Storchen-Alarm Wo sind Gert und Gerti?

Aufregung in Veckenstedt: Die Altstörche sind nicht mehr auf dem Horst. Ein Schwarzstorch soll die Weißstorch-Familie attackiert haben.

Von Jörg Niemann 18.06.2017, 01:01

Veckenstedt l Wo sind Gert und Gerti, die beiden erwachsenen Weißstörche vom Storchenhorst auf dem Schornstein des alten Heizhauses im Landschulheim Grovesmühle? Lehrerin Marianne Groninga hat am Donnerstag beide Alttiere zum letzten Mal auf dem Horst gesehen. Sie war durch lautes Klappern der Tiere aufmerksam geworden und beobachtete, dass ein Schwarzstorch den Weißstorch-Horst attackierte. Sie holte sofort ihre Kamera, doch kurz darauf war der Schwarzstorch weg und die Storchenfamilie – sie besteht definitiv aus den beiden Alttieren Gert und Gerti und nur einem Jungtier – zeigte sich zum möglicherweise letzten Mal gemeinsam. Danach seien die beiden Alttiere zusammen weggeflogen und seitdem hat sie niemand mehr auf dem Horst in Veckenstedt beobachtet.

Dafür gibt es verschiedene Erklärungen: Die einfachste wäre, dass das Jungtier mit seinem Alter von etwa drei Wochen alt genug ist, um sich bei Bedarf selbst zu verteidigen. Deshalb ist die Anwesenheit eines Alttieres zum Schutz nicht mehr erforderlich. Die Alttiere füttern ihr Junges dann abwechselnd und sind nur für wenige Augenblicke auf dem Horst. Da dies trotz vieler Passanten nicht beobachtet wurde, hat die Volksstimme nach einem Hilferuf aus der Grovesmühle mit dem Weißstorch-Beauftragten des Harzkreises, Georg Fiedler, telefoniert.

 

Fiedler gab sein Okay für einen vorsichtigen Drohneneinsatz. Bei dem wurde definitiv festgestellt, dass ein lebendes Jungtier auf dem Horst ist. Diese Beobachtung wurde dann an Dr. Michael Kaatz, den Leiter des Storchenhofes Loburg, weitergeleitet. Der riet zunächst zum Abwarten, denn auch ein Storchenjunges kann einige Tage ohne Futter auskommen. Dass es weitgehend vor Raubvögeln geschützt ist, zeigt eine Beobachtung, die Grovesmühle-Mitarbeiterin Lisa Salomon gemacht hat. Ein Milan flog etwa 30 Meter über dem Nest, hat aber keine Anstalten unternommen, den jungen Storch zu schlagen.

Deshalb wurde mit Michael Kaatz vereinbart, am Freitag noch keine Rettungsaktion für das Jungtier zu veranlassen, um nicht unnötiger Weise in die Natur einzugreifen.

Sehr wichtig sind in diesem Fall aber Hinweise von Menschen, die seit Donnerstagnachmittag den Horst beobachtet haben. Wer seit dieser Zeit einen ausgewachsenen Storch auf dem Horst gesehen hat, der wird gebeten, dies unter Telefon (0 39 43) 4 42 13 auf Band mitzuteilen. Diese Beobachtungen sind für die Zukunft des Storchenjungen sehr wichtig – ja sogar überlebenswichtig und bilden die Grundlage für möglicherweise nötig werdende Rettungsaktionen.