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Soziales Weiterfahrt unter neuer Flagge

Die Kindertagesstätte „Onkel Thoms Hütte“ wird von der Diakonie Halberstadt übernommen.Die bisherige Betreiberin zieht sich zurück.

Von Katrin Schröder 10.06.2016, 01:01

Blankenburg l Die Kindertagesstätte „Onkel Thoms Hütte“ steht vor einem Umbruch. Gründerin Grit Thoms, die die Einrichtung knapp zwölf Jahre lang betrieben hat, zieht sich zurück. Grund dafür ist eine wirtschaftliche Schieflage, bestätigt die 53-Jährige auf Volksstimme-Nachfrage.

Diese hänge unter anderem mit Änderungen zusammen, die das Kinderförderungsgesetz (Kifög) mit sich gebracht habe. Dass kleinere Träger und Einzelunternehmer wie sie künftig Kindereinrichtungen betreiben könnten, bezweifelt sie. „Ich kann es mir nicht vorstellen.“ Während sie in ihren erlernten Beruf als Krankenschwester zurückkehrt, wird die Tagesstätte in der Schleinitzstraße weitergeführt, allerdings unter der Flagge des Diakonischen Werks Halberstadt. Grit Thoms selbst hat die Nachfolger ins Boot geholt. „Es ist besser, wenn ein größerer Träger die Einrichtung übernimmt.“

Darauf bereitet sich die Diakonie derzeit vor, bestätigt Geschäftsführerin Gabriele Schwentek auf Volksstimme-Nachfrage. „Wir haben Gespräche mit der Stadtverwaltung und den Mitarbeitern geführt.“ Ein Termin mit dem Elternkuratorium sei vereinbart.

Offen ist, ob der Wechsel zum 1. Juli oder zum 1. August vollzogen wird. Derzeit liefen Verhandlungen mit dem Harzkreis. Das Diakonische Werk betreibt bereits fünf Kindertagesstätten in Dingelstedt, Eilenstedt, Schwanebeck, dem Halberstädter Ortsteil Wehrstedt und in Nachterstedt.

Für die Mitarbeiter, die Kinder und ihre Eltern ändert sich vorerst wenig. Die sechs Erzieherinnen, die Reinigungskraft und der Hausmeister werden weiter beschäftigt, versichert die Diakonie-Geschäftsführerin. „Kein Arbeitsplatz geht verloren.“ Dafür gebe es auch keinen Grund. „Es ist ein gut funktionierendes Team.“

Eigene Akzente will die Diakonie in Zukunft setzen. „Gemeinsam mit den Mitarbeitern erarbeiten wir eine neue Konzeption“, sagt Gabriele Schwentek. Den Ergebnissen wolle sie nicht vorgreifen. Fest stehe, dass die Einrichtung ein christliches Profil erhalte. „Damit ist keine Missionierung verbunden, sondern Angebote, die die Kinder wählen können“, betont sie. Klar sei ebenfalls, dass sich der Name ändert. Auch darüber werde mit den Mitarbeitern beraten.

Eine gute Nachricht für die Eltern: Die Beiträge bleiben unverändert. Die Diakonie könne diese nicht erhöhen, erklärt Gabriele Schwentek. „Das legt die Stadt fest.“ Es stehe dem Träger lediglich frei, Beiträge zu senken. Es sei davon auszugehen, dass sich die Elternbeiträge im Landkreisschnitt bewegen werden: „Das ist bei unseren anderen Einrichtungen der Fall“, sagt die Diakonie-Chefin.

Für den Wechsel schließen Stadt und Diakonie eine Vereinbarung ab. Diese wird vom Sozial- und vom Wirtschaftsausschuss befürwortet und am Mittwoch, 22. Juni, dem Stadtrat zur Entscheidung vorgelegt.

Man wolle den Prozess wohlwollend begleiten, hieß es im Sozialausschuss. „Zwölf Jahre Kontinuität sprechen dafür, dass dieser Standort in Blankenburgs Mitte erhalten werden sollte“, sagte die stellvertretende Vorsitzende Annekatrin Wagner auf Volksstimme-Nachfrage. Grit Thoms und ihren Mitarbeiterinnen gebühre Dank, dass sie ein Angebot geschaffen haben, das angenommen und geschätzt werde. Derzeit werden 45 Kinder in vier Gruppen betreut, davon zwei Krippengruppen für Kinder von bis zu drei Jahren.