ist, die später wieder entsorgt werden muss.

Anhand der Zahlen aus dem Einzelhandel wird errechnet, wie viele Tonnen Verpackungsmüll, die nicht aus Papier oder Glas bestehen, im Gelben Sack landen werden. „Dann sind die Dualen Systeme gefordert, diese Verpackungen einzusammeln und einer Wiederverwertung zuzuführen“, erklärt Dirk Hirschfeld. Zehn Unternehmen sind am Markt, die sich diese Aufgabe teilen.

Bezahlt werden sie von denen, die die Verpackungen in Umlauf bringen – zum Beispiel von der Molkerei, die ihre Milch in Tetrapaks füllen lässt, und dem Hersteller von Dosensuppen. Eine gemeinsame Stelle verteilt dieses Geld an die Entsorgungsunternehmen – wie die Abfallwirtschaft, die Gelbe Säcke im gesamten Harzkreis einsammelt. 650 bis 700 Tonnen Verpackungsmüll kommen dabei monatlich zusammen.

Dort trifft die Suppendose auf leere Tetrapaks, Käseverpackungen und Plasteflaschen – und diese müssen möglichst säuberlich voneinander getrennt werden, um gut verwertet werden zu können. Die Sortierung wird zwar nicht mehr vor Ort in Reddeber erledigt, sondern mittlerweile in modernen Großanlagen in Braunschweig, Halle und Leipzig, die ein Einzugsgebiet von ein bis zwei Millionen Menschen bedienen.

Dennoch müssen die Mitarbeiter der Abfallwirtschaft darauf achten, was drin ist im Gelben Sack. „Aus diesem Grund sollen die Säcke transparent sein, damit man hindurchsehen kann und der Sammler erkennt: Hier sind gar keine Verpackungen drin, sondern zum Beispiel Teppichreste“, erklärt Dirk Hirschfeld.

Wenn die Mitarbeiter nämlich zu viele Fremdstoffe von ihren Sammeltouren mitbringen, kann es Ärger mit dem Abnehmer von der Sortieranlage geben – und womöglich finanzielle Folgen haben. „Wir müssen damit rechnen, von den Systemen kontrolliert zu werden“, so Hirschfeld. Und weil niemand für die Entsorgung beispielsweise von Teppichresten Lizenzentgelt bezahlt hat, können die Sortierer die Abnahme des Abfalls ablehnen.

Das gilt auch dann, wenn Gegenstände im Gelben Sack landen, die zwar der Logik nach hineingehören, nicht aber den Vorschriften gemäß. „Warum kann ich eine Kunststoffschüssel nicht in den Gelben Sack werfen? Das ist schwer zu vermitteln“, sagt Hirschfeld. Die Antwort lautet: Weil es sich um eine stoffgleiche Nichtverpackung handelt. „In den Gelben Sack dürfen aber nur Verpackungen“, so Hirschfeld. Das kaputte Bobbycar, Waschschüsseln und andere Gegenstände aus Plastik gehören derzeit in die Restmülltonne.

Deshalb kann es vorkommen, dass mancher Abfallsack, in dem sich mehr Teppichfasern als Dosen und Tetrapaks befinden, mit einem Aufkleber versehen wird und zurückbleibt. Doch die Regel ist das nicht. Zwar seien die Einwohner von großen Wohngebieten oftmals weniger sorgfältig beim Mülltrennen. „Der Inhalt der Säcke ist aber im Großen und Ganzen in Ordnung“, sagt Dirk Hirschfeld. Die Zahl der Fehlwürfe wird auf zwei bis fünf Prozent geschätzt – eine Statistik dazu gibt es nicht.

Nachdem das Material die vollautomatischen Sortieranlagen durchlaufen hat, wird es an weitere Unternehmen übergeben, die zum Beispiel aus dem Kunststoff von Getränkeflaschen und Käseverpackungen Ganulat herstellen, das als Rohstoff für neue Verpackungen dient.

Damit schließt sich der Kreislauf, der für Suppendosen und Milchtüten an der Scannerkasse im Supermarkt begonnen hat – vielleicht nicht komplett, aber planmäßig zu 80 Prozent, sagt Hirschfeld. Dafür sorgen diverse Wiegescheine, auf denen die Masse des Abfalls auf ihrem Weg durch die Instanzen dokumentiert wird.

„Erst wenn die Weißblechdose oder der Tetrapak beim Verwerter über die Eingangswaage geht, ist ganz sicher, dass sie einer Verwertung zugeführt wurden“, erklärt der Chef der Abfallwirtschaft. Und erst, wenn die Nachweiskette lückenlos ist, können die Beteiligten am System damit rechnen, für ihre Dienstleistungen bezahlt zu werden. Deshalb seien Vermutungen, dass der Grüne-Punkt-Abfall am Ende in der Müllverbrennungsanlage landen würde, unsinnig. „Daran hat niemand ein Interesse“, so Hirschfeld.