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Vasten-Colleg Spitzensport im Luther-Jahr

Zwei Kenner ihrer Szene haben die geladenen Gäste zum 20. Vasten-Colleg im Wernigeröder Rathaussaal bestens unterhalten.

Von Regina Urbat 13.04.2017, 01:01

Wernigerode l Was wäre wenn? Mit dieser Frage leitete auf dem 20. Vasten-Colleg Konrad Breitenborn seine Bratenrede ein. Diese Rede, die stets mit Spannung nach dem Hauptgang des festlichen Mahls von den 100 geladenen Gästen aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung im Wernigeröder Rathaussaal erwartet wird, war der i-Punkt eines insgesamt sehr gelungenen Abends.

Angefangen von der Begrüßung durch Oberbürgermeister Peter Gaffert (parteilos), die er im Namen des Stadtratspräsidenten Uwe-Friedrich Albrecht (CDU) aussprach. Dabei erinnerte Gaffert an den Ursprung der Tradition, an die Schenkung des Spelhuses, das heutige Rathaus, im Jahr 1427 durch die Grafenfamilie an die Wernigeröder Bürgerschaft. Er erinnerte an damals vertragliche Regelungen, dass beispielsweise ohne Willen der Bürger in dem Haus kein fremdes Bier ausgerufen und getrunken werden darf. Dass ausgerechnet zum 20. Vasten-Colleg, das übrigens Alt-Oberbürgermeister Ludwig Hoffmann (SPD) im Jahr 1997 wieder aufleben ließ, diese Regelung gebrochen wird, ahnte Gaffert noch nicht.

Vorerst bedankte er sich bei Barbara und Tabea Toppel für die „ausgezeichnete musikalische Umrahmung mit Stücken von Fritz Kreisler und begrüßte mit Alfons Hörmann den Festredner des Abends.

Der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) war über Weimar aus dem Allgäu nach Wernigerode angereist und sei gern in die Wintersportregion gekommen. „Mit großer Aufmerksamkeit verfolge ich, was sich vor allem in und um Schierke tut.“

Für Hörmann sei der Sport allgemein wichtig und leiste einen wertvollen Beitrag. „Sport hat die Kraft, unsere Gesellschaft nachhaltig zu gestalten und zu entwickeln.“
Bei der Fülle von Themen, für die der Sport einen Beitrag leiste, beschränkte sich Hörmann auf drei: ökonomische Bedeutung, Gesundheitsaspekt und Vereinsarbeit. In Hinblick auf den Spitzen- und Leistungssport versicherte Hörmann, dass der DOSB auf einen guten Weg der Reformierung sei. „Unser Ziel ist, dass gerade Kindern und Jugendlichen, die im Leistungssport aktiv sind, eine Perspektive geboten wird. Auch jenen, die es nicht nach ganz oben schaffen.“

Zudem betonte er, dass „Erfolg um jeden Preis“ und somit Doping, Korruption und Gesetzesverstöße konsequent abgelehnt werden. Denn, so Hörmann weiter, all die Fehlschläge hätten dazu beigetragen, dass der nationale wie internationale Sport massiv in die Kritik geraten sei. „Die Quittung sind die Ergebnisse von Bürgerbefragungen in München und Hamburg, wo die Austragung von Olympischen Spielen abgelehnt wurden.“

Dem Sportexperten Hörmann folgte nach schon erwähntem Hauptgang der Geschichts-Professor Breitenborn am Rednerpult. Das betrat der Museumsfachmann, der für die Kulturstiftung des Landes tätig ist, mit einer Aktentasche. Daraus holte der Wernigeröder ein „verbotenes“ Biergetränk, eine Flasche Einbecker, goss den Gerstensaft in einen Krug und befeuchtete genüsslich seine Lippen.

Die Spannung stieg, als Breitenborn die Möglichkeit ausmalte, Martin Luther stünde plötzlich vor der Rathaustür und „schlägt an“. Sicher würde man dem Überraschungsgast Einlass gewähren und zu Tisch bitten. Mit den Sitten und Bräuchen sowie den Lebensumständen zu Luthers Zeiten hätte man heute jedoch so einige Probleme, versicherte der Historiker.

Breitenborn erinnerte beispielsweise an das Speisen von Mahlzeiten mit den Händen, dem Gebrauch maximal eines Messers und Verpönen von Gabeln. Auch daran, dass Luther täglich bis zu 50 Gäste um sich scharte, die mit Speis und reichlich Bier, das im Hause selbst gebraut wurde, bewirtet werden mussten.

Die amüsant vorgetragenen Geschichten um den Reformator gefielen. Auch die Antwort auf die eingangs gestellte Frage, was wäre wenn, Luther gekommen wäre: „Dann hätte ich wieder in die Röhre geguckt“, sagte Breitenborn und führte ein Protokoll vom 1. Vasten-Colleg als Beweis an. Am 25. März 1997 war er als Bratenredner vorgesehen. In Klammern dahinter stand „Fürst“. Der 2001 verstorbene Fürst Christian-Heinrich zu Stolberg-Wernigerode erschien als Ehrengast und, er tat das, worauf Konrad Breitenborn 20 Jahre warten musste.

Als Menü, zubereitet vom Hotel Gothisches Haus unter Federführung von Küchenchef Ronny Kallmeyer, gab es Terrine vom heimischen Reh mit Äpfeln und Nüssen, Riesling-Senfsuppe mit Wendefurther Forelle, Himbeersorbet, Filet vom Havelländer Apfelschwein im Crepemantel mit getrüffeltem Sellerie und gefüllter Kartoffel sowie „Harzer Waldboden“ als Dessert. Neben Weinen wurde einheimisches Wasser und Bier gereicht.