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Schierke Mondäne Architektur trifft auf Moderne

Ein Hotel für Sportler soll auf dem Gelände des „Fürstenhöhe“ in Schierke entstehen. Der Bauausschuss hat für den Plan grünes Licht gegeben.

Von Julia Bruns 20.09.2017, 01:01

Schierke l Es ist eines der berühmtesten Hotels und Kurhäuser in Schierke: Das 1904 erbaute „Fürstenhöhe“. Der Bauausschuss in Wernigerode hat nun einem Bebauungsplan für ein modernes Sport- und Gesundheitshotel auf dem Gelände des mondänen Gasthauses in Schierke zugestimmt. Der Berliner Planer Alexander Mendelssohn stellte das Vorhaben im Auftrag der Investoren im Rathaus vor. Allerdings litt sein Vortrag unter einer technischen Panne: Die vorbereitete Präsentation lief nicht auf dem städtischen Rechner.

Die Pläne fasste der Architekt stattdessen in Worte, sie sehen Folgendes vor: In dem denkmalgeschützten „Fürstenhöhe“ in der Brockenstraße 7 sollen nach Vorstellung der Investoren etwa 20 Ferienwohnungen in gehobener Qualität entstehen. Das ortsbildprägende, denkmalgeschützte Gebäude bleibt dabei erhalten. Zusätzlich finden in dem Haus ein Servicebereich, gastronomische Räume und ein Lesezimmer Platz. Ein Fahrstuhl soll an dem Gasthaus angebaut werden und sei mit den Denkmalschutzbehörden abgestimmt.

Neben dem „Fürstenhöhe“ befindet sich derzeit noch ein Anbau mit Verbinder, der als Speisesaal genutzt wurde. Das Gebäude stammt aus den 1950er Jahren und werde demnächst abgerissen, dies sei bereits genehmigt, so der Planer. „An der Stelle dieses Anbaus soll das künftige Sporthotel entstehen“, erläuterte Alexander Mendelssohn. 130 Zimmer würden auf fünf Gebäude verteilt, die unterirdisch miteinander verbunden sind. Die Gebäude seien „eingebettet in das Grün Schierkes“, sagte er.

Das Gelände weist zwischen Brockenstraße und Ottoweg einen Höhenunterschied von 15 Metern auf. Diesen möchten die Investoren nutzen, um im Untergrund eine zweigeschossige Unterkellerung vorzunehmen – unter anderem, um ein Schwimmbad und zwei zusätzliche Bahnen unterzubringen. Auch eine Tiefgarage ist vorgesehen. Wie der Ilsenburger Ingenieur Carsten Christiansen auf Volksstimme-Nachfrage erklärt, biete das Hotel mehrere Besonderheiten für Sportler. So richte man sich sowohl an gesundheitsorientierte, touristische als auch an alpine Gäste. Aus Gründen der laufenden Verhandlungen mit interessierten Hotelbetreibern wolle er Einzelheiten zunächst nicht öffentlich machen. Geplant seien ein Sport-, Wellness- und Saunabereich mit Schwimmbad, eine Sportbar, verschiedene Restaurants und Tagungsmöglichkeiten.

Möglich sei ihm zufolge auch, dass Schierker Einwohner und Gäste, die nicht auf dem Gelände des „Fürstenhöhe“ untergebracht sind, das Gelände zur Querung zwischen Brockenstraße und Ottoweg und zum Verweilen nutzen können. Die Grünfläche auf dem Areal werde „kein englischer Rasen, sondern eine harztypische Blumenwiese“, so Carsten Christiansen. „Auch das Schwimmbad wird Schierkern und Touristen zur Verfügung stehen“, so der Ingenieur, der das Projekt seit vier Jahren im Auftrag der Investoren, vorantreibt. Die Investoren - die Sporthotel Schierke GmbH – wollen sich derweil bedeckt halten.

„Es ist eines der Schlüsselprojekte für Schierke“, sagte Baudezernent Burkhard Rudo. „Das ist eine einmalige Planung, ein ‚Bonbon‘ mit einer ausgesprochen qualifizierten Architektur.“ Auf ebenso viel Lob stieß das Projekt bei Matthias Winkelmann (CDU). „Die recht moderne Bauweise tut Schierke gut“, sagte er, nachdem er einen Blick auf einen Ausdruck der Präsentation werfen durfte.

Siegfried Siegel (SPD) gab zu Bedenken, dass der Stadtrat Fakten schaffe, wenn er dem Bebauungsplan zustimmt. Denn der Autoverkehr zum Hotel werde nicht vereinbar mit der Verkehrsberuhigung der Ortsmitte sein. „Die Erschließung der Tiefgarage wird nur über die Brockenstraße möglich sein“, so Siegel. „Das ist ein erheblicher Verkehrsstrom, und das Ortsentwicklungskonzept ist noch nicht abschließend entschieden. Wenn wir jetzt vollendete Tatsachen schaffen, brauchen wir nicht über eine spätere Beruhigung nachdenken.“

Dezernent Rudo unterstrich, dass er die Beruhigung der Ortsmitte nicht in Gefahr sehe – trotz Hotel samt Tiefgarage. „Es handelt sich nicht um Durchgangsverkehr, sondern um einen reinen Anliegerverkehr“, betonte er. Hans-Dieter Nadler, Chef des Planungsamtes, wies daraufhin, dass auch bei einer Verkehrsberuhigung die Brockenstraße weiter befahrbar bliebe. Das Parkhaus, das die Stadt in der Straße Am Winterbergtor errichten ließ, sei schließlich nicht für Hotelgäste sondern für Tagestouristen gedacht.

Dass die Schwimmhalle ein „Highlight für Schierke“ sei, bemerkte Linke-Stadtratsmitglied Christian Härtel. „Die gesamte Anlage hat Potential.“ Er wies die Investoren darauf hin, dass beim Bau der Tiefgarage mit felsigem Untergrund gerechnet werden müsse. „Machen Sie sich darauf gefasst“, so der Ausschussvorsitzende.

Weniger begeistert zeigte sich Frank Diesener (CDU). „Wir entfernen uns immer weiter davon, Schierke aus dem Märchenschlaf zu erwecken“, sagte er. „Ich stehe moderner Architektur offen gegenüber. Aber dieser kleine Ort verträgt nicht so viele verschiedene Architekturstile.“ Er kritisierte ganz offen die Ferienhaussiedlung, die auf dem Gelände des einstigen „Heine“-Hotels entsteht. „Die Ferienhaussiedlung ist in der Tat nicht ortstypisch für Schierke“, sagte Alexander Mendelssohn. „Wir haben 1000 Varianten ausprobiert, wie wir mit dem Gelände und der Geschichte des Hauses umgehen können. Bei der Gestaltung der Gebäude wollen wir auch mit ortstypischen Materialien arbeiten.“

Burkhard Rudo zufolge waren die mondänen Hotelhäuser in Schierke auch zum Zeitpunkt ihrer Errichtung ihrer Zeit voraus. „Damit befindet sich die moderne Bauweise gut im Kontext des Ortes“, so der Dezernent.

Mit sieben Mal Ja und einmal Nein von Frank Diesener wurde der Bebauungsplan dem Stadtrat zum Beschluss empfohlen.