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Schlossfestspiele „Faust" aufs Auge und auf die Ohren

Wernigeröder Schlossfestspiele: Organisator Christian Fitzner blickt auf eine erfolgreiche Saison zurück.

Von Ivonne Sielaff 09.09.2016, 01:01

Wernigerode l 3850 Besucher bei den Wernigeröder Schlossfestspielen, die „Freischütz“-Vorstellungen ausverkauft, die Tickets für die Wandelkonzerte in Windeseile vergriffen - die Festspielsaison 2016 ist rekordverdächtig gewesen. „Von der Resonanz her bin ich sehr zufrieden“, sagt Christian Fitzner, Chef des Philharmonischen Kammerorchesters. „Wir haben keinen Grund, uns zu beklagen.“ Inhaltlich sei er jedoch nachdenklich geworden.

Nachdenklich, weil ihn Maximilian Ponaders „Freischütz“ nicht restlos überzeugt habe. „Die Inszenierung war quirlig, spektakulär, unkonventionell witzig. Die Sänger waren super“, so Fitzner. Besonders das Ännchen (Linda Hergarten) mit seiner quietschigen Art sei beim Publikum gut angekommen. Aber: „Mit ‚Martha‘ haben wir im vergangenen Jahr die Herzen der Zuschauer erobert. Beim ‚Freischütz‘ ist uns das meiner Meinung nach nicht wirklich gelungen.“

Das Publikum sei gespalten gewesen, sagt Fitzner. Er selbst habe Probleme mit dem Rollenkonzept des Samiels (Ponader) als Regisseur des Bühnengeschehens gewesen. Zudem waren ihm einige Kostüme und Perücken zu grell. „Aber das ist Geschmackssache.“ Die kritischen Stimmen, auch von Seiten des Publikums, hätten sich nicht negativ auf die Ticketnachfrage ausgewirkt. „Und das ist eigentlich ein gutes Zeichen“, so der Orchesterchef.

Nachgedacht habe er auch über die Last Night – das traditionelle Abschlusskonzert der Schlossfestspiele. „Ich bin dabei, mir ein neues Konzept zu überlegen.“ Er habe Zweifel an der Urmischung von Klassik und Filmmusik, „die wir seit 20 Jahren bringen“. Die Zeiten hätten sich geändert. „Ich bin auf der Suche nach etwas anderem, will etwas Neues kreieren, was den Funken vom Orchester aufs Publikum überspringen lässt.“

Man darf also gespannt sein. Welche Oper im kommenden Jahr gespielt wird, ist dagegen kein Geheimnis mehr. „Ich habe den ‚Faust‘ von Charles Gounod schon ganz lange im Visier“, so Fitzner. Das Publikum könne sich auf französische romantische Musik, auf tolle Chor- und Tanzszenen freuen. Gesungen und gesprochen werde allerdings in deutscher Sprache. „Vielleicht ein paar Arien auf französisch.“

Der Orchesterchef steckt bereits mitten in den Planungen für die nächste Oper. Das Vorsingen für die Solistenrollen findet Ende Oktober statt. „Es sind anspruchsvolle Partien, und ich hoffe auf gute Bewerber.“ Die Entscheidung für einen Sänger könne er nicht am Schreibtisch treffen. „Ich muss die Persönlichkeiten kennenlernen, schauen, ob es passt.“

Mit Birgit Kronshage steht die Regisseurin für den „Faust“ schon fest. Sie ist in der Region keine Unbekannte, inszenierte bereits für das Nordharzer Städtebundtheater. Christian Fitzner hofft für 2017 auf eine etwas konventionellere Inszenierung. In jedem Fall soll das Konzept nächstes Mal öffentlich vorgestellt werden. „Damit die Zuschauer wissen, worauf sie sich einlassen.“

Kopfzerbrechen bereitet Festspiel-Organisator Christian Fitzner derzeit die Platzierung der Bühne auf dem Schlossinnenhof. Das relativ große Podest in der Mitte des Hofes mit der Bestuhlung auf drei Seiten sorgte bei den „Freischütz“-Vorstellungen für Probleme. So hatte das Publikum links und rechts der Bühne teilweise Schwierigkeiten, die Akteure auf der Bühne richtig zu verstehen. „Mir ist das selbst aufgefallen“, sagt Fitzner. „Das müssen wir ändern. Die Leute an den Seiten waren szenisch abgehängt, haben die Sänger nur von hinten gesehen. Und dafür sind die Plätze zu teuer.“