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Musikpreis Noten lernen ist kinderleicht

Die Freie Grundschule aus Wernigerode gewinnt Europäischen Schulmusikpreis für ihr Musiktheorie-Projekt.

Von Uta Müller 31.03.2017, 01:01

Wernigerode l Wo gehobelt wird, fallen Späne – davon können die Schüler der Freien Grundschule in Wernigerode nun ein Liedchen singen. Begleiten werden sie dieses auf ihren selbst gebauten Instrumenten.

Die Instrumente sind Teil eines Projektes, mit dem die Schüler die Jury des Europäischen Schulmusikpreises 2017 überzeugt haben. Der Wettbewerbsbeitrag besteche „durch eine gute und schlüssige Verknüpfung von Musiktheorie und Musikpraxis“, so die Begründung der Juroren.

„Das wir in unserer Kategorie gewonnen haben, ist ein Traum“, sagt Musiklehrerin Simone Drebenstedt. Ziel des Projektes „(Um)wege zur Musiktheorie“ sei es, Kindern das Erlernen von Noten zu erleichtern. „Die Idee kam mir bei einem Gang durch den Baumarkt“, sagt Simone Drebenstedt. Mit den Mädchen und Jungen der 3. Klasse bastelte sie aus Installationsrohren sogenannte Boomwhackers. Das sind bunte Kunststoffröhren. Wenn man sie gegeneinander, auf den Boden, den Körper oder jede beliebige Oberfläche schlägt, erzeugen sie Töne.

Die Kinder zersägten dafür die Rohre in unterschiedliche Längen und stimmten sie damit auf bestimmte Tonhöhen. Jeder Ton ist mit einer Farbe markiert und damit leichter von den anderen Tönen zu unterscheiden.

Simone Drebenstedt nutzt die Klangröhren im Musikunterricht, um den Schülern grundlegende Vorstellungen von Harmonie, Rhythmus und Melodie zu vermitteln.

Für das Projekt hat die Musiklehrerin noch weitere Methoden erarbeitet, die den Kindern im Unterricht helfen. „Unsere Blatt-Strich-Notation ist ganz einfach“, erklärt Drittklässler Sandro. „Man faltet ein A4-Blatt einmal in der Mitte und dann noch einmal – das ist der Takt“. Mit den Farben der Boomwhackers werden die verschiedenen Tonhöhen eingezeichnet. Die Länge der Striche bestimmt den Notenwert. „So können die Schüler alle Lieder ohne Noten selbst aufschreiben“, sagt Simone Drebenstedt. Am Computer können die Schüler, die schon etwas weiter sind, mit Hilfe eines von Simone Drebenstedt entwickelten Programms, die Noten für die Lieder selbstständig heraussuchen.

Durch diese Methode ist es leichter, eine Melodie auf einem Instrument zu spielen, so die Erfahrung der Musiklehrerin. „Für die Kinder, die etwas langsamer lernen, ist das zwar ein Umweg. Aber auch er führt zum Erfolg“. Die Methode wird bereits in der Streicherklasse eingesetzt.

Für die Mädchen und Jungen der Freien Grundschule und ihre Lehrer ist das nicht der erste Preis. 2015 wurde die Schule für ihre musikalische Nachwuchsarbeit mit dem renommierten Echo Klassik ausgezeichnet.

„Schon damals wollten wir uns nicht auf dem einmaligen Erfolg ausruhen“, sagt Schulleiter Reno Scherbaum. In der Freien Grundschule gehört die musikalischen Ausbildung der Schüler zum Konzept. Die Mädchen und Jungen der Grundschule erhalten drei Stunden Musikunterricht pro Woche. Mindestens ein Instrument zu erlernen, gehört ebenfalls zum Pflichtprogramm.

Wer sich davon überzeugen möchte, hat dazu am Sonnabend, 1. April, Gelegenheit, wenn die Schule von 10 bis 14 Uhr zum Tag der offenen Schultür einlädt.

Hintergrund: Der Europäische Schulmusikpreis wird für besondere pädagogische Leistungen sowie förderungswerte Schul- und Lehrer-Projekte im Fach Musik an Schulen vergeben. Die offizielle Verleihung findet am Freitag, 7. April, im Rahmen der Musikmesse in Frankfurt am Main statt.