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Täter gefasstBombenalarm in Wernigerode

Erfolg für die Polizei: In Wernigerode wird ein 56-Jähriger festgenommen, der mit Bombendrohungen Großaktionen ausgelöste.

Von Dennis Lotzmann 17.02.2017, 20:49

Wernigerode l Aufregung am Freitagvormittag in Hasserode – ein Polizeiauto nach dem anderen fährt mit Blaulicht vor dem Hasseröder Burghotel vor. Als wenig später der Einsatzwagen der Experten für „Unbekannte Spreng- und Brandvorrichtungen“ (USBV) aus dem Landeskriminalamt vor der Rezeption hält, ist der Grund für den polizeilichen Großeinsatz klar: Bombenalarm nach einer entsprechenden Drohung.

Die hatte ein 56 Jahre alter Mann aus Ingelsheim (Rheinland-Pfalz) kurz zuvor in einer polizeilichen Vernehmung im Wernigeröder Revierkommissariat eher beiläufig fallen lassen. Er sei in der vergangenen Nacht im Burghotel abgestiegen, erklärte er und riet den Beamten, dort mal genauer nach einem platzierten Sprengsatz zu suchen.

Der vielsagende „Tipp“ des im thüringischen Sondershausen geborenen Mannes löste sofort einen Großeinsatz aus. Die Polizei evakuierte das Burghotel, in dem rund 60 Gäste die Nacht verbracht hatten sowie 20 Mitarbeiter tätig waren, und alarmierte die USBV-Experten vom LKA.

Damit wiederholte sich ein Szenario, das der Mann bereits am Montag in Magdeburg und am vergangenen Sonnabend in Leipzig ausgelöst hatte. In beiden Fällen hatte er telefonisch Sprengstoffanschläge auf ein Hostel und das Intercity-Hotel angekündigt und die USBV-Profis auf den Plan gerufen. Und sie wurden zumindest indirekt fündig. In Leipzig zogen sie ein altes Haushaltsgerät mit Kabeln unter einer Bettdecke hervor, in Magdeburg fanden sie ein altes Mobiltelefon. Zum Glück waren beide Attrappen ungefährlich.

Unterdessen hatte der reisende Täter seinen Aktionsradius in Richtung Harz verlagert. Dort war der offenbar psychisch auffällige Mann im Hasseröder-Burghotel abgestiegen und bereitete die nächsten Drohanrufe vor. Am Donnerstagabend meldete er sich nach Angaben von Polizeisprecher Marc Becher aus einer Telefonzelle in Wernigerode wieder bei der Polizei, um weitere Bombendrohungen – unter anderem gegen einen öffentlich-rechtlichen Sender – auszusprechen.

Während eine sofortige Überprüfung trotz Einsatzes eines Fährtenhundes hier nicht zur Festnahme des Anrufers führte, schnappte die Falle beim nächsten Anruf zu. Am Freitagmorgen gelang es Beamten im polizeilichen Lage- und Führungszentrum in Magdeburg, den Mann so lange am Telefon hinzuhalten, bis er unweit des Wernigeröder Kommissariats festgenommen werden konnte. In der anschließenden Vernehmung gestand er nach Bechers Angaben dann nicht nur die beiden Drohungen, sondern sprach eine weitere gegen das Burghotel aus.

Die dort in Sicherheit gebrachten Hotelgäste bleiben unterdessen entspannt. „Als ich gegen 10.45 Uhr zur Massage wollte, durfte ich nicht wieder ins Hotel“, sagte Cornelia Böttcher. Die Urlauberin aus Schleswig-Holstein lobte das „ruhige und freundliche Personal“, das mit der Situation professionell umgegangen sei. „Wir sind zum zweiten Mal im Burghotel und lassen uns von so einem Zwischenfall nicht die Ferien verderben“, so Carola Hofmann aus Schönebeck. Sie wollte einen erstandenen Baumkuchen auf ihr Zimmer schaffen, als die Polizei das Hotel sperrte. Gegen 11.45 Uhr dann Entwarnung.

Offenbar spielen bei den Taten auch persönliche Faktoren eine Rolle. Gleichwohl gab es nach Angaben des Halberstädter Oberstaatsanwalts Hauke Roggenbuck keine Gründe für einen Haftantrag. Die Ermittlungen wegen Störung des öffentlichen Friedens laufen.
Unbestätigten Angaben zufolge soll der Mann aber wohl aus eigenem Antrieb eine Klinik aufgesucht haben.