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Technik Herr Müller und seine flotte Biene

Die Harzer Volksstimme stellt Menschen und ihre besonderen Autos vor - zum Beispiel Andreas Müller aus Wernigerode mit seiner Ape.

Von Ivonne Sielaff 28.06.2017, 01:01

Wernigerode l Zu zweit in einer Ape 50 bedeutet immer Körperkontakt. Der Lenker sitzt mittig. Als Sozius hat man ständig den Ellenbogen des Fahrers in der Seite. Motor an, Gas geben. Das Vespacar röhrt auf. Und los geht die wilde Fahrt.

Im Italien-Urlaub hat sich Andreas Müller in seine „flotte Biene“ verguckt. „Es war 1998 und Liebe auf den ersten Blick. Seither bin ich ihr treu“, verrät der Wernigeröder Weinhändler. Dabei ist „flott“ relativ. Knapp 40 Kilometer pro Stunde schafft seine Ape (zu deutsch: Biene) bei ganzen drei Pferdestärken. Voll beladen und bergab erreicht der dreirädrige Kleintransporter sogar über 50 km/h.

In Italien gehörten die Apes zum Straßenbild wie Pizza und Pasta auf den Teller. Hierzulande ist das urige Kultgefährt weniger beliebt. Gerade einmal 15 Apes 50 sind im Harzkreis zugelassen. In Wernigerode sind es zwei.

Seine erste Ape hat sich Andreas Müller direkt in Italien gekauft und sie auf einem Hänger nach Hause transportiert. Die Zulassung in Deutschland sei damals ein „Theater ohne Ende“ gewesen, erinnert er sich. „Es gab nur Probleme. Sie hatte keine deutschen Papiere und nur einen Scheinwerfer.“ Inzwischen fährt er seine fünfte.

Großer Aufwand, viel Nutzen. Denn wenn der Weinhändler durch Wernigerode tuckert, hat das Wiedererkennungswert. Das motorisierte Dreirad erregt Aufsehen, erntet erstaunte Blicke. Autofahrer hupen. Wildfremde Leute winken, zeigen mit den Fingern auf das merkwürdige, rote Fahrzeug.

Zwischen 6000 und 8000 Kilometer legt Müllers Ape im Jahr zurück. Und das nur in der Innenstadt und höchstens mal bis Ilsenburg oder Blankenburg. „Weiter traue ich mich nicht“, sagt Andreas Müller. Als Lieferwagen sei die Ape jedoch unschlagbar. Genau 528 Ein-Liter-Flaschen passen in den Laderaum der „Arbeitsbiene“. „Da geht dann aber keine Zeitung mehr dazwischen.“ Das Vespacar hat zwar weder Radio, Klimaanlage und sonstigen Komfort, ist dafür aber wendig und passt durch jede Polleranlage. „Und jedes Mal, wenn ich geblitzt werde, freue ich mich. Ich habe nämlich vorn kein Nummernschild.“ Zudem ist die Ape geradezu billig in der Unterhaltung. 58 Euro Versicherung zahlt Müller pro Jahr. TÜV und Abgasuntersuchung braucht die Ape nicht.

Und das Fahrerlebnis? „Ein Highlight.“ Angst darf man als Ape-Fahrer allerdings nicht haben. Knapp vor der Nase die Frontscheibe, links und rechts die Seitentüren. „Viel Knautschzone ist da nicht. Man ist sehr nah am Auto, aber auch sehr nah an der Straße“, so Müller. Außerdem hebt das Dreirad in der Kurve gerne mal ab. „Ich bin schon ein paar Mal fast umgekippt.“

Wie es mit der Wartung aussieht? Andreas Müller lacht. „Das erste was ich verliere, sind immer die Radkappen.“ Er repariere vieles selbst. Ersatzteile zu besorgen, das sei kein Problem – auch nicht in Deutschland. „Wie sagt man so schön: Italienische Autos gehen nicht kaputt. Sie sind nur unpässlich. Man muss sie lieben.“