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Wildschwein-Plage Nach Großeinsatz ist Rotte umgezogen

Die Wildschwein-Plage in Wernigerode hält an. Jetzt hat eine Rotte einen Garten im Humboldtweg verwüstet.

Von Ivonne Sielaff 08.06.2017, 21:17

Wernigerode l Ist die Grünschnittaktion im Nesseltal rechtens gewesen? Das fragten sich mehrere Leser nach der Volksstimme-Berichterstattung über den großangelegten Einsatz in der Gartenanlage. Die Stadtverwaltung hatte den Wildschweinen dort den Kampf angesagt. Mit Bagger und Mulcher sind am Dienstag mehrere verwilderte Gärten dem Erdboden gleich gemacht worden. Von März bis September gelte der gesetzlich festgelegte Brutschutz, so ein Wernigeröder am Leser-Telefon. Das Schneiden von Hecken beziehungsweise Fällen von Bäumen sei in dieser Zeit nur mit Genehmigung möglich.

„Die gesamte Aktion erfolgte im Zuge der Gefahrenabwehr“, informiert Tobias Kascha auf Volksstimme-Nachfrage. Weil sich die Wildschwein-Rotte mit Frischlingen in der Gartenanlage eingenistet hatte, seien Menschen unmittelbar gefährdet gewesen. „Bei Gefahr für Leib und Leben ist es für uns als Stadt wichtig, sofort zu reagieren“, so der Chef des Oberbürgermeister-Büros. Die Aktion sei am Mittwoch fortgesetzt worden. „Wir haben noch einen halben Tag drangehängt, um die Grünschnittarbeiten zu beenden.“

Die Bewohner des Schmiedebergs und die Pächter im Nesseltal blieben in den letzten Tagen von Wildschweinattacken verschont. Dafür treiben die Schwarzkittel am Eichberg und Hasenwinkel ihr Unwesen, so Roland Golz am Volksstimme-Lesertelefon. Mindestens fünf Grundstückseigentümer in der Nachbarschaft seien in den vergangenen zwei Wochen von Wildschweinen heimgesucht worden, berichtet der Wernigeröder, der bereits eine Bache mit fünf Frischlingen auf seiner Terrasse angetroffen hat.

Anwohner des Humboldtweges hatten ebenfalls tierischen Besuch. „Seit Sonntag waren sie dreimal bei mir auf dem Grundstück – 14 bis 16 Tiere“, berichtet Frank Fuhlroth. „Auf 200 Quadratmetern haben sie meine Wiese umgepflügt und Zäune beschädigt.“ Fuhlroth will seine Zäune nun mit Estrich-Bewehrungsmatten sichern. Der Wernigeröder vermutet, dass die Tiere vom Nesseltal zum Humboldtweg gezogen sind.

Indes suchen die Stadträte Christian Härtel und Evelyn Edler (beide Linke) die Schuld für die Wildschweinplage bei der Stadt. „Dass es zu diesem immensen Personal- und Technikeinsatz kommen musste, ist keine Überraschung“, so Härtel in einer Pressemitteilung. „Die Stadt ist Eigentümerin der Erholungsgärten am Schmiedeberg und hat die leerstehenden Parzellen, die von den Pächtern aufgegeben und an die Stadt zurückgeben wurden, in den zurückliegenden Jahren nicht ausreichend gepflegt.“ Davon hätten sich die Linke-Stadträte im Sommer 2015 beim Vor-Ort-Termin mit Gartenpächtern am Schmiedeberg überzeugt. Es räche sich nun, dass die Stadt über Jahre am falschen Ende gespart habe und als Eigentümer die leeren Gärten nicht genug gepflegt habe. Der Zustand der Parzellen sei eine regelrechte Einladung an das Borstenvieh gewesen.