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Wandergaststätte Harburg wird herausgeputzt

Um ein Ausflugsziel reicher wird Wernigerode. Das bei Wanderern beliebte Gasthaus Harburg wird aufwändig saniert.

Von Angelika Hüber 01.05.2017, 23:01

Wernigerode l Es tut sich was auf der Harburg. Diese Feststellung werden wohl schon viele Wanderer, die am einstmals beliebten Ausflugslokal ­vorbeigekommen sind, getroffen haben. Im Herbst 2014 ersteigerte Thorsten Ahrend die ehemalige Gaststätte, nachdem sie viele Jahre leer gestanden hatte. Damit übernahm der selbstständige Handwerker ein Objekt mit reichlich Geschichte.

Im Stadtarchiv in Wernigerode ist dokumentiert, dass archäologische Ausgrabungen 1832 einen Bergfried mit Ringmauer zu Tage brachten. Die Bausubstanz deutete auf eine romanische Adelsburg aus dem 11. bis 12. Jahrhundert hin. Eine erste urkundliche Erwähnung als Forstplatz stammt aber erst aus dem Jahr 1352.

Im Laufe der Jahrhunderte wurde das Areal um die Harburg immer wieder zur forstwirtschaftlichen Nutzung verpachtet. 1831 kaufte die Gemeinde Nöschenrode das Gelände und errichtete 1851 eine Schutzhütte mit einem Aussichtspunkt. In Wernigerode nahm zu dieser Zeit der Tourismus mehr und mehr zu, und die Harburg wurde zu einem beliebten Wanderziel. Durch Amtsvorsteher Metz wurde 1870 ein fester Bau zu „Restaurationszwecken“ errichtet. Dieser stand nur zehn Jahre und brannte 1880 bis auf die Grundmauern ab. Im Januar 1881 reichte Amtsvorsteher Metz einen Bauantrag zum Wiederaufbau der Gaststätte ein. Bereits 1882 wurde das neue Gasthaus Harburg eröffnet. Bis auf einige Anbauten wurde die Harburg über fast 150 Jahre kaum verändert.

Bis 1957 wurde die Harburg, immer im Besitz der Stadt Wernigerode, von zwölf Pächtern betrieben und ging dann in die Verwaltung der HO-Gaststätten der DDR über. Nach der Wende wurde sie von der Familie Oberbeck betrieben, später folgten weitere Pächter, bis sie mehrere Jahre ein trostloses Dasein fristete. Thorsten Ahrend hat das Anwesen, wie er sagt, „in einem katastrophalen Zustand übernommen“.

Auf dem Grundstück und im Gebäude hatten sich „Vandalen mehr als ausgetobt“. Das Dach war größtenteils zerstört, die Fassaden hatten stark gelitten. „Dennoch habe ich mir die schönste Aufgabe der Welt gekauft“, sagt der Eigentümer.

Der 52-Jährige begann im Frühjahr 2015 zunächst mit der Sanierung von Dach, Fenstern und Fassaden. Dabei hatte er zahlreiche Auflagen zu erfüllen. Die Wasser- und Abwasserversorgung, die seit den 1950er Jahren immer wieder Probleme bereitete und zur kurzzeitigen Schließung der Gaststätte führte, mussten hergestellt werden. „Die Ingenieure zeigten sich erstaunt, in welch gutem Zustand die Anlage aus dem Jahr 1957 noch war,“ so Thorsten Ahrend. „Sie wurde repariert und auf den neuesten technischen Stand gebracht.“

Aufwendiger gestaltete sich die Sanierung der Trinkwasserversorgung. Die Anstrengung habe sich gelohnt. „Wir haben jetzt einen völlig intakten natürlichen Wasserkreislauf. Zudem gibt es einen Feuerlöschteich, der Bedingung für den Betrieb des Hauses war“, erläutert der Bauherr. Für den Teich habe er Steine vom Berg der Harburg verwendet.

In diesem Jahr steht der Innenausbau im Vordergrund. „Zurzeit sind wir mit Abrissarbeiten von alten und nicht historischen Wandverkleidungen, Fußböden sowie mit der Sanierung der Heizung und Wasserleitungen im Haus beschäftigt.“ Dabei sei die eine oder andere interessante Überraschung zum Vorschein gekommen, zum Beispiel Fenster in einer Außenwand der Harburg.

Besonders froh sei Thorsten Ahrend über die gut erhaltenen Holzkasettendecken in den Gasträumen. Diese wolle er restaurieren lassen, um den alten Charme des Restaurants wieder herzustellen. Die Sanitäranlagen müssen komplett erneuert werden. Bei der Gestaltung soll sich auch hier der Hüttencharakter wiederfinden. „Erreichen will ich das mit 100 Jahre altem Holz.“

Nach einigen Schwierigkeiten sei die Zufahrtsgenehmigung erteilt worden. So könne der Plan, neben einer Gaststätte auch Wohnungen einzurichten, umgesetzt werden. Im Dachgeschosses sollen die künftigen Gaststätten-Betreiber einziehen und Wohnraum für Urlauber entstehen. „Der geniale Ausblick auf Brocken und Schloss sind dann gratis“, sagt der Bauherr.

Die Eröffnung plant er für das Frühjahr 2018. „Dann sollen Wanderer im Gastraum oder Biergarten einfache aber interessante Speisen genießen können und einfach mal, umgeben von der schönen Natur, die Seele baumeln lassen“, sagt Thorsten Ahrend. Außerdem soll die Harburg für Familienfeiern und Feste sowie Teamreisen und Seminare zur Verfügung stehen.