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Schloss-Schätze Silberschale zur Jubiläumshochzeit

10.000 Objekte gehören zum Bestand des Schlosses Wernigerode. Die Harzer Volksstimme stellt einige der Schätze und ihre Geschichte vor.

Von Katrin Schröder 24.06.2017, 01:01

Wernigerode l Christian Juranek dreht die silberne Schale in den Händen. „Wenn etwas auf das Schloss gehört, dann ist es dieses Stück“, sagt der Geschäftsführer der Schloß Wernigerode GmbH. Die Jardinière – eine Blumenschale – war ein Geschenk des Fürsten Otto an seinen Schlossbaumeister Carl Frühling zur Silberhochzeit.

Für den Schlosschef ist es ein Glücksfall, dass die Schale nun zur Sammlung gehört. „Das ist etwas Besonderes, weil man ansonsten Carl Frühling nur schwer greifen kann“, sagt Juranek. Persönliche Objekte des Baumeisters, der dem Schloss sein bis heute charakteristisches Antlitz gab, gibt es kaum.

Das wertvolle Geschenk des Fürsten gelangte erst über Umwege zurück auf den Agnesberg. Schlosskustodin Eva-Maria Hasert entdeckte es in einem Auktionskatalog. In der Beschreibung war zunächst nur von einer Inschrift auf der Rückseite die Rede. Das allein reichte, um die Aufmerksamkeit der Wernigeröder zu wecken. Christian Juranek fuhr selbst nach Hannover, um die Neuerwerbung abzuholen. Als er die Schale umdreht, las er die Inschrift: Geschenk des Fürsten Otto zu Stolberg Wernigerode zur Silberhochzeit dem Baurat Carl Frühling Wernigerode am 13. August 1892. „Da habe ich einen Riesenluftsprung gemacht“, erinnert sich der Schlosschef, der sofort Eva-Maria Hasert anrief. Auch sie war begeistert: „Das sind Sternstunden“, sagt die Kustodin.

Unklar ist, wo die getriebene Silberschale hergestellt wurde. Als Urheber käme der damalige Wernigeröder Hofgoldschmied Gadebusch in Frage. Wahrscheinlicher sei aber, dass eine so große und aufwändige Arbeit in Berlin gefertigt wurde. Mit reichen, muschelförmigen Verzierungen, sogenannten Rocaillen, zeugt die Schale von der zeitgenössischen Vorliebe für neobarocke Formen. Eine Jardinière, abgeleitet vom französischen „jardin“ für Garten, ist „ein Gefäß, das man auf den Tisch und die Kommode stellen kann, um eine Blumendekoration herzustellen“, erklärt Eva-Maria Hasert. Zu sehen ist die Schale in Annas Ankleidezimmer im ersten Schlossrundgang. Zeitweise musste sie wegen der Restaurierung weichen, ist aber wieder am Platz in der Vitrine. Christian Juranek und Eva-Maria Hasert sind sich einig: „Sie ist viel zu schön, um sie nicht zu zeigen.“