W-W-W-Rallye Auf Umwegen bis Georgien

Drei junge Wirtschaftsingenieure reisen von Wernigerode nach Wladiwostok und wieder zurück. Hier der erste Bericht von unterwegs:

28.08.2016, 23:01

Wernigerode l Zu einer Tour um die halbe Welt sind drei junge Wirtschaftsingenieure aufgebrochen. Insgesamt 30 000 Kilometer von Wernigerode nach Wladiwostok und wieder zurück wollen Yaroslav Korneev, Jörg Schmidt und Sven Böttcher in einem Toyota Corolla zurücklegen - in 70 Tagen. Für die Volksstimme berichtet das Trio über die ersten Tage ihrer W-W-W-Rallye.

Die ersten Etappen bis zur ukrainischen Grenze sind völlig problemlos und zügig verlaufen. Auf der Reise haben wir Serbien und Bulgarien durchfahren und sind mitten in der Nacht in unserem reservierten Hotel in Rumänien, vor den Toren Bukarests, angekommen.

Die Straßen waren gut, und wir genossen die abwechslungsreiche Landschaft und die regionalen Spezialitäten. Auch unser Auto hat die ersten 2000 Kilometer, trotz des großen Dachkorbs genügsam und heile überstanden. Nach einer knapp vierstündigen Schikane an der Grenze zwischen Moldawien und der Ukraine wurde unser rasches Fortkommen jedoch eingeschränkt.

Aus Zeitmangel und weil wir auf der Route davor keine schlechten Straßenverhältnisse erwarteten, haben wir entschieden, die verstärkten Federn und Stoßdämpfer erst in Georgien einzubauen. Diese Entscheidung stellte sich jedoch als Fehler heraus.

Die Straßen der südlichen Ukraine waren derart schlecht, dass unser vollbeladenes Auto trotz langsamer Fahrt mehrmals aufsetzte. Zum Glück kam es zu keinen größeren Schäden, und wir konnten unsere Reise bis nach Odessa am Schwarzen Meer fortsetzen.

Die Gastfreundschaft der ukrainischen Bevölkerung ist jedem zu empfehlen, sie kennenzulernen ebenso wie die Ukraine auf eigene Faust zu erkunden. Dazu sollte man jedoch den nördlichen Grenzübergang passieren, um die leider nach wie vor übliche Korruption an der Grenze und die miserablen Straßen weitgehend zu umgehen.

 Am Schwarzen Meer warteten wir auf die Abfahrt der Fähre von Ilyichevsk nach Batumi. Der ursprüngliche Abfahrtstermin sollte der 7. August sein. Am selben Morgen erfuhren wir jedoch, dass sich die Abfahrt um einen Tag verschiebt. Somit packten wir am frühen Morgen des 8. August erneut unsere Koffer und waren froh, nun endlich weiterzukommen. Leider verschob die Fährgesellschaft auch diesen Termin auf vorerst unbestimmte Zeit. Immerhin gab uns diese Zwangspause Gelegenheit, die Urlaubsregion Ilyichevsk und Odessa genauer zu erkunden.

Am 9. August wurde kurzfristig der Abfahrtstermin der Fähre festgelegt. Kurz nach 11 Uhr konnten wir unsere Tickets kaufen. Nach ungefähr acht Stunden nervenaufreibender Bürokratie durften wir endlich auf die Fähre „MS Greifswald“.

Wieder einmal verschob sich die Fährabfahrt vom späten Abend des 9. August auf den nächsten Morgen. Doch wir waren erleichtert, als sich das Schiff endlich in Bewegung setzte. Unsere, schon dreimal verschobene Ankunft in der gemieteten Wohnung in Batumi konnten wir zum Glück aktualisieren.

Nach wenigen Stunden fiel uns und den anderen Gästen der Fähre jedoch auf, dass wir uns nicht wie geplant in östliche Richtung, sondern in südliche Richtung bewegten. Schnell machte auf der Fähre die Information die Runde, dass das Schiff erst vor dem Hafen im rumänischen Constanta betankt werden muss. Nach diesem eintägigen Umweg stimmte dann der Kurs in Richtung Batumi.

Auf der Hälfte des Weges stoppte das Schiff schlagartig. Schwarzer Rauch stieg aus einem Schornsteine auf, und die Crew bestieg mit Atemschutzmasken und in steinalten Asbestanzügen den Maschinenraum. Nach ungefähr einer Stunde konnte der Brand gelöscht werden. Die Fähre setzte die Fahrt fort, allerdings nur mit halber Geschwindigkeit.

 Es war wieder einmal abzusehen, dass sich der Ankunftszeitpunkt verschiebt. Der noch intakte eine Motor lief mit Volllast, und auf dem Schiff ging das Gerücht herum, dass dieser Motor auch nicht mehr lange funktionsfähig sei. Überhaupt gab es keine verwertbaren Informationen zum aktuellen Geschehen oder einem realistischen Ankunftszzeitpunkt von der Crew des Schiffs.

Alles in allem summierte sich die Verspätung auf vier Tage. Die Fährgesellschaft wollte die Kosten für einen Tag Hafennutzung sparen und uns erst am nächsten Tag kurz vor der erneuten Beladung aus dem Schiff lassen. Nur durch Drängen eines Gastes konnten wir das Schiff noch am Abend des 13. August verlassen.

Die Stimmung der Fährgäste an Bord war trotz allem immer gut und wir verbrachten die Abende gemeinsam auf dem Deck.

In Batumi angekommen, fuhren wir direkt zu Tatjana. Sie hat mehrere Fremdenzimmer in Batumi und vermietete uns für die gesamte Zeit ein Zimmer. Nun lernten wir die georgische Gastfreundschaft und allerlei kulinarische Spezialitäten kennen.

Als Besitzerin der Art Gallery Adventures Sankt Petersburg hat Tatjana sich sehr für unser Vorhaben interessiert und möchte uns in ihre Galerie zum Thema Reisen aufnehmen.

Am nächsten Tag ging es in die Berge Georgiens. Den ersten Zwischenstopp machten wir im Kurort Burjomi, der weltweit bekannt für sein mineralsalzhaltiges Wasser ist. Geplant ist, die Reise nach Rustavi fortzusetzten, um Yaroslavs Verwandte zu treffen.