1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wernigerode
  6. >
  7. Applaus für Silstedter Theatergruppe

Premiere Applaus für Silstedter Theatergruppe

Silstedts Schauspieler sorgen mit der Komödie „Der Nächste bitte“ für stürmischen Beifall und Bravo-Rufe.

Von Andreas Fischer 24.10.2016, 23:01

Silstedt l In diesem Theatersaal dürfen die Zuschauer während der Aufführungen Bier oder Wein trinken, sich dazu nach Leibes Lust mit Schnitzel und anderem den Magen füllen. Nur Schwatzen ist in der Silstedter Gaststätte „Zur Linde“ nicht erlaubt. So war es auch am vergangenen Freitag bei der Uraufführung der Komödie „Der Nächste bitte“.

Heinz-Jürgen Köhler, der Vereinsvorsitzende der Theatergruppe Silstedt, hatte im Sommer wieder viele Ideen zu Papier gebracht. Das Stück habe er einzelnen Akteuren „auf den Leib geschrieben“.

Zur Handlung: Zusammen mit seiner Halbschwester Agnes (Karla Rußetzki) betreibt Doktor Albert Schnell (Steffen Heydrich) eine Arztpraxis. Jedoch macht im Ort das Gerücht die Runde, ihr Doktor wäre gar kein richtiger Arzt. In Sibirien hätte er als Tierarzt gearbeitet. Er habe sich lediglich in der Volkshochschule einige Grundbegriffe für die Patientenversorgung angeeignet. Der Verdächtigte lässt sich nicht entmutigen und behandelt weiter seine wenigen Patienten, so auch Fritz Tölpel (Gero Böttcher, Lukas Seil). Dieser Dauerpatient, während der Premiere von Gero Böttcher verkörpert, meint von vielen Krankheiten befallen zu sein. Dann tritt noch die nymphomanisch veranlagte Textilhändlerin Dolores Ambroselli (Doreen Ryschka) auf, ebenso der Gemeindepfarrer Gustav Schwarz (Heinz-Jürgen Köhler). Als der geflohene Sträfling Anton Knack (Burkhard Schwienhagen) in die Arztpraxis einbricht, gibt es zusätzliche Arbeit für den Pfarrer, der sich nebenbei auf ungelöste Kriminalfälle stürzt. Ihm zur Seite steht Baronin Renate von Rabenstein (Elvira Parotat).

Sie alle sorgten für viele Lacher. Immer wieder gab es Szenenapplaus für die vortrefflichen Texte, die mit Lokalkolorit durchwebt sind.

Unter die Premierengäste hatte sich Stadtratspräsident Uwe-Friedrich Albrecht gemischt, der bereits zahlreiche Aufführungen miterlebt hatte. Er lobte den Fleiß der Laienschauspieler, die unterschiedlichste Berufe ausüben. So sind sie unter anderem als Gärtner, Behördenangestellte, Werbefachmann, Lehrling und Reiseverkehrskauffrau tätig.

Viele Silstedter hatten Freunde und Bekannte mitgebracht. So gehörte Wolf von Rhade aus Böhnshausen zu den Besuchern. „Im Vorjahr war es so schön, deshalb bin ich wieder gekommen.“ Holger Werkmeister aus Langenstein gestand, wiedergekommen zu sein, weil bei den Theaterstücken so richtig gelacht werden könne. Für Ina Greife aus Silstedt ist es ein Muss, bei den Theateraufführung dabei zu sein. „Jedes Jahr komme ich gern. Es gibt viel zu lachen“, meinte sie.

Beeindruckend ist, dass die Theatergruppe einen solch langen Atem hat. Zunächst spielten die Frauen und Männer Stücke eines unbekannten Autors aus den 1920er Jahren, die Klempnermeister Karl-Heinz Mänz, der frühere „Theaterdirektor“ vom Dachboden der Silstedterin Regina Bier rettete. Er begeisterte Menschen in seiner Umgebung dafür, diese Theaterstücke aufzuführen.

Nun, da der Vorrat an alten Stücken aufgebraucht ist, greift Heinz-Jürgen Köhler selbst zur Feder und schreibt die Stücke für die Theatergruppe. Aber: Jedes Stück muss nicht nur geschrieben werden. Das Regiekonzept ist zu entwickeln, die Requisiten und Kostüme bedacht und beschafft und die Logistik für etwa 30 Aufführungen in der Region organisiert werden.

Der Spaß der Akteure an der Sache wird befeuert durch das reichliche “Brot des Künstlers“, den Beifall, den die Truppe erntet – am vergangenen Wochenende zunächst bei zwei Aufführungen. Es folgen in der „Linde“ bis zum 5. November vier weitere Vorstellungen – alle sind bereits ausverkauft.

Diese Begeisterung seiner Mitbürger bejubelte während der Uraufführung auch Ortsbürgermeister Karl-Heinz Mänz. Er würdigte den Theaterverein und die Wirtsleute, die nun schon seit Jahren diese geselligen Abende gemeinsam organisieren. Nach der Vorstellung dankte er jedem einzelnen der Mitwirkenden persönlich, auch den jüngsten Theaterspielern Jonas Försterling Vincent Eichstädt und Robert Stahl, die einen Sketch aufführten. Das Publikum weiß nun, dass für die Silstedter Theatergruppe der Nachwuchs schon bereitsteht.