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Ortsentwicklung Zähes Ringen um Kita Schierke

Wie weiter nach der Kostenexplosion bei der Sanierung der Kita Schierke? Die Linken fordern, alternative Standorte zu prüfen.

Von Ivonne Sielaff 04.05.2017, 01:01

Wernigerode l Die Stadt will die Sanierung der Schierker Kindertagesstätte fortsetzen. Doch ohne finanzielle Unterstützung des Landes geht es nicht. 1,12 Millionen Euro sind bisher in Schwammsanierung, Zimmerer-, Maurer-, Dachdecker- und Rohbau-Arbeiten geflossen, zwei Drittel davon sind Fördergelder. Mindestens 990.000 Euro sind notwendig, um die Sanierung zu beenden. Dafür hat die Stadt weitere 660.000 Euro über das Programm „Stadtumbau Ost“ beim Land beantragt. 

Insgesamt 42,5 Millionen Euro stehen 2017 für das Förderprogramm zur Verfügung. Landesweit wurden 99,1 Millionen Euro für knapp 400 Vorhaben beantragt – neben der Kita Schierke. Minister Thomas Webel (CDU) habe eine nochmalige Prüfung des Sachverhaltes zugesagt, informiert Andreas Tempelhof auf Volksstimme-Anfrage. Die Prüfung erfolge im Mai, so der Pressereferent des Landesbauministeriums. „Der Ausgang ist vollkommen offen.“ Im Wernigeröder Rathaus beruft man sich dagegen auf „positive Signale“ aus Magdeburg. „Es gibt eine mündliche Förderzusage vom Minister“, erklärte Baudezernent Burkhard Rudo in der Sitzung des Bauausschusses.

Einigkeit herrscht derweil darüber, eine Kindertagesstätte in Schierke halten zu wollen. Darauf haben sich Verwaltung, Stadträte, die Schierker sowie der Gemeindeelternrat verständigt. Nur in welchem Gebäude, das ist die Frage. Die Linke-Fraktion fordert von der Verwaltung, Alternativen für den Kita-Standort zu prüfen – und sollte sich eine andere Möglichkeit auftun, den Verkauf des alten Kita-Gebäudes zu erwägen. In der Stadtratssitzung am Donnerstag stimmen die Lokalpolitiker darüber ab.

Für viele Stadträte ist das eine Gewissensfrage, wie sich in den Sitzungen der Fachausschüsse zeigte. „Ohne Kindergarten im Ort geht es nicht“, so Karl-Heinz Mänz (CDU). „Dann bricht Schierke zusammen.“ Mänz sprach sich für eine Fortsetzung der Sanierung aus. „Wir sollten auf Fördergeld hoffen – und wenn wir nichts bekommen, andere Dinge hinten anstellen und weiter bauen.“ Der Standort sei alternativlos, sagte Kevin Müller (SPD). „In Schierke gibt es nur noch wenige markante Gebäude.“ Die Stadt sei in der Pflicht, solche Bauten zu erhalten.

Auf der anderen Seite steige die Bevölkerung den Stadträten wegen der Kostenexplosionen in Schierke „aufs Dach“, gab Christian Härtel (Linke) zu bedenken. „Wir sollten ein Signal setzen und nach anderen Lösungen suchen.“ Auch Matthias Winkelmann (CDU) spürt den Druck der Bürger. „Wir haben nicht nur für Schierke Verantwortung, sondern für alle Ortsteile.“ Die Summen, die in Schierke investiert werden, seien nicht mehr nachzuvollziehen. „Durch den Baustopp wurde uns die Notbremse aufgezwungen“, so Sabine Wetzel (Bündnis 90 /Die Grünen). „Wir sollten sie nutzen, um andere Varianten zu prüfen.“

Das Problem ist der Mangel an anderen Möglichkeiten. „Wir tun uns schwer mit Alternativen. Es gibt kein großes Spektrum im Ort“, so Burkhard Rudo. In dem Zusammenhang immer wieder genannt wird die alte Sekundarschule. Das leerstehende Gebäude stand schon 2009 als Alternative zur Debatte. Die Kostenschätzung für die notwendige Sanierung lag damals bei etwa 700.000 Euro. Auch ein Neubau wurde 2009 in Erwägung gezogen – für knapp 700.000 Euro. Beide Varianten wurden verworfen – zu Gunsten der Sanierung des alten Kita-Gebäudes. Mit diesen Summen könne man heute aber nicht mehr rechnen, so Rudo. Die Kosten in der Baubranche seien gestiegen. „Ein Neubau würde uns heute mindestens 1,5 Millionen Euro kosten.“ Dazu kommen 745.416 Euro Fördergeld, die die Stadt im Falle eines Verkaufs an das Land zurückzahlen müsste. Das sei mit dem Verkauf des alten Kita-Geländes nicht aufzuwiegen. „Das Gebäude ist teilsaniert und de facto wertlos“, so Rudo. Für das Grundstück allein könnte die Stadt 178.000 Euro erzielen.

Der Kauf der Kindertagesstätte Elend sei laut Rudo ebenfalls keine Lösung. Frank Damsch, Bürgermeister der Stadt Oberharz am Brocken, hatte den Wernigerödern das Gebäude samt Grundstück für etwa 250.000 Euro zum Kauf angeboten. „Das ist viel Geld für ein altes Haus, das von der Größe her überdimensioniert ist“, so Baudezernent Rudo. Zudem bestehe wie bei allen alten Häusern „dauerhafter Sanierungsbedarf“. Um eine Einigung mit Frank Damsch kommt die Stadt allerdings nicht herum. Damsch fordert eine neue finanzielle Vereinbarung für die Nutzung der Kita Elend – auf der Basis von Mietspiegel und Vergleichsmieten. Bisher zahlt die Stadt lediglich 300 Euro monatlich.