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Stammzellenspender Kleiner Piks gibt große Hoffnung

Mehr als 1600 Harzer haben sich am Sonntag in Wernigerode als Stammzellenspender registrieren lassen.

Von Ivonne Sielaff 26.09.2016, 01:01

Wernigerode l Die Nadel berührt die Armbeuge, sticht durch die Haut. Kurz darauf fließt Blut in das Röhrchen. Wertvolle fünf Milliliter Blut. „Helft Vanessa“ - unter diesem Motto fand am Sonntag im HKK Hotel eine der größten Typisierungsaktionen der Region statt. Mehr als 1600 Harzer waren gekommen, um ihr Blut testen zu lassen.

Das Schicksal der 26-Jährigen hatte in den vergangenen Tagen viele Wernigeröder bewegt. Vor gut einem Monat hatte die junge Frau die schockierende Diagnose erhalten: Blutkrebs. Seither kämpft Vanessa in einer Klinik in Hannover gegen ihre Krankheit. Allein die Chemietherapie kann ihr Leben nicht retten. Vanessa braucht so schnell wie möglich einen Stammzellenspender.

Familie und Freunde der jungen Frau hatten daraufhin zusammen mit der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) eine Typisierungsaktion auf die Beine gestellt. Um möglichst viele Menschen zu erreichen, wurde mit Flyern, Plakaten und einer Facebook-Seite die Werbetrommel gerührt. Gleichzeitig wurde eine Sammelaktion gestartet. Denn jede Blutuntersuchung kostet 40 Euro.

Das Engagement hat sich ausgezahlt. Schon vor Beginn der Aktion hatten sich am Sonntag Schlangen von Wartenden vor dem Hotel in der Pfarrstraße gebildet. Etliche Helfer wiesen die Spendenwilligen ein. Sogar die Parkplatzsuche wurde organisiert.

„Ich habe in der Tanzschule von der Typisierung erfahren“, so Martina Weihe auf Volksstimme-Nachfrage. „Jeder kann an Leukämie erkranken und Hilfe brauchen“. Deshalb sei es für sie selbstverständlich, sich testen zu lassen. Mandy Werner, die in Magdeburg lebt, war am Sonntag zu Besuch bei ihren Eltern in Wernigerode. „Plötzlich hieß es: ‚Wir müssen noch einmal kurz weg.‘ Meine Eltern erzählten mir von Vanessa.“ Sie sei ungefähr im gleichen Alter und sofort bereit gewesen, ihre Eltern zur Registrierung zu begleiten. Markus Wienert ließ sein Blut ebenfalls untersuchen. „Vanessa ist eine sehr gute Freundin von mir. Vielleicht kann ich ihr – oder wenigstens einem anderen helfen.“

Rebekka M‘Baidanoum von der Deutschen Knochenmarkspenderdatei zeigte sich beeindruckt von der Solidarität der Wernigeröder. „Die Stadt steht zusammen“, so die DKMS-Mitarbeiterin, die die „großartige Vorbereitung“ durch die Angehörigen lobte. „Sie haben in jeder Minute alles gegeben.“ Vanessas Ehemann Marco Oberstädt dankte im Namen von Familie und Freunden den vielen Unterstützern und Spendenwilligen. „Alles hat reibungslos funktioniert. Das war schön zu sehen. Das war Wahnsinn“, so Oberstädt. „Wir sind sehr zufrieden.“

Die Blutproben werden nun auf ihre Gewebemerkmale untersucht. „Acht Merkmale müssen übereinstimmen“, so Rebekka M‘Baidanoum. Das Ganze gleiche der Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen. „Manchmal findet sich unter 70 000 Proben ein Treffer, manchmal braucht es mehrere Millionen.“ Umso mehr Menschen sich testen lassen, umso größer sei die Chance, einen genetischen Zwilling zu finden.

Die DKMS hat bei der Deutschen Bank ein Spendenkonto für Vanessa eingerichtet. Es lautet: DE 3410 0708 4801 5123 1806 (BIC: DEUTDEDB110). Bitte den Verwendungszweck angeben: NEA 001. Bei Adressenangaben werden automatisch Spendenquittungen zugesandt.